Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Erde standen wir an vorderster Front. Wir waren im bewaffneten Einsatz. Hier schrubben wir Dreck von den Wänden.«
    »Dieselben Klagen höre ich von den Eindringlingen, wenn du’s wissen willst«, gab sie zu. »Vielleicht ist es unsere Schuld, die der Kandidaten. Ich weiß, wir können ganz schön herablassend sein.«
    »Tja, halleluja. Eine selbstkritische Kandidatin. Es hätte auch geholfen, wenn ihr uns nicht die Waffen abgenommen hättet.« Als die Männer entdeckt hatten, dass ihre Waffen weg waren, hätte es beinahe eine Meuterei gegeben, einen Aufstand. »Meine Leute kommen alle aus harten Verhältnissen, meistens aus Eye-Dee-Lagern oder Banditengemeinschaften. Ihre Waffen sind ihre Identität. Als Kelly das gemacht hat, war es wie eine Kastration. «
    »Kelly hat es für nötig gehalten. Ihrer Ansicht nach war das Risiko, Waffen im Schiff zu haben, größer als das Risiko solcher psychologischer Schäden.«

    »Und du warst damit einverstanden?«
    Holle dachte darüber nach. Kelly war trotz allem erst fünfundzwanzig, nur ein Jahr älter als Holle selbst. Sie war sehr jung gewesen für solche Entscheidungen. Dennoch hatte sie sie getroffen. »Ja, im Rückblick bin ich damit einverstanden. Damals wäre ich nicht auf die Idee gekommen. Ich schätze, ich bin nicht so weitsichtig oder entschlussfreudig wie Kelly. Aber ich bin einverstanden, ja. Und in Anbetracht dessen, was zwischen Shaughnessy und Windrup vorgefallen ist, war’s vielleicht ganz gut, dass keiner der beiden an eine Schusswaffe rangekommen ist.«
    Sie legten eine kleine Pause ein, während sich die Sonne, der Jupiter und die Arche imposant um sie herum drehten.
    Schließlich sagte sie: »Kommt mir vor, als hätten wir eher ein paar Eiterbeulen aufgestochen, als miteinander zu reden. Wir müssen das gelegentlich mal wiederholen.«
    »Ja. Aber nicht hier draußen, okay?«
    »Klar.« Sie stöpselte das Kabel zwischen ihnen aus, steckte es weg und griff nach der Seilführung an seiner Taille. »Bist du bereit? «
    »Wofür?«
    »Dafür.« Sie betätigte eine Taste, und die Vorrichtung drehte ihn um den Fixpunkt an seiner Taille, so dass sein »Unten« jetzt zu Hawila zeigte, seinem Ziel, und nicht mehr zu Seba.
    »Ach du Scheiße.«
    »Der Anzug! Pass auf den Anzug auf!«

51
    Als sie die Luftschleuse von Hawila passierten, hatte Gordo Alonzos Sendung aus Alma bereits begonnen. Kelly, Venus, Wilson und andere saßen auf T-Hockern vor einem großen Wandbildschirm. Eine Handvoll weiterer Crewmitglieder – Kandidaten, Eindringlinge und Illegale – hatten sich in allen möglichen Winkeln um die Gruppe im Zentrum versammelt.
    Jack Shaughnessy war mit Handschellen an seinen Bruder Paul gefesselt. Jack hatte eine zerschlagene Nase und eine dicker werdende Schwellung ums rechte Auge herum. Gerüchten zufolge stammte beides nicht von Thomas Windrup, sondern von Elle Strekalow, Windrups Partnerin, dem Mädchen, an das er sich herangemacht hatte, womit die ganze Sache losgegangen war. Thomas selbst lag noch in Mike Wetherbees winziger Krankenstation und erholte sich von der Perforation eines Lungenflügels.
    Durch die fünfundvierzigminütige Zeitverzögerung in beide Richtungen gegen Unterbrechungen gefeit, dozierte Alonzo über eins seiner Lieblingsthemen: die Moral der Crew. »Ihr müsst euch mehr Anlässe zum Feiern ausdenken, Leute. Euer Poljakow-Tag im Februar war eine gute Idee.« Am vierhundertachtunddreißigsten Tag der Mission hatte die Besatzung der Arche simultan den Rekord für den längsten Raumflug gebrochen, der seit 1995 von einem Russen namens Waleri Poljakow gehalten worden war. »Das Problem ist, mir fällt in der näheren Zukunft nichts Bedeutsames ein bis zum Tag acht-null-fünf,
wenn ihr den alten Sergei Krikaljow bezüglich der längsten Gesamtaufenthaltsdauer eines Menschen im Weltraum schlagt …«
    Holle schaute auf den Bildschirm. Gordo saß an einem Schreibtisch und war hell beleuchtet, aber im Schatten hinter ihm befanden sich noch andere Gestalten. Sie war ziemlich sicher, Thandie Jones und Edward Kenzie dort zu sehen. Falls ihr Vater auch dabei war, so konnte sie ihn nicht erkennen. Sie starrte auf den Bildschirm und saugte frustriert jedes Pixel auf.
    Etwas landete weich in ihrem Nacken. Sie griff dorthin und fand eine Schraube, die sich irgendwo gelöst hatte. Als sie nach oben schaute, sah sie einen Staubregen, der sanft auf die aneinandergefesselten Brüder und alle anderen herabrieselte. Die langsame Rotation bewirkte,

Weitere Kostenlose Bücher