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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Warp-Generators und dem Antimaterie-Sammeln bei Io fertig. Bevor sie den Jupiter verließen, würden sie jedoch eine Entscheidung benötigen, denn eine Warp-Reise ließ sich aus dem Innern des Raumschiffs heraus nicht kontrollieren, es hieß Zielen und Schießen; sobald sie aufbrachen, waren sie festgelegt. Ihnen blieben also noch neun Monate, um diese Entscheidung zu treffen.
    Hunderte von Exoplaneten waren katalogisiert worden. Die Schwierigkeit war: Welchen sollten sie auswählen?
    Die Sonne war ein Stern der Klasse G, kompakt, gelb, mit einer stabilen Lebensspanne von Jahrmilliarden. Sterne der G-Klasse waren jedoch vergleichsweise selten; sie stellten nur ein Dreißigstel der Sternenpopulation der Galaxis. Die meisten der vielen Hundert Milliarden Sterne in der Galaxis – zwei Drittel der Gesamtzahl – waren rote Zwerge, klein, kühl und so geizig mit ihrem Wasserstoffbrennstoff, dass sie sehr langlebig waren und mehrere Hundert Mal so lange existierten wie ein Stern der G-Klasse. Die Astronomen bezeichneten sie als Sterne der Klasse M.
    Der interstellare Flug war für eine nominelle Dauer von sieben Jahren geplant. Im Innern ihrer Warp-Blase würde die Arche ungefähr die dreifache Lichtgeschwindigkeit erreichen, was der Reise eine Obergrenze von rund zwanzig Lichtjahren setzte. Innerhalb dieses Radius lagen ungefähr siebzig Sternsysteme, meist solche mit mehreren Sternen. Außer der Sonne waren jedoch nur fünf G-Klasse-Sterne darunter.
    Der nächstgelegene war Alpha Centauri A, zehn Prozent massereicher als die Sonne, der Seniorpartner jenes Dreifachsystems, das der Sonne am nächsten war, nur vier Lichtjahre
entfernt. Man war schon längst zu dem Schluss gelangt, dass in diesem System keine auch nur annähernd erdähnlichen Welten zu finden waren, sondern nur in großer Ferne um die Zentralgestirne umlaufende Gasriesen, »kalte Jupiter«, wie man sie nannte, und Asteroidenschwärme, vielleicht Überbleibsel gescheiterter Planetenbildungen. Der nächstweitere G-Klasse-Stern war Tau Ceti im Sternbild des Walfischs, fast zwölf Lichtjahre von Sol entfernt. Doch auch dort waren keine geeigneten Kandidaten gefunden worden. Die nächsten Analogien zur Erde – Welten mit der ungefähr richtigen Masse in stabilen Umlaufbahnen und genau in der richtigen Entfernung vom Mutterstern, also weder zu heiß noch zu kalt – hatte man tatsächlich im Orbit um die »falschen« Sterne gefunden – sie waren entweder dunkler oder heller als Sol –, ja sogar bei einigen der vielen M-Klasse-Kandidaten.
    Angeheizt von all diesen Daten, tobten Diskussionen sowohl auf der Arche als auch unten in Alma. Eine starke Fraktion unter Führung von Gordo Alonzo bestand darauf, dass die G-Klasse-Sterne Priorität haben müssten und man bezüglich der genauen Analogie des Planeten zu Erdbedingungen ein Risiko eingehen müsse. Eine andere Lobby, klar und deutlich angeführt von Venus, trat dafür ein, die Welt an die erste Stelle zu setzen und den Stern an die zweite. Es war eine leidenschaftliche Debatte; schließlich stand die Auswahl der Erde II, einer neuen Heimat für die Menschheit, zur Diskussion. Holle hatte jedoch den Eindruck, dass sie zu einem beinahe theologischen Disput um die Frage degenerierte, ob man wollte, dass die Nachkommen unter einer Sonne von der falschen Farbe aufwuchsen.
    Darüber hinaus – und das komplizierte die Diskussion noch mehr – hatte Venus zufällig einen riesigen Kometenkern entdeckt, der aus der Dunkelheit jenseits des Jupiters herankam
und einen Kollisionskurs mit der Erde einzuschlagen schien. Die plötzliche Bedrohung zusätzlich zu der nicht enden wollenden Flutkatastrophe war ihnen unerträglich erschienen, die Koinzidenz monströs. »Der Beweis, dass der Teufel existiert«, hatte Gordo Alonzo geknurrt, »wenn nicht Gott.« Venus’ Bericht zufolge hatten weitere Daten und Analysen nun gezeigt, dass der Komet nah an der Erde vorbeifliegen, aber nicht einschlagen würde; wenn er in ein paar Jahren das innere Sonnensystem erreichte, würde er ein dramatisches Schauspiel liefern, aber nicht mehr. Holle dachte, der seltsame Zufall hätte die zerstrittenen Planetenjäger auf der Erde und der Arche für eine Weile näher zusammengebracht. Aber sie hatten schon bald ihre Diskussionen wieder aufgenommen.
    Masayos Timer klingelte. Holle schloss den Bericht.
     
    Masayo half Holle, die Schichten ihres Anzugs anzulegen, den hautengen, flüssigkeitsgekühlten Innenanzug, den Druckanzug und dann den

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