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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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verlieben. Und ich kann mir, offen gesagt, auch nicht vorstellen, dass du dich mit jemandem zusammentust.«
    Er machte ein verdutztes Gesicht.

    Holle verspürte Besorgnis und eine Aufwallung von Zuneigung. Sie ging zu ihm hinüber, kniete sich auf den Boden und nahm seine Hände. »Kann sein, dass wir keine Seelenverwandten sind, Zane. Aber wir kennen uns nun schon fast unser ganzes Leben lang. Wir haben gemeinsam für dasselbe Ziel gearbeitet. Und wir haben einander immer unterstützt. Ich weiß noch, wie du an meinem ersten Tag auf der Akademie auf mich gewartet und dir deswegen Ärger eingehandelt hast. Ich wüsste gern, ob – ich meine, das gilt nicht für jetzt, nicht bis wir auf der Erde II sind. Aber vielleicht sollten wir darüber nachdenken, zusammen Kinder zu bekommen. Du und ich. Dort. Also, was meinst du?«
    Er hob den Kopf und sah sie zum ersten Mal direkt an. »Glaubst du an die Warp-Blase?«
    Sie ließ sich auf ihre Knöchel zurücksinken. »Was hast du gesagt ?«
    » Glaubst du an sie?« Er warf einen Blick auf seine Workstation, lachte und sprach schnell. »Ich meine, ich habe mich ausführlich mit der Theorie beschäftigt. Aber es ist unmöglich! Elementare physikalische Prinzipien müssten verletzt werden, damit es funktioniert. Mal ganz abgesehen von auf der Hand liegenden Fragen der Kausalität und vom Verstoß gegen die schwache, starke und dominante Energiebedingung divergiert der Vakuum-Energie-Impuls-Tensor eines skalaren Quantenfelds in einer Alcubierre-Raumzeit, wenn das Schiff die Lichtgeschwindigkeit überschreitet. Er divergiert! Das würde zur Bildung eines Horizonts führen, der, der …« Seine Stimme brach, und er hörte auf zu sprechen, als wäre ihm die Kraft dazu ausgegangen. »Ich kann dir die Gleichungen zeigen.«
    »Zane? Ich verstehe nicht, was du da sagst. Der Warp funktioniert – wir sind unterwegs. Du hast doch selbst zusammen mit
Liu Zheng und den anderen an den Konstruktionslösungen gearbeitet, die uns hierhergebracht haben …« Sie hielt noch immer seine Hände. Die Ärmel seines Overalls hatten sich allmählich hochgeschoben, und nun sah sie ein Muster kleiner, kreuzförmiger Markierungen auf der Haut beider Unterarme. Sie berührte sie behutsam. Einige waren verschorft und fast schon verheilt, andere bläulich verfärbt. Es sah aus, als hätte er sich die Spitze eines Kreuzschraubenziehers ins Fleisch gestoßen.
    »Ich kann keine Kinder mit dir bekommen.« Er lachte, aber es war ein schauerlicher, hohler Laut.
    Sie blickte hoch. »Warum nicht?«
    »Ich bin schmutzig. Das musst du doch wissen.«
    »Schmutzig?«
    »Ist alles im Tagebuch.« Er entzog ihr die Hände und tippte auf seiner Workstation herum. Auf dem Bildschirm erschien eine Art Tagebuch mit Texten und kurzen Videoclips: Zanes Kopf in Großaufnahme. »Er erzählt es dort alles.«
    »Wer?«
    »Zane. In einigen dieser Clips sagt er, er wird sich umbringen. Sie sind so was wie Abschiedsbriefe.«
    »Er … Zane, das bist du . Ist das der Grund, weshalb du dir selbst Verletzungen zufügst?«
    »Wovon sprichst du?«
    Sie nahm seinen rechten Arm, drehte ihn mit festem Griff um und zeigte auf die Schraubenzieher-Markierungen. »Da, und da.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich erinnere mich nicht, dass ich das getan habe. Wahrscheinlich war ich nicht hier.«
    »Wo warst du dann?«
    »Ich täusche nur etwas vor, weißt du«, sagte er abrupt. Er lachte erneut. »Das ist die Wahrheit.« Er starrte sie an. » Ich weiß
nicht, wer ihr seid. Ihr alle. Ich höre euch zu, wenn ihr sprecht, ich notiere mir, wie ihr einander nennt, und ich suche im System nach Nachnamen und so weiter. Ich mache mir Notizen und versuche, mich zu erinnern. So ist es seit dem Jupiter.«
    Sie starrte ihn an. »Und an was erinnerst du dich?«
    »Ich bin aufgewacht«, sagte er.
    »Aufgewacht?«
    Die Worte sprudelten jetzt nur so aus ihm heraus. Offenbar hatte er noch nie mit jemandem darüber gesprochen. »Ich trug einen Druckanzug. Ich schwebte im Raum. Um mich herum war der Warp-Generator, der Collider. Er war bei mir.«
    »Wer?«
    »Der Ingenieur für Außensysteme.«
    »Wilson?«
    »Ja. Da war so ein Schimmern um mich herum, ein optischer Effekt, die Sterne. Wilson hat mich gepackt und mir auf den Rücken geklopft. Große behandschuhte Hände. Er hat gesagt, wir hätten es geschafft, ich hätte es geschafft.«
    Holle erinnerte sich daran. Sie war in Seba gewesen und hatte genau diese Szene gesehen – am 13. März 2044, dem Tag, als der

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