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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Warp-Generator erstmals aktiviert worden war.
    »Ich wusste nicht, was ich geschafft hatte«, flüsterte Zane.
    »Zane – du hast den Warp in Gang gesetzt. Nur dafür hattest du gearbeitet.«
    »Wilson hat mich auf eine Inspektionstour zum Collider-Torus mitgenommen. Ich bin ihm einfach gefolgt. Als ich wieder drinnen war, haben alle gelächelt und genickt und mir die Hand geschüttelt, und ich habe einfach zurückgelächelt und ebenfalls genickt. Ich kannte nicht mal ihre Namen. Als ich an eine Workstation herankam, habe ich die Relativitätstheorie nachgeschlagen. Die habe ich verstanden, sie ist so schlicht. Und
ich habe den sogenannten Warp-Generator studiert. Er kann nicht funktionieren!«
    »Was vor dem Warp-Tag war, weißt du nicht mehr?«
    »Ich habe auch Gedächtnislücken.«
    »Gedächtnislücken?«
    »Andere, spätere Situationen, an die ich mich nicht erinnern kann. Es ist, als würde ich einfach nochmal aufwachen.« Er rieb sich das Gesicht. »Aber ich bekomme nicht viel Schlaf.«
    Sie lächelte und wich zurück. Ihr wurde klar, dass sie zu Mike Wetherbee gehen und ihm erzählen musste, ihr einziger Warp-Ingenieur sei möglicherweise schizoid. Und so viel zu gemeinsamen Babys.
    »Warte einfach hier, Zane. Versprichst du mir das? Wir müssen unser Gespräch fortsetzen.« Sie ließ ihn auf dem Bett sitzen, drehte sich um und floh.

60
    DEZEMBER 2046
     
    Holle wurde von einem leisen Wispern geweckt, das aus der Snoopy-Haube auf dem niedrigen Schrank neben ihrem Bett kam. Die Führungscrew hatte die anzuginternen Systeme als geheimen Kommunikationskanal für Krisenzeiten adaptiert. Im Dunkeln ergriff sie das Headset und zog es übers Kissen zu sich heran. »Groundwater.«
    »Holle? Wilson. Ich könnte hier drüben ein bisschen Hilfe gebrauchen. «
    »Drüben in Hawila?« Sie schlief noch halb und war noch ein wenig benebelt. »Licht.« Ein sanfter Schein erfüllte den Raum, und sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Vier Uhr früh, noch nicht mal Tagesanbruch hier in Seba oder in Hawila, in keinem der beiden Module der Arche. Sie stützte sich auf den Ellbogen. »Sprich weiter, Wilson. Was ist los?«
    »Wir haben ein Kind verloren.«
    »Ein Kind?«
    »Meg Robles.«
    Meg, die inzwischen vier Jahre alt war und auf die fünf zuging, gehörte zur ersten Gruppe von Babys, die auf der Arche zur Welt gekommen waren. Ihre Mutter, Cora Robles, war bei der Einschiffung schwanger gewesen.
    »Wie verliert man ein Kind, Wilson? … Ach, schon gut.«
    »Wir suchen sie. Aber die Kleine ist nur die Hälfte meines Problems.«

    Meines Problems, bemerkte Holle. Wilson mochte Kellys Partner sein, aber er hatte so eine Art, ganz Hawila wie ein privates Lehnsgut zu behandeln. »Die Mutter?«
    »Theo kriegt sie nicht aus HeadSpace raus, und er macht sich Sorgen, wie sie reagieren wird, wenn er den Stecker zieht.«
    »Und du rufst mich an, weil …«
    »Weil ich bei dieser Sache deine weibliche Intuition brauche, Holle.«
    »Ach, verpiss dich, Wilson.« Aber er wusste, dass sie eine Bitte um Hilfe nicht abschlagen würde; das tat sie nie. »Okay. Gib mir ein paar Minuten.«
    »Out.«
     
    In ihrem Schlafanzug stolperte sie aus ihrer Kabine in das kühle, halbdunke Grün des nächtlichen Seba und lenkte ihre Schritte zum gemeinschaftlichen Sanitärblock des Decks. Niemand war in der Nähe, niemand bewegte sich auf den Decks über oder unter ihr. Sie nahm sich vor zu überprüfen, ob der oder die Wachhabende in dieser Nacht nicht irgendwo schlief oder in einer HeadSpace-Zelle herumhing. Wenn das Modul so leer war, kam es ihr irgendwie größer und imposanter vor, fast wie eine Kirche. Man nahm die Geräusche und Gerüche deutlicher wahr, den scharfen Geruch von Elektrizität und Metall, der einen niemals vergessen ließ, dass man sich im Bauch einer großen Maschine befand – und den ständigen muffigen Dunst, einen Abwassergestank, die Signatur von über dreißig Personen, die schon seit fast fünf Jahren, seit dem Start von Gunnison, in diesem Tank lebten.
    Der Sanitärblock gehörte zu einer Säulenstruktur, die das Modul der Länge nach durchzog, von einem Ende zum anderen; die Waschbecken, Duschen und Toiletten auf jeder Ebene
bildeten einen gemeinsamen Sanitärkomplex. Holle ging aufs Klo und wusch sich das Gesicht. Das reibungslose Funktionieren ihrer Systeme, das frische kalte Wasser auf ihrem Gesicht und das gleichmäßige Summen von Pumpen, Ventilatoren und Filtern verschafften ihr eine gewisse Befriedigung. Dies war ihr

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