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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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gemein, fand Kelly. Sie überquerten die Leitern zum Floß jedoch mühelos. Kleine Kinder wimmelten um sie herum, zupften an ihren Händen und Hosenbeinen.
    Thandie Jones ging steif zu den beiden hinüber, und Kelly folgte ihr.
    Der junge Mann hatte ungefähr Kellys Größe. Seine Haare waren blond, seine Augen blassblau. Er trug Aufnäher an seinem Overall, eine amerikanische Flagge und ein Missionsemblem; sie ähnelten den Astronautenabzeichen, die Gordo Alonzo den Kandidaten immer gezeigt hatte. Der Aufnäher war ein auf der Spitze stehendes Dreieck mit einem keilförmigen Stück des Erdquerschnitts, einem Streifen Ozean und den fetten Worten ARCHE ZWEI über einem schematisch dargestellten Himmel. Kelly starrte den Aufnäher an. Er war der erste reale Beweis dafür, dass es die Arche Zwei, deren Existenz ihr Vater ihr durch allerlei Lügen und Ausflüchte verheimlicht hatte, tatsächlich gab.
    »Miss Kenzie«, sagte der junge Mann.
    Sie starrte ihn an. Verwirrt sagte sie: »Nennen Sie mich Kelly.«
    »Willkommen daheim. Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie getan und gesehen haben.« Sein Akzent klang für Kellys Ohren seltsam, gestelzt, nicht richtig amerikanisch. Er schien Probleme
zu haben, ihr in die Augen zu schauen. »Ich wünschte, ich könnte Ihr Schiff sehen.«
    Mike schnaubte. »Wünschen Sie sich das mal lieber nicht. Nach achtzehn Jahren ist es ein fliegendes Klosett; am besten, man lässt es verbrennen.« Er streckte die Hand aus. »Mike Wetherbee.«
    »Ich weiß, wer Sie sind, Doktor Wetherbee. Wir alle haben die Tagesberichte gelesen, die Sie zur Erde gesendet haben. Ihr seid allesamt Helden für uns. Es ist uns eine Ehre.« Er schüttelte Mike und Masayo die Hand und bückte sich dann, um Eddie zu inspizieren, der ihn angrinste. »Und ich weiß auch, wer du bist.«
    »Das hier ist die Gruppe, die zur Arche will«, erklärte Thandie. »Ich, Kelly, Mike, Masayo, der kleine Eddie hier. Habt ihr Platz für uns in eurem Kahn?«
    »Es ist nicht die Trieste , aber wir tun unser Bestes.« Er drehte sich zu Kelly um, sah sie kurz an und wandte den Blick ab. »Ihr habt einen so weiten Weg zurückgelegt, mehr als vierzig Lichtjahre. Aber es sind noch einmal zwölf Kilometer bis zur Arche Zwei – senkrecht nach unten. Seid ihr bereit?«
    »Helfen Sie mir über diese Leiter, dann gehöre ich ganz Ihnen«, sagte Kelly. »Ihr seid sehr großzügig zu uns – ich weiß nicht mal eure Namen.«
    Er starrte sie mit einer seltsamen Intensität an. »Sie erkennen mich nicht.«
    »Tut mir leid.«
    Sein Gesicht wurde rot. »Ich bin dein Sohn. Dexter. Dein erster Sohn.«
    Das kam völlig unerwartet. Kelly fühlte sich, als hätte man ihr einen Faustschlag verpasst. Eddie quiekte, und sie merkte, dass sie seine Hand zu fest gepackt hielt. Sie ließ mit einer bewussten Anstrengung los.

    »Meine Kollegin heißt Lisa Burdock.« Dexter schien noch mehr sagen zu wollen. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging über die Leiter zum U-Boot zurück.
    Mike Wetherbee grinste. »Der Sohn, den du wegen der Sterne verlassen hast. Sieh an, sieh an.«
    »Halt dein verdammtes Maul, Doc.« Verwirrt und niedergedrückt von der Schwerkraft, merkte Kelly, dass sie in Gefahr war, an Ort und Stelle zusammenzubrechen. Nun, dazu würde es nicht kommen. Sie tätschelte Eddie den Kopf, nahm erneut seine Hand und trat vor. »Wer hilft mir über die Leiter?«
    Der Regen nahm zu und wurde zu einem richtigen Wolkenbruch.
     
    Um in das U-Boot zu gelangen, musste Kelly durch den Kommandoturm in einen engen Schacht steigen, an dessen Wand Haltegriffe angebracht waren. Er führte tiefer in den Rumpf hinab, als sie erwartet hatte. Es stank nach Metall, Elektrik, Benzin und Urin.
    Sie landete in einer runden Kammer von ein paar Metern Durchmesser mit einem simplen Steuerstand vor einer Wand voller Monitore. Dicke Fenster waren in die Kugelwände eingelassen; durch die meisten schaute man in trübes blaues Wasser hinab. Gitterelemente bildeten einen ebenen Boden; der Bereich darunter wurde als Lagerraum für lose Ausrüstungsgegenstände und Pressluftflaschen benutzt. Lisa Burdock stellte Klappliegen auf. Kelly setzte sich dankbar auf eine der Liegen, um die Schwäche in ihren Beinen, ihrem Rücken und ihrem Hals zu verbergen. Dexter verteilte Decken und dicke, gefütterte Jacken, obwohl es in der Kugel heiß und eng war. Eddie musste heruntergetragen werden; er wurde von Hand zu Hand gereicht, weil die Haltegriffe für ihn zu weit auseinanderlagen.

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