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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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gleichen Overall wie die anderen, aber bei ihm wirkte er elegant ; die Hosenbeine sahen aus, als wären sie gebügelt worden. »Gut siehst du aus, Mel. Du hast schon immer so ausgesehen, als gehörtest du in eine Uniform.«
    »Wir haben alle euer Schiffstagebuch gelesen. Was für ein unglaubliches Abenteuer. Ich habe euch immer beneidet. Was ihr gesehen habt, wohin ihr gekommen seid …«
    »Wir reden noch über Holle. Wir nehmen uns die Zeit.«
    »Das wäre sehr nett.«
    »Sie hat gute Arbeit geleistet, Mel. Sehr gute. Und sie hat keinen anderen gefunden. Jedenfalls nicht, soweit ich weiß, also bis zur Aufteilung. Es gab immer nur dich.«
    Er nickte mit zusammengepressten Lippen.
    »Mel, mein Vater …«
    »Er schläft gerade. Er ist vierundneunzig.«
    »Ich weiß, wie alt mein Vater ist«, fuhr sie auf.
    Er zuckte zurück. »Entschuldige. Weißt du, er möchte dich sehen, aber er braucht viel Ruhe. Ich würde gern für eine Weile als euer Gastgeber fungieren. Wollt ihr euch ausruhen, schlafen, etwas essen?«
    »Allein hier zu stehen, macht mich schon müde. Warum führst du uns nicht herum – wenn ich mich dabei auf dich stützen darf?«
    »Sicher.« Er warf einen Blick auf die Gruppe, einschließlich Eddie, der sich an der Hand seines Vaters festhielt. »Und das ist Eddie? Wir haben ein Spielzimmer für die Kinder.«
    »Es gibt Kinder hier unten?«
    »Wir sind auf Dauer hier. Lisa, vielleicht könntest du Eddie …«
    »Nein«, sagte Kelly. »Entschuldige, Mel, ich habe eine bessere Idee. Dexter, warum nimmst du ihn nicht mit?«

    Dexter wandte sich zu ihr um. »Warum sollte ich?«
    »Weil er dein Halbbruder ist.«
    Seine Miene war ausdruckslos. »Großvater hat gesagt, dass du so wärst. Manipulativ.« Er schaute auf Eddie hinunter, der aus eigenen unerkennbaren Gründen lächelte. »Aber ich schätze, das ist nicht seine Schuld. Komm, Kleiner. Wir müssen aufpassen, dass die anderen Kiddies beim Spielen nicht zu grob sind, du verletzt dich wahrscheinlich ein bisschen schneller als sie.«
    »Ich komme auch mit«, sagte Masayo.
    Eddie nahm Dexters Hand. »Ich heiße Eddie. Wie heißt du?«
    »Dexter. Ich bin Dexter.« Sie gingen zusammen davon. Masayo folgte ihnen.
    »Familien«, spöttelte Mike Wetherbee.
     
    »Seid ihr so weit?«, fragte Mel.
    Er erlaubte Kelly, sich bei ihm einzuhängen, und setzte sich zusammen mit ihr in Bewegung. Mike, Thandie und Lisa schlossen sich ihnen an. Mel legte ein langsames Tempo vor, als wären sie sehr alte, sehr schwache, aber hochrangige Besucher.
    Sie stiegen eine Metalltreppe hinauf und folgten einem Gang, der um eine der großen Kugeln herumführte, aus denen dieses Habitat bestand – den »Tanks«, wie die Bewohner die Kugeln Mel zufolge nannten. Das Licht der Neonröhren war kalt und grell. Auf den vom Gang abgehenden Türen standen die Namen von Einrichtungen wie Luftversorgung, Wasserfiltrierung, Biomasseverarbeitung, Isolierstation und Geothermie. Offenbar beherbergte dieser Tank zentrale technische Funktionen.
    Sie kamen an einer robusten Dekompressionskammer vorbei, die nach Mels Worten auch als innerer Schutzraum für den Fall eines Wassereinbruchs diente. »Die anderen Tanks sind offener
als dieser. Wir haben große Gemeinschaftsräume, einen Speisesaal, ein Amphitheater. Und Fabriken, eine große Hydrokultur-Anlage – obwohl wir größtenteils auf Produkte aus dem Meer angewiesen sind – und gut ausgestattete Labors, vor allem für biologische Forschungen. Unseren Strom erzeugen wir aus Geothermie, der Energie der Erde selbst.«
    Mike fragte: »Wie viele seid ihr?«
    »Ungefähr hundert, darunter rund dreißig Kinder unter achtzehn Jahren. Unsere Gemeinschaft hat ungefähr dieselbe Größe wie die Crew der Arche Eins, und das Raumvolumen pro Kopf entspricht auch in etwa dem euren. Obwohl ihr im freien Fall wahrscheinlich mehr aus eurem Raum machen konntet. Wir sind eine menschliche Tiefsee-Kolonie.«
    Die leicht gekrümmte Außenwand war von dicken Fenstern unterbrochen, deren sich verjüngende Rahmen Schutz davor boten, dass sie von außen eingedrückt wurden, wie Kelly vermutete. Sie blieben an einem Fenster stehen und schauten hinaus. Der Schein der Außenlampen reichte nicht weit in die Dunkelheit. Kelly sah glänzende Bogen, die Wände anderer Tanks. Noch mehr der krebsartigen Geschöpfe krabbelten im Schlick herum, und ein Fisch schwamm vorbei, knochig und eckig. Kelly rief sich ins Gedächtnis, dass sie sich zwölf Kilometer unter dem Meeresspiegel

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