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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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suche mir eins aus, das sich bekannt anhört. Dann fahren wir los.
    Erst als wir die Entbindungsstation betreten, trifft es mich. Mein Gott. Dieses Baby ist echt. Es ist einfach da. Nichts wird mehr so sein wie früher. Und ich habe noch so gut wie überhaupt nicht darüber nachgedacht.
    Patrick spricht mit einer Frau am Empfang. Dass mir nicht mehr einfällt, welchen Namen wir in Birmingham benutzen, bringt uns auch nicht richtig weiter. Ich stehe nur da und stammele: »Es könnte Andrews sein … oder Ferguson … oder vielleicht Webster …«, weil Mum davon geredet hat, Alistairs Nachnamen für das Baby zu nehmen. Die Frau sieht mich an, als wäre ich ein Volldepp. Ich fange an zu schwitzen.
    Sie zeigt auf das Wartezimmer. Dort sitzen schon ein paar andere Leute, einige Frauen in Hidschabs, ein dicker, tätowierter Typ geht auf und ab. Sich hier drin zu unterhalten dürfte schwierig sein. Ich bleibe in der Näheder Tür und versuche, ein paar Worte mit Patrick zu wechseln.
    »Setz dich doch hin«, sagt er. »Sie versucht herauszufinden, was da los ist. Es dauert bestimmt nicht lang.«
    »Nein … es ist nur … Patrick –«
    Eine der Hidschab-Frauen sieht mich an.
    »Was denn?«, fragt Patrick.
    »Es ist nur … hör mal, vielleicht sollte ich nicht hier sein. Vielleicht sollte ich mit dir nach Hause fahren? Wir können uns ja noch später darum kümmern.«
    Patrick legt mir die Hand auf die Schulter. »Worüber machst du dir denn solche Sorgen?«
    »Na ja, ich meine … Vielleicht bin ich nur im Weg. Wenn sie sich jetzt um ein Baby kümmern müssen.« Das schreit dann Tag und Nacht, und eigentlich kann ihm das auch niemand vorwerfen, oder? Dann müssen Windeln gewechselt werden, und das viele Erbrochene … Wie kommen die Leute nur darauf, sich Babys anzuschaffen? Man könnte ebenso gut ein kleines Stinktier adoptieren.
    Patrick macht ein verständnisvolles Gesicht, deshalb rede ich weiter: »Vielleicht sollte ich … vielleicht sollte ich einfach ab jetzt bei euch wohnen?«
    »Sie sind bestimmt auf deine Hilfe angewiesen«, sagt er, und ich bin mir nicht sicher, ob er es nur sagt, weil er mich nicht haben will. »Außerdem sollst du nächste Woche wieder zur Schule gehen, oder? Du hast ohnehin schon genug Unterricht versäumt.«
    Das hebt meine Laune auch nicht gerade. Mum hat mich vor einigen Wochen in eine Schule geschleppt, wowir einen Termin mit dem Koordinator für das zehnte Schuljahr hatten. Obwohl er absolut nett wirkte und es irgendwie cool war, meine Kurse für die zehnte Klasse auszuwählen (Französisch, Spanisch, Sport und Medienwissenschaften, die sind alle richtig geil; leider muss ich dafür auch Englisch, Mathe, Reli und zwei Naturwissenschaften dazunehmen), war die Schule irgendwie groß und laut, wodurch ich mich klein und still gefühlt habe. Er hat mir ein paar Kursarbeiten mitgegeben, damit ich mich zu Hause schon ein bisschen vorbereiten kann, und kommenden Montag soll ich zum ersten Mal dort aufschlagen. Die ganze Zeit über habe ich versucht, einfach nicht daran zu denken.
    Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. Dann kommt die Frau wieder und bittet Patrick, mitzukommen und sich mit ihr draußen im Flur zu unterhalten. Ich höre, dass sie etwas über das Baby sagt … ein Baby … aber mehr kriege ich nicht mit, weil plötzlich das Blut ganz laut in meinen Ohren rauscht. Es hört sich an wie das Meer, und mein Herz hämmert und poltert in der Brust. Die Hidschab-Frauen sehen mich an und schütteln die Köpfe, und eine von ihnen tätschelt mir die Hand und sagt: »Keine Sorge, alles wird gut. Deiner Freundin geht’s bestimmt sehr gut«, was so total peinlich ist, dass ich aus dem Zimmer renne und gegen Patrick pralle, der gerade zurückkommt.
    Er nimmt mich am Arm und wir gehen gemeinsam durch den Flur, verlassen die Entbindungsstation und stehen in der kalten Nachtluft. Ich zittere wieder. »Ty«, sagt er, »Nicki … es geht ihr nicht besonders gut. Ihr Blutdruckist gestiegen, gefährlich hoch, deshalb mussten sie das Kind vorzeitig per Kaiserschnitt holen. Jetzt schläft sie. Wahrscheinlich war es ganz gut, dass wir das alles gar nicht mitbekommen haben.«
    Ich schwanke und falle gegen ihn. Er hält mich am Arm fest und zieht mich zu einer Bank. Dort setze ich mich hin, lehne mich an seine Tweedjacke und atme mehrmals tief ein und aus. Dann fällt’s mir ein. »Und das Baby?«
    »Dem Baby geht es gut. Sie ist auf der Intensivstation, aber nur als Vorsichtsmaßnahme. Wir können

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