Die letzte Chance - Final Jeopardy
Sandwiches zu kauen und ihre Bierflaschen zu öffnen, als daß sie meinen Abgang bemerkten. Ich verabschiedete mich mit einem vagen Winken in Richtung des Mannschaftsraums und hielt mich am Geländer fest, während ich die steile Treppe hinunterschlurfte.
24
U nten im Erdgeschoß sah ich durch die Glastrennwand, wie lebhaft es in der Lobby zuging. Die Beamten der Spätschicht trafen ein, mehrere uniformierte Cops versuchten, die Reporter und Kameraleute auf der Eingangstreppe des Reviers in Schach zu halten.
Ich stieß die Tür auf, senkte den Kopf, drückte mich durch die Reihen der stämmigen Uniformierten durch und schlich an den versammelten Nachrichtenteams vorbei. Die Reporter lauschten aufmerksam einer Erklärung des Empfangsergeants, daß der Stellvertretende Polizeichef in ein paar Minuten sprechen und daß es einen Phototermin mit Montvale geben würde. Verdammt. Ich ging weiter und wurde nur von einem Kameramann bemerkt, als ich den Gehsteig erreichte. »Hey, Miss Bezirksstaatsanwalt - ist das Ihr Fall?«
Ich schüttelte den Kopf und ging weiter, wandte mich nach rechts in Richtung Columbus Avenue und des stetigen Stroms von Taxis, die zum nahegelegenen Lincoln Center fuhren, um die Theaterbesucher mitzunehmen.
»Alex? Alexandra Cooper?«
Beim Klang meines Namens hob ich den Kopf. Ellen Goldman kam von einem Wagen auf mich zu, an den sie sich gelehnt hatte.
Ich lächelte erleichtert. Sie hatte keine Kamera in der Hand und mußte keinen Beitrag für die 23-Uhr-Nachrichten oder die Morgenausgabe eines Boulevardblatts abliefern.
»Alle lokalen Radio- und Fernsehsender haben schon über den Fall berichtet. Mein Redakteur hat mich zu Hause angerufen und mich gebeten, hierherzukommen. Wir dachten, vielleicht könnte ich bei einer Gegenüberstellung oder etwas Ähnlichem für unser Porträt zuschauen.«
Ich ging weiter, und sie versuchte, mit mir Schritt zu halten. »Tut mir leid, die Mühe hätten Sie sich sparen können. Ich hätte Sie nicht hochlassen dürfen. Wissen Sie, wenn Sie bei einem der
wichtigen Vorgänge dabeigewesen wären, wären Sie vielleicht Zeugin geworden. Oder der Angeklagte hätte behaupten können, Sie hätten etwas Wichtiges gesehen oder gehört. Tut mir leid. Hätte ich gewußt, daß Sie da sind, dann hätte ich Ihnen sagen können, Sie sollten Ihre Zeit nicht verschwenden.«
»Schon okay. Ich hab’ immer wieder oben angerufen, aber sie wollten mich nicht zu Ihnen durchstellen.«
»Ich weiß«, erklärte ich ihr. »Meine Anweisungen. Auch dafür möchte ich mich entschuldigen.«
»Seien Sie doch nicht albern. So ist das nun mal bei diesem Job. Sie wissen ja, daß wir’s immer probieren. Sagen Sie, darf ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen?«
»Ellen.« Ich blieb stehen und sah sie an, ließ die Schultern hängen und sie einen Blick auf die dunklen Ringe werfen, die sich seit einer Woche unter meinen Augen gebildet hatten.
»Kaffee? Ich glaube, ich hab’ in den letzten acht Tagen die halbe nordamerikanische Lieferung von El Exigente geschluckt. Ich will nicht unhöflich sein, aber ich muß jetzt heim und mal wieder eine Nacht richtig durchschlafen.«
Ich wollte sie eigentlich nicht so kurz abfertigen, aber dann wurde mir die Schärfe in meiner Stimme bewußt, und sofort suchte ich sie mit einer kleinen Bestechung zu versöhnen.
»Morgen kommt es zur Anklageerhebung, vermutlich im Laufe des Nachmittags. Wenn Sie Laura gegen elf anrufen, kann ich Ihnen genau sagen, wann Sie im Gericht sein sollen, falls Sie dabeisein mögen. Und sobald das Feuerwerk vorbei ist, wird das wieder ein typischer Freitagnachmittag sein - ein geruhsamer, hoffe ich -, und dann stehe ich Ihnen wegen des Falles und der Ermittlungen eine Stunde oder so zur Verfügung.« Battaglia hätte sicher nichts dagegen, dachte ich, da sie einen Artikel schrieb, der erst in einigen Monaten erschien und keine Story über diese spezielle Verhaftung.
Ellen gefiel dieses Angebot offenbar, und sie bedankte sich bei mir dafür. »Darf ich Sie heimbringen?« erbot sie sich herzlich. »Ich werde Ihnen wirklich nicht zur Last fallen. Ich sehe doch, wie müde Sie sind - ich setze Sie bloß ab. Morgen nachmittag sehen wir uns ja, da können Sie mir dann alle Fragen beantworten.«
Ich zögerte, und sie spürte anscheinend genau, warum. Meine Reflexe ließen nach, und sie sprach weiter. »Keine Sorge wegen Ihres Privatlebens, Alex. Ich weiß, wo Sie wohnen. Wissen Sie noch, daß ich für Sie Blumen abgeben ließ, am Tag
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