Die letzte Chance - Final Jeopardy
gäbe. Und da ich sehen konnte, daß er eben wie ein Arbeiter von Con Ed angezogen war, machte ich die Tür auf.«
Ich kannte die Antworten auf die Fragen, die ich stellen wollte schon, und ich wußte auch, daß sich Katherine Fryer immer wieder die gleichen Vorwürfe gemacht hatte, aber ich mußte meine Fragen dennoch stellen.
»Sie sagen, er war wie ein Servicemann von Con Ed angezogen - können Sie mir seine Kleidung nicht noch genauer beschreiben?«
»Na ja, es war einfach ein Flanellhemd mit Jeans, darüber eine Arbeitsjacke und ein Schutzhelm.«
»Stand denn auf dem Helm ausdrücklich >Con Ed War irgendeine Aufschrift darauf?«
»Nein, da stand nichts drauf.«
»Konnte er sich denn mit irgend etwas ausweisen, was er Ihnen zeigte - etwa ein Namensschild auf seinem Hemd oder einen Ausweis, den er aus der Tasche holte?«
Katherine vermied nun jeden Blickkontakt und gab reumütig zu, sie hätte nicht nach seinem Ausweis gefragt, sondern einfach angenommen, daß er die Wahrheit sagte.
»Ich hab’ ihn reingelassen, und er ist gleich in die Küche gegangen, wo mein Essen auf dem Tisch stand, und dann hat er den Backofen aufgemacht und hineingesehen. Ich hab’ die ganze Zeit mit ihm geredet und gesagt, ich hätte mich noch nie über Probleme mit meinem Ofen beklagt, obwohl das Gas ein wenig schwach gewesen wäre. Es sei ja ein altes Gebäude - immer würden irgendwo Reparaturen anfallen. Und dann sagte er: >Vielleicht könnten Sie ja mal Ihren Mann herholen, damit er mir dabei hilft.<« Katherine hielt inne. Es fiel ihr sichtlich schwer, weiterzusprechen. »Da hab’ ich zu ihm gesagt: >Ich hab’
keinen Mann - ich meine, vielleicht kann ich Ihnen ja genauso helfen.<«
Mercer und mir war klar, daß er genau das hatte hören wollen. Allein zu Hause.
»Darauf stand er auf, drehte sich um und sah mir ins Gesicht. Da hab’ ich zum erstenmal das Messer gesehen.«
»Ganz ruhig, Katherine«, sagte ich und beugte mich vor, um meine Hand auf ihre zu legen. »Sie machen das prima. Immer mit der Ruhe - ich weiß, wie schwer das ist.«
»Es war ein langes Messer - es hatte eine lange, schmale Klinge. Ich glaube, er hat es aus dem Werkzeuggürtel geholt, den er umgeschnallt hatte. Es schien mir fünfzehn oder sechzehn Zoll lang zu sein - also sehr, sehr lang. Er packte mich und hielt mir das Messer vors Gesicht. Er sagte, ich solle keinen Laut von mir geben, sonst würde er mir das Gesicht aufschlitzen. Und dann sagte er, er würde mich umbringen, wenn ich nicht täte, was er wollte.
Er brachte mich ins Schlafzimmer und sagte, ich solle mich mit dem Rücken zu ihm ausziehen, ganz ausziehen, und mich dann vor ihn hinknien. Da hat er mich gezwungen, oralen Sex zu machen.«
Als sie innehielt, bot Mercer ihr ein Glas Wasser an, und während sie trank, redete ich sanft auf sie ein.
»Sie machen das wirklich prima, Katherine. Ich werde Sie ab und zu unterbrechen, um Sie nach einigen Details zu fragen. Die Fragen werden sich vielleicht banal anhören, aber ich muß sie einfach stellen. Sie werden sie zum Teil beantworten können und sich an andere Dinge nicht mehr erinnern. Sagen Sie mir bloß, was Sie wissen, okay?«
Sie nickte.
»Hat er sich selbst ausgezogen, Katherine, oder hat er nur seinen Penis entblößt?«
»Er hat sich nicht ganz ausgezogen. Aber er hat seine Jeans ausgezogen und den schweren Gürtel abgelegt. Er hat sein Hemd anbehalten. Und er hat keine Unterhosen angehabt.«
»Wenn Sie von >oralem Sex< sprechen, meinen Sie dann, daß er Sie gezwungen hat, seinen Penis in den Mund zu nehmen?«
»Ja, ja, genau. Immer wieder hat er gesagt, er würde mich umbringen, wenn ich es nicht tue. Dann sagte er, ich solle aufhören. Er zog mich hoch, hob mich auf und warf mich auf mein Bett. Er drückte mich hinunter - mit dem Gesicht nach oben - und drückte mir ein Kissen aufs Gesicht.«
»Hat er bei all dem gesprochen, Katherine, oder hat er überhaupt nichts gesagt?«
»Ja, er hat geredet. Er hat die meiste Zeit geredet. Aber... ich kann mich wirklich kaum noch an das erinnern, was er gesagt hat. Es war ekelhaft.«
Ich beugte mich vor und versuchte, sie dazu zu bewegen, mir in die Augen zu schauen. Nur wenige ehrliche Menschen können lügen, wenn sie einem direkt in die Augen sehen - eigentlich nur die pathologischen Typen. Ich wußte, daß Katherine Fryer mir genau sagen konnte, was der Täter zu ihr gesagt hatte, wenn ich sie dazu drängte.
»Katherine, in Wirklichkeit können Sie sich an die Dinge
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