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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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von Mercer Wallace. Er freute sich über Katherine Fryers Mithilfe bei der Anfertigung der Phantomzeichnung. »Das ist das Beste, was wir je gekriegt haben, Coop«, berichtete er mir. »Sie hat wirklich einen guten Blick für Gesichtsmerkmale. Sie ist sich ganz sicher, was die Größe und Form des Schnurrbarts betrifft, und du weißt ja, daß alle sagen, er hätte eine schlechte Haut, nicht wahr? Nun, sie hat tatsächlich diese großen Pockennarben und eine Reihe tiefer Falten auf beiden Seiten seiner Stirn gezeichnet. Sie schwört, daß sie genau dort sitzen. Ich hab’ zwar noch nie zuvor eine Illustratorin als Opfer gehabt, aber sicher trägt das dazu bei, daß die Zeichnung ziemlich wahrheitsgetreu wird.«
    Ich wußte genau, was er meinte. Bei der typischen Personenbeschreibung erklärten die Zeugen zunächst, sie seien bei so etwas ganz schlecht - der Kerl sei durchschnittlich groß, habe ein durchschnittliches Gewicht, sehe durchschnittlich aus, habe keine besonderen Merkmale und so weiter. Ich hatte einen ganzen Ordner voller Phantomzeichnungen von gesuchten Vergewaltigern, die jeden und darum keinen bestimmten Menschen darstellen konnten. Wenn man eine davon einer Jury zeigen und eine Ähnlichkeit mit dem Angeklagten behaupten würde, dann würde sie wahrscheinlich eher drei der Geschworenen gleichen. Nicht schuldig.
    Mercer fuhr fort: »Es kommt noch besser. Sie glaubt auch, daß sie ein Muttermal an ihm gesehen hat. Sie hätte sich zwar bemüht,
sein Geschlechtsteil nicht anzusehen, aber er hat es ihr ja ständig vors Gesicht gehalten, und sie ist ziemlich sicher, daß er einen auffälligen Flecken an seinem rechten Oberschenkel hat, etwa so groß wie eine Mandarine, zwei Zoll südöstlich von seinem Geschlecht.«
    Bingo. Einer der wenigen Vorteile, den ein Vergewaltigungsopfer bei der Identifizierung des Täters hat, liegt gerade in der Intimität des Verbrechens. Die Frau bekommt anatomische Details zu Gesicht, die nur selten bei einem Bankraub oder einem Raubüberfall entblößt werden. Und manchmal gibt es Muttermale, Tätowierungen oder Operationsnarben, die ein Opfer am Tag des Überfalls beschreibt und die ein erfahrener Detective fotografiert, sobald er seinen Verdächtigen in Gewahrsam hat. Mercer und ich hatten einmal einen Täter im Eiltempo überführen können, als unsere Zeugin uns sagte, der Vergewaltiger habe auf seinem Penis einen Skorpion tätowiert. Die Geschworenen mußten sich das Polaroidfoto dieses Tierchens nur etwa zehn Sekunden ansehen, bevor sie sich einig waren, den Angeklagten für schuldig zu erklären. Dann saßen sie die nächste Stunde beim Essen, weil sie nicht wollten, daß der Verteidiger glaubte, sie hätten sich nicht genügend Zeit genommen, über das Schicksal seines Mandanten zu befinden.
    Sobald wir einen konkreten Hinweis auf diesen Verdächtigen hätten, würde Katherines Beschreibung des ungewöhnlichen Mals zu seiner Verhaftung beitragen, insbesondere wenn wir bei den DNS-Tests kein Glück hätten.
    Kurz vor halb sechs kreuzte Mike wieder in meinem Büro auf, gerade als Laura Feierabend machen wollte. »Ich kann Ihnen wirklich keinen Vorwurf machen, wenn Sie hier verschwinden wollen«, sagte er zu ihr. »Ich wette, Sie haben gar nicht gewußt, wie unbeliebt Ihr Boß ist. Ich habe hier eine Liste so lang wie Ihr Arm, voller Leute, die sie gern beseitigen würden, und das sind nur die Kerle, gegen die sie Klage erhebt und die sie nicht einmal persönlich kennen. Warten Sie erst mal ab, wenn ich bei der Truppe anfange.«
    Laura lachte und verabschiedete sich. »Ich werd’ Sie ja morgen gar nicht sehen, nicht wahr?« erkundigte sie sich noch.

    »Nein, aber wir rufen Sie von Vineyard aus an. Schönes Wochenende und bis Montag.«
    Mike und ich blieben noch eine Stunde da und sahen die Liste der möglichen Mörder durch, die er aus den Akten meiner abgeschlossenen Fälle herausgepickt hatte.
    »Da hast du ja wirklich ein paar kranke Herzchen vor Gericht gebracht, Blondie«, sinnierte er kopfschüttelnd angesichts der langen Latte von Namen, die er im Laufe des Nachmittags notiert hatte, zusammen mit kurzen Beschreibungen der jeweiligen Fälle neben jedem einzelnen.
    »Du bist schon ein toller Cop. Hast du tatsächlich zehn Jahre gebraucht, um zu dieser Schlußfolgerung zu gelangen?«
    »Nein, ich meine, beim Morddezernat laufen uns ja so einige üble Typen über den Weg. Aber deine Jungs foltern Menschen bei lebendigem Leib und schauen ihnen dabei auch noch in die

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