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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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ist David Mitchell - Dr. Mitchell ist Psychiater«, machte ich die beiden miteinander bekannt, »und ein großartiger Freund. Nein, ich bin im Augenblick okay, danke dir. Wenn du an diesem Wochenende zu Hause sein solltest, werd’ ich dir die ganze Story erzählen. Du siehst aus, als ob du gerade zu Abend ausgehen willst.«
    »Nachdem ich den Hund Gassi geführt habe, bin ich zum Abendessen verabredet. Aber ich komme nicht zu spät heim, wenn du reden willst.«
    »Ich muß morgen früh weg, David, wir holen das am Wochenende nach. Ich wünsch’ dir einen schönen Abend.«
    Kaum hatte ich die Tür hinter uns geschlossen und das Licht angeschaltet, grinste Mike mich an und fragte: »Hast du’s ihm schon mal besorgt?«
    »Herrgott noch mal, Chapman, nein !« schrie ich ihn an, und dann lachte ich zum erstenmal seit vielen Stunden. »Er ist bloß mein Nachbar.«
    »Also das ist doch keine Antwort. Du hast es dir von 20E besorgen lassen, nicht wahr?«
    »Ich bin ja selbst dran schuld. Warum hab’ ich mich nur auf dieses Spielchen mit dir eingelassen? Ich hab’ dich sogar darum gebeten, oder?«

    »Klar, du löcherst mich ja viel mehr, als ich je den Nerv hätte, dich zu fragen. Aber schließlich bin ich ein Jahr älter als du, und daher hab’ ich vermutlich ein bißchen mehr Erfahrung.«
    »Woher kommt dieser Ausdruck eigentlich - es jemandem >besorgenHast du’s dir von ihm besorgen lassen?< Das ist ja widerlich, Mike - allmählich glaube ich, mein Vater hat recht, ich mache diesen Job schon zu lange.«
    »Wer ist denn Dr. Mitchell? Ein gutaussehender Bursche - hat er dich nie angemacht?«
    »Wenn du’s genau wissen willst - nie.«
    David und ich waren seit über zwei Jahren Nachbarn. Er war Ende Vierzig, geschieden und hatte eine gutgehende Privatpraxis, die ihn zu einem der erfolgreichsten Seelenklempner von Manhattan machte. Ich, die ich überzeugt war, daß Therapien und dieser ganze Psychoquatsch etwas für andere Menschen waren, hatte jede Menge kostenlose Sitzungen bei David, bloß weil ich einmal in der Woche mit ihm ein paar Cocktails trank. Er hörte sich meine Probleme an, und wenn er mich von meinem Hometrainer weglocken konnte, joggte er mit mir gelegentlich morgens um das Reservoir im Central Park. Und er zog regelmäßig über meine Bekannten her.
    »Ich werd’ wohl langsam alt, Mike. Na ja, ich hol’ uns mal das Eis. Und du rufst bei Steve’s Pizza an - Kurzwahlnummer vier.«
    »Wer sind denn die ersten drei?«
    »Meine Eltern und meine beiden Brüder. Sie müßten sich eigentlich sehr glücklich schätzen, daß sie in meiner Liste mit den wichtigen Nummern noch vor Steve stehen. Wenn ich eine Verhandlung habe, ist Steve mein Rettungsanker.«
    Die meisten meiner Bekannten kamen ziemlich rasch dahinter, daß das Kochen zu den Dingen gehörte, die zu erlernen ich nie Zeit gefunden hatte. Abends aß ich meist außer Haus - gewöhnlich wenn ich mit Freunden zusammen war -, und wenn ich allein daheim war, konnte ich mir einen sehr schmackhaften Thunfischsalat zusammenzaubern, indem ich eine Büchse Bumble Bee aufmachte und einen Klacks Mayo dazugab. Aber
schließlich lebte ich in einem Block, der von großartigen Delikatessen- und Imbißläden umgeben war: Steve lieferte hervorragende Pizza, die stets heiß ankam; P. J. Bernstein war der beste Delikatessenladen im Städtchen, wenn ich Heißhunger auf ein Putensandwich hatte; bei Grace’s Marketplace gab’s vornehme Abendessen, die man nur noch fünf Minuten in die Mikrowelle stellen mußte, und bei David ein saftiges Hähnchen vom Grill, wenn ich auf tugendhaft machen wollte.
    »Was möchtest du drauf haben, Coop? Ich kann mir das einfach nie merken.«
    »Extradünner knuspriger Teig, keine Sardellen und jede Kombination, die du magst. Ich zieh’ mich bloß rasch mal um - mach dir selbst einen Drink. Ich bin gleich wieder da.«
    Ich ging ins Schlafzimmer und machte die Tür hinter mir zu. Dann trat ich an den Frisiertisch neben meinem Bett und starrte den Anrufbeantworter an, dessen rotes Lämpchen im Dunkeln blinkte. Ich wollte von niemandem etwas hören, nicht einmal von meinen Freunden, weil ich es einfach nicht schaffte, irgend jemanden gleich jetzt zurückzurufen und ihm das Ganze zu erklären. Ich setzte mich an den Tisch, legte den Kopf auf die Arme und ließ

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