Die letzte Chance - Final Jeopardy
>altmodische< Weise hinkommen, per Schiff übers Meer zur Insel.«
Mike lachte. »Na klar, genau wie die Pilgerväter - mit der Limousine zur Fähre, zum geliehenen Mustang, zum Landhaus mit den Chintzbezügen. Die Leute von der Leihwagenagentur müßten uns eigentlich sagen können, wann Isabella den Wagen geholt hat. Als nächstes, falls Flanders das noch nicht getan hat, werde ich mir die Passagierlisten der Fluggesellschaft vornehmen, wobei ich mindestens eine Woche zurückgehe. Wie heißt die Gesellschaft eigentlich?«
»Cape Air. Und dann gibt es am Flughafen noch ein kleines Büro für Privatflugzeuge, die sich alle registrieren lassen und ihre Flugpläne vorlegen müssen, um landen und starten zu können. Es wird nicht lange dauern, diese Landungen und Starts zu überprüfen. Die örtliche Polizei wird die meisten Namen der Inselbewohner und der regelmäßigen Pendler kennen, dann gibt’s da noch ein paar Hochzeitsreisende und Golfer an den Wochenenden, und schließlich kann Isabellas Manager die Liste der Unbekannten nach Namen durchsehen, die er vielleicht kennt, was aber für uns nichts besagt, nicht wahr?«
»Damit hätten wir den Luftweg abgedeckt, Sherlock«, erwiderte Mike. »Aber wie steht’s mit dem Wasserweg? Nimmt die Fähre außer Passagieren auch noch Autos mit?«
»Ja, schon. Doch das große Problem sind die Boote. Es gibt sehr viele Jachthäfen und jede Menge kleiner Buchten. Ein Privatboot könnte vom Cape kommen, vor Anker gehen, einen Mörder absetzen und wieder aufnehmen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Auf diese Weise gelangen ja die meisten Drogen auf eine Insel. Ja, du könntest sogar auf die Fähre spazieren und in einer Vuitton-Tasche eine abgesägte Schrotflinte dabeihaben - auf den Schiffen gibt es ja keine Metalldetektoren.« Jetzt geriet ich richtig in Fahrt, und plötzlich glaubte ich zu wissen, wie wir Isabellas Ankunft ermitteln könnten, auch wenn dies sehr aufwendig werden würde.
»Wenn sie aber mit der Fähre kam und nicht allein war, Mike, dann gibt es noch eine Möglichkeit«, erklärte ich. »An einem schönen Herbstnachmittag gehen die meisten Menschen auf einer Fähre an Deck. Da gibt es über hundert Sitzplätze, eine Snackbar, mit dem Fernglas kann man den Horizont absuchen - der Anblick von Vineyard beim Überqueren der Meerenge vor Cape Cod ist wirklich spektakulär. Isabella Lascar hätte sich auf dem Schiff genau wie jeder andere Tourist verhalten, und ich kenne niemanden, den dieser Anblick nicht fasziniert, ganz gleich, ob es die erste oder die tausendste Überfahrt ist.«
»Mir schwant schon, was jetzt kommt. Du willst, daß wir alle Leute, die auf dem Schiff waren, ausfindig machen und sie fragen, ob sie einen Filmstar neben sich haben stehen sehen und ob sie die Person beschreiben können, die bei ihr...«
»Nein, viel einfacher. Jeder einzelne Tourist und die Hälfte der regelmäßigen Besucher haben auf dieser Fahrt eine Kamera dabei, Mike«, behauptete ich. »Die Leute machen doch immer Fotos voneinander, wie sie an der Reling stehen, als ob es die Queen Elizabeth 2 wäre, oder wie sie die Möwen füttern oder einfach die Aussicht genießen.«
»Du meinst, die Leute haben Isabella erkannt und sie fotografiert?« fragte Mike.
»Schwer zu sagen.« Ich hatte sie gesehen, wenn sie sich nicht für ihr Publikum herausgeputzt hatte. Wir waren zusammen
durch Manhattan gegangen, und die Leute hatten sie - salopp gekleidet, ohne Make-up und perfekte Frisur - nicht erkannt. »Ich meine, sie sah wunderschön aus, ob sie es nun zu verbergen versuchte oder nicht. Die Leute drehten sich nach ihr um, selbst wenn sie nicht genau wußten, wer sie war.«
»Wie hilft uns das denn weiter?«
»Es gibt zwei Möglichkeiten. Erstens: Jemand hat sie tatsächlich fotografiert, weil er Isabella Lascar, den Filmstar, erkannt hat«, dachte ich laut. »Zweitens: Sie geriet einfach auf irgendwelchen Fotos mit ins Bild - du weißt ja, daß auf Amateurfotos immer absichtlich oder unfreiwillig irgendwelche Leute mit im Vordergrund sind. Selbst wenn Isabella inkognito sein wollte, könnte sie auf irgendwelchen Schnappschüssen sein - zusammen mit ihrem Wochenendgast.«
»Auf diese Weise könnten wir einen Hauptzeugen kriegen«, sinnierte Mike, »ein Motiv und vielleicht sogar einen Täter.«
»Ruf den Chief an. Während du dir die Fluggesellschaft vornimmst, soll er sich mit dieser Möglichkeit befassen. Auf der Insel gibt es nur einen Radiosender - WMVY - mit tollen Oldies,
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