Die letzte Chance - Final Jeopardy
war inzwischen hier gewesen, außer meinem Hausmeister und dann Isabella. »Macht es was aus, wenn wir jetzt etwas anfassen, Luther?«
»Nun, äh, ich fürchte, Sie werden sehen, daß mein Team, äh, schon einige Sachen auf Fingerabdrücke untersucht hat. Naheliegende Dinge. Trinkgläser in der Küche und im Bad, Spiegel und Metalloberflächen...«
Mein Magen verkrampfte sich. Wieder etwas, worauf ich nicht gefaßt gewesen war, trotz all meiner beruflichen Erfahrung. Die Polizisten und Agenten hatten sich natürlich nach Hinweisen im Haus umgesehen, besonders wenn sie der Meinung waren, daß Isabella von ihrem Reisebegleiter getötet oder überfallen worden war. Hunderte von Opfern in Fällen, an denen ich gearbeitet hatte, hatten mir beschrieben, wie unangenehm die Belästigung durch wohlmeinende Ermittlungsbeamte gewesen war, die Schubladen durchwühlt und schwarzen Puder auf Gegenstände gepinselt hatten, um herauszufinden, ob der Fettfilm an irgend jemandes Fingern latente - für das bloße Augen unsichtbare - Abdrücke hinterlassen hatte, die den Täter mit dem Schauplatz eines Verbrechens in Verbindung brachten. Waldron fuhr fort: »Wir haben ein paar Spuren gesichert, Alex, darum müssen wir eine Reihe von Eliminierungen vornehmen, bevor Sie fahren. Ich habe den Leichenbeschauer angewiesen, mir auch Miss Lascars Abdrücke zu besorgen. Die Schweinerei tut mir leid - dieser
schwarze Puder ist wirklich schrecklich. Sie müssen das von jemandem saubermachen lassen, nachdem wir hier wieder raus sind.«
Für die Cops war es Routine, die Abdrücke aller Menschen zu nehmen, die legitimen Zugang zum Tatort hatten, und sie aus den vorgefundenen latenten Abdrücken zu eliminieren. Es war zu erwarten, daß sich meine Fingerabdrücke ebenso wie die von Isabella auf einigen der Oberflächen befanden. Und sobald unsere Abdrücke eliminiert waren, würde sich die Untersuchung darauf konzentrieren, die Herkunft der nicht identifizierten Wirbel und Furchen zu ermitteln, die sich versteckt auf Gläsern, Porzellangeschirr und Schranktüren in allen Zimmern befinden konnten.
Ich trat durch die Eingangstür in den kleinen Gang, der im Zentrum der meisten Kolonialfarmhäuser liegt und von dem eine Treppe zu den Gästeschlafzimmern hinaufführt. Ich führte den Trupp ernst dreinblickender Männer daran vorbei und nach links ins Wohnzimmer, wo die adretten Pierre-Deux-Polstermöbel und die blütenweißen Spitzenvorhänge noch genauso aussahen, wie ich sie zurückgelassen hatte.
»Sie muß den Kamin benutzt haben«, bemerkte ich, in der Annahme, daß dies eines von den Details war, wie Luther sie erfahren wollte. »Diese Asche war nicht da, als ich das letztemal hier war. So kalt war es nicht, daß man ein Feuer anmachen mußte.« Am Labour-Day-Wochenende war ich allein gewesen, mir durchaus bewußt, wie romantisch es mit einem Feuer in diesem gemütlichen Raum sein würde.
»Auch diese Kerze hier gehört Isabella«, fügte ich hinzu. »Ich bin sicher, daß sich genau so eine auch im Schlafzimmer befindet.«
»Das stimmt«, bestätigte Luther.
»Sie hatte sie immer auf Reisen dabei. Von Rigaud. Sie nahm ihren eigenen Duft überallhin mit, um ein Gefühl von Zuhause um sich zu haben.« Ich hatte diese kleinen grünen Kerzen - Zypresse war ihr Lieblingsduft - in jedem Hotel- oder Gästezimmer gesehen, in dem Isabella länger als eine Stunde zu bleiben vorgehabt hatte.
Mike rollte die Augen in gespielter Ungläubigkeit. Die Marotten der Reichen - der Filmstars, Yuppies oder Kokainsüchtigen - waren
Wasser auf seine Mühle, Stoff für die Geschichten, die er den Jungs im Morddezernat zum Besten gab, während sie Nachtwache schoben und darauf warteten, zur nächsten Leiche geholt zu werden.
Ich machte kehrt, als ich nichts Ungewöhnliches mehr in diesem Zimmer wahrnahm, ging an meinen Begleitern vorbei und linste ins Eßzimmer. Nichts lag auf dem Tisch, die acht Stühle waren daruntergeschoben, und als ich mich vorbeugte, um die Platte zu betrachten, konnte ich die dünne Staubschicht erkennen, die sich normalerweise bei Nichtgebrauch innerhalb einer Woche darauf bildete.
»Sieht nicht danach aus, als ob sie hier drin gegessen hat«, sagte ich. Das überraschte mich nicht, da die Küche zweimal so groß wie das Eßzimmer war und ein massiver Eichentisch darin stand, an dem ich normalerweise aß, außer wenn ich mit Hilfe eines örtlichen Partyservices Gäste bewirtete. Wir gingen in die Küche, und mir blieb der Mund offen beim
Weitere Kostenlose Bücher