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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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atemberaubenden Blick auf den Atlantik hinweg über weidende Herden schwarzer und weißer Schafe. An der Kreuzung Beetlebung Corner und Meremsha Crossroad bog ich nach links ab. »Das ist das Zentrum von Chilmark, Mike«, erklärte ich und wies auf das Rathaus, die Bibliothek, das Postamt, das Schulhaus und den Gemischtwarenladen, den meine beiden Freunde Primo und Mary führten. »Wir sind fast da.«
    Ich sah Isabella vor mir, wie sie ihren Kaffee und die Tageseinkäufe bei Primo bekam, wie ich es ihr vorgeschlagen hatte, oder vielleicht nebenan in The Feast zu Abend aß. Hatte Wally sich dort erkundigt, ob jemand bei ihr gewesen war oder ob sie jemandem das Gefühl vermittelt hatte, daß sie in Gefahr sei? Wenn nicht, konnten Mike und ich dies am Nachmittag nachholen.
    »Falls sie sich hier nicht herumgetrieben hat, könnte sie nach Gay Head gefahren sein. Das können wir ja auch überprüfen.«
    »Was gibt’s denn dort?«
    »Indianer. Bis die Engländer kamen, war die Insel nämlich von Indianern bewohnt - Wampanoags. Es war die gleiche Geschichte wie überall in Amerika: Die Indianer wurden von ihrem Land vertrieben, bis zur äußersten Spitze der Insel. Heute sind
die Stammesländereien geschützt, und der Stamm ist vom Staat offiziell anerkannt.«
    Ich bremste ab, als sich die Straße an der Gosnold-Brücke senkte, und bedeutete Mike mit einem Kopfnicken, nach rechts hinauszuschauen. Jenseits des Bootsstegs der Stadt und auf der anderen Seite des weitläufigen Menemsha Pond befand sich mein Lieblingshügel. Immer wenn ich diesen Punkt der Fahrt zum Haus erreiche, beschleunigt sich mein Puls, und ein Hochgefühl überkommt mich: Ich bin da. Ich trat aufs Gaspedal und raste die gewundene Straße den Hügel hinauf, auf die Granitgrenzsteine und die sechs Briefkästen zu, die in einer Reihe an der Einmündung zum Daggett’s Pond Way standen. Als ich um die letzte Kurve auf den unbefestigten Weg fuhr und sah, daß die Zufahrt durch das neongelbe polizeiliche Absperrband verwehrt war, stieg ich auf die Bremse und steuerte den Leihwagen in eine Lücke neben einem Busch verblühter zartblauer Hortensien, während ich mich fragte, wie Isabella Lascars letzte Augenblicke wohl gewesen sein mochten.

8
    W ir blieben ein paar Minuten schweigend in unserem Wagen sitzen, bis Wallys Streifenwagen und Luthers schwarze Limousine hinter uns einbogen. Als sie uns auszusteigen bedeuteten, gesellten Mike und ich uns zu ihnen. Die State Road lag etwa dreißig Meter weiter weg, war aber hinter der scharfen Biegung des alten Feldwegs nicht zu sehen. Und obwohl sich mein Haus und die Häuser meiner Nachbarn direkt vor uns befanden, waren sie von den dicht stehenden Kiefern und Zedern auf beiden Seiten der Hügelkuppe völlig abgeschirmt.
    »Kein schlechter Ort für einen Mord«, bemerkte ich zu Mike. »Dieses eine Stück der Auffahrt ist völlig abgeschieden. Bis zu diesem Augenblick habe ich es nicht als düster empfunden, aber offenbar bot es für einen Mörder eine großartige Gelegenheit, nicht gesehen zu werden.«
    »Nun, Ms. Cooper«, sagte Luther, als er auf uns zutrat, »hier ist nicht mehr viel da, worauf ich Sie hinweisen könnte, aber ich möchte Ihnen einfach eine Vorstellung vermitteln, was unserer Meinung nach passiert ist.«
    Das neongelbe Band erstreckte sich von einem der Nadelbäume an der Ostseite des Wegs quer hinüber bis zur alten Steinmauer, die das Grundstück auf der Westseite begrenzte. Auf der Oberkante der Mauer verlief es etwa fünf Autolängen nach Norden, dann bog es im rechten Winkel ab, wo es um eine stämmige Zwergeiche gewickelt war, die einem Wächter gleich auf der Kuppe des Hügels stand.
    »Wir vermuten, daß Miss Lascar irgendwann spätnachmittags zum Haus zurückfuhr. Wir haben noch immer keine Ahnung, woher sie kam oder wie spät es genau war. Der Leihwagen war ein weißes Mustang-Cabriolet, das Dach war versenkt, als auf sie geschossen wurde. Auf diesem Straßenstück kann sie nicht schneller als zehn oder fünfzehn Meilen gefahren sein.«
    Da hatte er sicher recht. Der Feldweg wies so tiefe und unebene Fahrrinnen auf, daß die meisten Autos aufsaßen und man
im Kriechtempo fahren mußte, um den Schlaglöchern auszuweichen.
    »Wir haben gestern ein Außenteam von Boston dagehabt«, betete Agent Waldron seine Leier herunter, »aber sie haben hier draußen nicht sehr viel gefunden.«
    »Tatorte im Freien sind am schlimmsten«, kommentierte Mike verständnisvoll. »Sehr schwer

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