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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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uns hereinzulassen.«
    Zum ersten Mal wirkte der Junge verunsichert, aber er nickte langsam. Er sah Mason in die Augen. »Viel Glück, Mann.«
    »Dir auch.« Mason sah zu, wie er ein paar Schritte zurückwich, bevor er sich zu Jenna umdrehte. »Jetzt du. Raus. Durch den Tunnel. Halt mir den Weg frei, damit ich die Sprengladungen anbringen kann.«
    »Scheiße, nein.« Jenna hob das Gewehr, als ob sie es lieber gegen ihn richten wollte, als zu gehorchen. »Ich weiche dir nicht von der Seite. So war es abgemacht, John.«
    »Damit wir bei dem Versuch hier sterben können? Das hat doch keinen Sinn.« Er öffnete den Tornister, platzierte die Kanister auf verschiedenen Felsvorsprüngen und zwängte manche sogar in Risse in der Decke. »Du bist ein gutes Stück schneller als ich. Hau ab, und schlag einen Bogen zur Vordertür.«
    Sie verzog den Mund. »Warum? Warum sollte ich das tun?«
    »Im schlimmsten Fall – wenn das hier schiefgeht – habt ihr keinen Strom. Keine Heizung. Und der Tunnel ist vielleicht nicht komplett verschlossen. Die Hunde kommen rein, oder ihr erfriert. Du bist alles, was sie haben, Jenna. Jede – aber auch wirklich jede – Überlebenschance löst sich in Luft auf, wenn wir beide sterben.«
    »Ich bin nicht …«
    »Es reicht!« Seine Geduld war erschöpft. Er stieß sie gegen die rutschige, gebogene Wand. »Ich bin also dein Gefährte? Alles, worauf es ankommt?« Ihre Schultern spannten sich unter seinen Händen an. »Ich spüre es, Schätzchen. Du würdest sie alle im Stich lassen. Mich retten, uns beide in Sicherheit bringen. Trotz allem, was du im Wald zu mir gesagt hast, würdest du das doch tun, oder?«
    »Ja!«
    »Und wenn du es wieder tun müsstest, würdest du einem verängstigten Häuflein Fremder die Tür öffnen?«
    »Ich …«
    »Halt’s Maul. Ich sehe es in deinen Augen, und mir wird übel davon.« Er packte sie am Kinn und beugte sich nahe heran, wobei Zorn und Todesangst seine Hände zittern ließen. »Willst du etwa, dass Chris meine Pistole benutzt? Ich frage mich, wen er zuerst erledigt, Penny oder Ange.«
    Ihre Nasenlöcher weiteten sich, als sie scharf die Luft einsog. »Das ist nicht fair.«
    »Es ist die Wahrheit. Du hast behauptet, du hättest ihr kleines Mädchen lieb, und doch würdest du Ange das antun? Das glaube ich nicht. Nicht von dir.« Er schmetterte die Handfläche gegen die Wand, froh, dass er sie noch zum Zusammenzucken bringen konnte, froh, dass sein Zorn auch bei dieser neuen Jenna noch einen Stellenwert hatte. »Denn wenn ich so verdammt wichtig bin, warum hast du zugelassen, dass ich Tru weggeschickt habe? Warum hast du ihn nicht den Sprengstoff zünden lassen?«
    »Hör auf, John.« Scharfe Fingernägel gruben sich in seine Unterarme. »Das alles ergibt nur unter der Bedingung Sinn, dass du noch hier bist. Bei mir.«
    Er packte sie am Hinterkopf und zog sie zu einem schnellen, heftigen, verzweifelten Kuss an sich.
    »Weißt du, auch ich habe mich verändert«, sagte er. » Du hast mir das angetan. Noch vor zwei Monaten – zum Teufel mit ihnen. Nur du und ich, oder?« Er strich ihr mit dem Daumen über die geschwollene Unterlippe. Sein eigenes Lächeln fühlte sich taub an. »Aber wir brauchen sie auch. Die ganze Welt ist den Bach runtergegangen, und wir brauchen sie. Das weißt du.«
    »Unser Rudel«, flüsterte sie.
    Mason schob ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Sorgen, die ihn seit Wochen verzehrt hatten, verschwanden mit einem Schlag. Er konnte sie jetzt nicht besser beschützen als sich selbst. Er musste einfach darauf vertrauen, dass sie es schaffen würde – und dass er weitermachen konnte, wenn sie es nicht tat. Ihre Verpflichtungen erstreckten sich jetzt auf die ganze Gruppe, und wenn sie das aus den Augen verlor, würde sie nicht mehr seine Jenna sein.
    »Ich dachte, ich hätte dich verloren«, flüsterte er rau. »Aber ich habe weitergemacht – ihretwegen. Das Versprechen hast du mir abgenommen, weißt du noch? Ich liebe dich zu sehr, als dass ich mit ansehen könnte, wie du diesen Teil von dir aufgibst.«
    Sie bleckte die Zähne, aber in ihren Augen glänzten Tränen. »Du sagst mir, dass du mich liebst, und dann, dass ich dich verlieren könnte. Das ist grausam .«
    »Es wird alles gut. Du wirst sehen.«
    »Bisher hast du nie etwas für mich beschönigt.«
    »Es ist die Wahrheit – die Wahrheit, die ich hören muss.« Nach einem letzten Kuss zerrte er sie von der Wand weg und versetzte ihr einen kleinen Stoß. »Jetzt raus mit dir.

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