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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Enttäusch mich nicht, Barclay.«
    Einen Moment lang glaubte er, dass sie nicht gehen würde. Sie stand so fuchsteufelswild da, wie er sie noch nie gesehen hatte. Er konnte die Wölfin in ihr schimmern sehen, das animalische Knurren, die aufgestellten Nackenhaare. Ein Glimmen flammte um ihren schlanken, zitternden Körper auf. Eine erschreckende Minute lang dachte er, dass sie sich gleich verwandeln würde.
    Dann schloss sie die Augen und überwand den Impuls. Jenna drückte ihm einen Kuss auf den Hals, unmittelbar unterhalb seines linken Ohrläppchens. Er berührte die Stelle, als sie mit der Waffe im Anschlag aus der Höhle rannte.
    Schüsse ertönten draußen, gemeinsam mit dem Heulen der sterbenden Bestien. Mason wandte sich wieder dem Tornister mit dem Sprengstoff zu und vertraute darauf, dass Jenna ihm den Rücken freihalten würde, während er die verbliebenen Sprengladungen anbrachte. Als alles an Ort und Stelle war, kroch er ins schwache, blasse Dämmerlicht hinaus. Keine Bestien. Keine Geräusche. Keine Spur von Jenna. Jetzt hoffte er, dass die verdammten Kanister funktionieren würden.
    »Mach dich bereit, Tru«, brüllte er in den Tunnel hinein und riss das Gewehr an die Schulter. Auf diese Distanz wirkte jedes Ziel durch das Zielfernrohr riesig. Er entschied sich für den Kanister in der Mitte und dann für die nächsten sechs Pakete, die er versteckt hatte. Wie bei einer Generalprobe zielte er nacheinander auf jedes von ihnen. Seine Muskeln würden sich daran erinnern, selbst wenn er nichts sehen konnte. Wenn dann der Tunneleingang erst zusammengebrochen war, na ja … dann war alles möglich.
    Mason atmete aus. Und betätigte den Abzug.

40
    Jenna schlitterte den Hügel hinunter und heulte ihre Angst zum Himmel hinauf. Angst nicht um sich selbst. Um John. Er hatte den Gesichtsausdruck eines Mannes gezeigt, der glaubte, dass es vielleicht auf ein persönliches Opfer hinauslaufen würde. Sie brauchte einen lebendigen Geliebten, keinen toten Helden. Sie feuerte ein paar Warnschüsse ab, rannte los und schrie dabei immer noch. Sie blieb nicht stehen, bis sie die Aufmerksamkeit der Monster rings um den Tunneleingang auf sich gezogen hatte. Dann hielt sie nur inne, um eines zu erschießen. Ihre Zielkünste hatten sich mittlerweile von ganz ordentlich auf verdammt gut gesteigert.
    Ein wildes, klagendes Heulen ertönte von den übrigen. Zwei stürzten sich mit geifernden Fängen auf den frischen Kadaver, während die anderen beschlossen, dass das Frischfleisch vielversprechender aussah. Die Jagd hatte begonnen.
    Jenna rannte los.
    »Lock sie weg! Das sagt sich so leicht für ihn.«
    Was sich in der Theorie ganz einfach angehört hatte, erwies sich in der Praxis als höllisch furchterregend. Sie krabbelte die Wand der Schlucht hinauf und rannte auf die fernen Bäume zu. Der Schnee erschwerte es ihr, Halt zu finden, und verbarg Gefahren, die zu jeder anderen Jahreszeit offensichtlich gewesen wären. Sie stolperte über eine Wurzel und stürzte schwer. Die Hälfte ihrer Ersatzmunition purzelte davon. Keine Chance, sie zurückzuholen.
    Gewinn Zeit für John.
    Er musste die Sprengladungen zünden, ohne dass die Bestien seine Konzentration störten. Jeder Fehler würde sich als katastrophal erweisen. Der Eingang musste versiegelt werden, keine Frage. Wenn es der Menschheit nicht so ergehen sollte wie einst den Mammuts, dann musste sie rennen wie noch nie zuvor.
    Hunde knurrten und rannten hinter ihr her. Jenna dachte nicht darüber nach, was geschehen würde, wenn das Rudel sie einholte. Als sie ebenen Boden erreichte, wirbelte sie herum, schoss und streckte noch einen Hund auf blutbespritztem Boden nieder. Rot auf Weiß. Die grellen Farben blieben ihr im Gedächtnis, als sie wieder losraste. Jedes Mal wenn sie stolperte oder stehen blieb, um sich zu orientieren, kamen sie ein bisschen näher. Der Tod ihrer Kameraden störte sie überhaupt nicht.
    Aber mit jedem Monster, das sie niederstreckte, dünnte sie ihre Reihen aus. Jenna nutzte die Bäume und huschte dazwischen hindurch. Sie hatte in diesen Wäldern schon einige schlimme Situationen gemeistert. Die hier würde nicht die letzte sein.
    In der Ferne donnerte eine Explosion. Er hatte es geschafft. Sie betete, dass John wohlbehalten war. Jetzt musste sie nur noch dieses Versteckspiel überstehen.
    Jenna kroch unter die tief hängenden Zweige einer Kiefer, obwohl die Nadeln sie stachen. Der Geruch des Harzes war durchdringend genug, ihre Spur zu verwischen. Alles,

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