Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
Hölle steckte Mason? Jenna war seine Frau.
Da Jenna wackelig auf den Beinen war und immer schwächer wurde, feuerte er wieder und schnappte sich dann das Walkie-Talkie. »Mason, Scheiße, wir brauchen dich, Mann!«
Stille.
Zorn durchfuhr ihn und verlieh ihm Kraft. Tru wirbelte herum und warf sich Jenna über die Schulter. Er war nicht kräftig genug, um sie wie ein Feuerwehrmann zu tragen, also wurde sein Lauf zum Stolpern eines Betrunkenen. Dann hörte er den Schnee unter den Pfoten der heranspringenden Hunde knirschen. Sie holten auf. Die Tür hätte genauso gut zehn Kilometer entfernt sein können.
Scheiße . Er musste kämpfen. Tru setzte Jenna ab und hob die Waffe. Was als Nächstes passierte, erschütterte ihn bis ins Mark.
Penny erschien auf dem Schnee vor ihm. Ohne Schuhe. Ohne Mantel. Sie trug Jogginghosen und ein kleines pinkfarbenes T-Shirt. Ein Leuchten flammte um sie herum auf. Er hatte keine Ahnung, was sie hier draußen trieb oder wie sie aus dem Nichts aufgetaucht war. Magie. Du meine Scheiße!
Bestien duckten sich rings um sie, setzten zum Sprung an. Tru schoss über ihren Kopf hinweg und traf ein Monster in den Hals. Blut spritzte überall hin. Aber die anderen kamen näher. Er konnte unter keinen Umständen gewinnen. Unter keinen Umständen.
Wild entschlossen schoss er weiter. Er würde diese beiden bis zum letzten Atemzug beschützen, selbst wenn es ihn umbrachte.
Und das würde es wahrscheinlich.
»Penny!«, schrie Ange.
Das Mädchen war einfach … weg. Eben war sie noch bei ihnen gewesen. Und im nächsten Augenblick … hatte sie sich in Luft aufgelöst.
Draußen gab es Schwierigkeiten, und Chris wusste einfach, dass Penny sich mitten hineingestürzt hatte. Der heftige Instinkt in seinen Eingeweiden schockierte ihn so, dass ihm die Worte fehlten. Bevor sein Adrenalinstoß nachließ, eilte er ins Erdgeschoss. Ange folgte ihm auf dem Fuße. Sein Herz pumpte kräftig, schnell genug, dass es ihm übel wurde. Aber er würde einfach vor der Übelkeit davonrennen, sich schneller als die Furcht bewegen.
Aus dem Abstellraum holte er sich das Ersatzgewehr. Zielsicher? Nein, das war er nicht. Aber er wollte den nächsten Morgen noch erleben. Er lud das Gewehr und zog sich den Parka über. Dann reichte er Ange die Neun-Millimeter-Pistole, die sie mit einer größeren Sicherheit entgegennahm, als er sie bei ihr je gesehen hatte. Aber schließlich war draußen ihr Kind in Gefahr. Für sie spielte nichts anderes eine Rolle.
Er stieß die Tür auf und bekam einen heftigen, eisigen Windstoß ab. Seine Brille beschlug. Er wischte sie sich mit einer raschen Bewegung ab. Jenna lag ohnmächtig zu Trus Füßen. Sie musste irgendwann zur Wölfin geworden sein, weil sie nur Trus Jacke anhatte. Ihre Beine waren beinahe so weiß wie der Schnee, außer an den Stellen, an denen rot und hässlich fürchterliche Wunden aufklafften. Tru stand über ihr und wirkte entschlossen, aber zugleich so jung, wie er war, als er sich dem knurrenden, verhungernden Rudel entgegenstellte. Penny … glühte.
Warum – das spielt jetzt keine Rolle. Keine Zeit nachzudenken.
»Hierher, ihr Hurensöhne!«, rief Ange.
Sie stürmten beide mit den Waffen im Anschlag aufs Schlachtfeld. Die Frau neben ihm feuerte im Laufen und versuchte verzweifelt, den Angriff von ihrem einzigen Kind abzulenken. Sie zielte nicht genau. Da sie noch nie gut geschossen hatte, verhinderten die Bewegung und die Entfernung, dass sie mehr erreichte, als Löcher in den Schnee zu schießen. Ein Monster duckte sich, sprang und riss das Mädchen zu Boden. Tru zerschmetterte dem Hund das Gehirn. Das Licht um Penny wurde schwächer, als sie fiel. Chris konnte nicht sehen, wie schwer verletzt sie war.
Gottverdammtes Gewehr. Er war nicht in Schussweite. Wenn er bereits jetzt feuerte, hätte er nur seine Munition verschwendet.
Andere Hunde schlichen sich näher heran, versuchten Jenna zu erreichen. Tru konnte nicht überall gleichzeitig sein, und die Monster wurden mutiger. Sie dachten, sie hätten gewonnen. Chris stieß einen wilden Schrei aus. Er und Ange rannten zusammen weiter. Näher heran. Fast nahe genug.
Tiefe Ruhe ließ die Anspannung aus seinen Muskeln weichen. Er hatte das bei Raubkatzen schon gesehen, bei den Pumas, denen er sein Leben geweiht hatte. Unmittelbar vor dem Sprung entspannten sie sich und wurden locker, als wüssten ihre Körper, dass die Beute schon tot war. Der Wind war jetzt nicht mehr so heftig. Seine Hände zitterten nicht
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