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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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die stoßweise eingesogene eiskalte Luft in der Kehle brannte.
    Er trat die Tür auf und ging rückwärts hinein, wobei er darauf achtete, dass Jennas Kopf nicht gegen das Metall prallte. Er legte sie auf den Boden und drehte sich um, um Tru zu helfen, die Tür zu sichern.
    »Ich hole mehr Munition«, sagte der Junge, »wir müssen wieder hinausgehen, um Mason zu holen.«
    »Wir bleiben.«
    »Seit wann hast du hier das Sagen?«
    Chris packte Tru und knallte ihn gegen die Wand. »Ich habe das Sagen. Willst du mir etwa dumm kommen?«
    »Du bist ein verdammter Feigling«, knirschte Tru und wehrte sich noch immer.
    »Ich habe dir gerade das Leben gerettet. Wenn du so weitermachst, mache ich mir die Mühe nicht noch einmal.« Er warf einen Blick hinab auf Jenna. »Wenn sie nicht auf dem Boden verblutet, wird sie irgendwann aufwachen und wissen wollen, wo Mason ist. Das wird auf jeden Fall unschön. Sie wird wahrscheinlich richtig bösartig sein, auch wenn sie sich nicht in eine Wölfin verwandelt. Und ich habe noch nicht einmal festgestellt, in welcher Verfassung Penny ist. Ich werde deine Hilfe brauchen.« Als Trus Gegenwehr nachließ, weil die Logik seinen Dickschädel durchdrang, entspannte Chris sich. »Wir müssen uns um die Verletzten kümmern.«
    Tru schnaufte verärgert, aber er nickte. »Ich bringe Penny in den Schlafsaal. Ihr Arm blutet. Ich kann nicht einschätzen, wie schlimm es ist.« Er hielt inne. »Ich wünschte, Ange wäre da.«
    Die Worte blieben Chris im Herzen stecken wie eine Stahlklinge. »Aber wir werden so zurechtkommen müssen.«
    Unten suchte er all die Verbandsmaterialien zusammen, die Jenna und Mason aus Wabaugh mitgebracht hatten. Er verarztete Penny zuerst, vielleicht als Huldigung an ihre gefallene Mutter. Aber Jenna genas auch schneller. Sie würde sich wahrscheinlich noch vor dem Kind erholen, selbst wenn ihre Wunden tiefer waren.
    Penny hatte eine tiefe Kratzwunde am Oberarm davongetragen, wahrscheinlich dort, wo das Ungeheuer mit der Kralle zugepackt hatte, als es sie zu Boden geworfen hatte. Warum hatte es ihr nicht die Kehle herausgerissen, wie das andere es bei Ange getan hatte? Als ob das Licht um sie herum sie irgendwie beschützt hätte. Chris versenkte sich in die stumpfsinnige Arbeit des Reinigens und Nähens der Wunde und versuchte, nicht daran zurückzudenken, wie hilflos Ange unmittelbar vor ihrem Tod gewirkt hatte.
    Tru erwies sich als fähiger Assistent: Er reichte Chris Verbandszeug und Desinfektionsmittel zu, ohne auch nur eine einzige freche Bemerkung zu machen. Chris ertappte den Jungen dabei, Penny mit verwirrter Miene zu mustern.
    »Wie, glaubst du, ist sie dorthin gekommen?«, fragte er am Ende.
    Chris schüttelte den Kopf. »Durch Magie? Sieh mich nicht so an. Ich habe keine Ahnung. Nur … Gerade war sie noch bei uns, und im nächsten Augenblick? Weg.«
    »Ja.« Trus staunender Tonfall verriet, dass er nicht das Thema zu wechseln gedachte. »Sie ist auch im Wald verschwunden, war ein paar Minuten lang weg, als die Gefahr zu nahe kam. Und sie hat Mason und mich zu Tode erschreckt, als sie in unserem Zimmer aufgetaucht ist, obwohl die Tür verschlossen war.«
    »Vielleicht. Wahrscheinlich?« Chris war völlig durcheinander. Er neigte den Kopf und arbeitete weiter, obwohl die Trauer wie eine hartnäckige Unterströmung an ihm zerrte.
    Nicht jetzt. Später. Noch viel zu tun.

42
    Mason schüttelte den Kopf. Das Scheppern in seinen Ohren ließ einfach nicht nach. Sein Brustkorb fühlte sich schwer und wie geschmolzen an. Eissplitter schmolzen in seinem Gesicht, und der Wind raubte ihm die Körperwärme. Er schaute auf und riss sich dann die zerstörte Schutzbrille ab. Was noch vom Tunneleingang übrig war, lag schwelend unter einer zinnfarbenen Wolke aus Rauch und Staub.
    Er kämpfte sich auf die Beine und sah nach unten. Sein Mantel war aufgerissen. Blutspritzer bildeten ein Muster auf seinem T-Shirt. Mit zitternden Fingern berührte er seine Brust und stellte fest, dass ein Dutzend winziger Schrapnellsplitter sich in seine Haut gebohrt hatten.
    Toll. Jetzt passt meine Vorderseite zu meinem Rücken.
    Benommen taumelte er ein paar Schritte und fand die Überreste seiner Munitionstasche. Eine der Explosionen musste die übrig gebliebene Munition zerstört haben, aber er erinnerte sich an gar nichts. Er hatte gefeuert. Etwas war explodiert. Dann noch einmal, bis er sich dabei wiedergefunden hatte, den gefrorenen Boden zu umarmen.
    Trotz seiner Verletzungen fühlte Mason

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