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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Neuigkeiten hören. Es war eigentlich erstaunlich, dass es ihnen gelungen war, sich so lange zurückzuhalten.
    Sie hatten ihr von Ange erzählt, aber Jenna hatte nicht geweint, noch nicht. Vielleicht würden die Tränen irgendwann fließen.
    »Er hat es geschafft«, sagte Tru dann. »Durch die Tunnel wird nichts heraufkommen. Und das Wasser fließt immer noch aus der unterirdischen Quelle her. Wir sind versorgt.«
    Chris nickte angespannt. »Er hat recht. Die Generatoren arbeiten. Jenna, bist du sicher, dass du genug Kraft hast herumzulaufen?«
    »Menschen genesen nicht im Bett. Sie genesen, wenn sie ihre Grenzen austesten.« Sie konnte nicht fassen, dass sie eben Mitch zitiert hatte. Irgendwann würde sie all seine Binsenweisheiten aufschreiben. Das Dunkle Zeitalter nach Barclay. Er hatte propagiert, Verletzungen einfach durch Bewegung zu heilen und, wenn das nichts nützte, Dreck daraufzuschmieren. »Ich kann mich jetzt nicht ausruhen .«
    »Verständlich.« Chris legte ihr die Hand auf die Schulter, und ihre Muskeln spannten sich an. Sie zügelte den Impuls, nach ihm zu schnappen. Es war nicht schlau, eine verletzte Wölfin anzufassen, deren Gefährte verschwunden war. Jenna wusste nicht, was er in ihrem Gesicht gesehen hatte, aber er wich langsam einen Schritt zurück.
    »He, Chris«, sagte Tru. »Vielleicht solltest du mit Penny … äh, irgendetwas unternehmen.«
    Hm, ich glaube, ich höre zum ersten Mal, dass der Junge ihn nicht »Harvard« nennt.
    Jenna entschuldigte sich nicht, als Chris mit Penny ging. Durch Johns Abwesenheit und Anges Tod war nichts mehr in Ordnung. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass die Sonne untergegangen war – und damit ein Großteil ihrer Hoffnung. Der Himmel glänzte wie eine Prellung, als das Zwielicht zum Purpur der Trauer verblasste.
    Tru setzte sich mit gespreizten Beinen auf einen Tisch. »Er schafft das schon. Oder?« Die kurze Pause, bevor der Junge die Frage anhängte, täuschte Jenna nicht. Er brauchte eine optimistische Antwort dringender als die Wahrheit.
    »Wenn irgendjemand sich durchkämpfen und es bis hierher schaffen kann, dann er. Ich habe getan, was ich konnte, um sie wegzulocken.« Sie erwähnte weder das Alphatier noch die Kälte, auch nicht, wie sehr Verletzungen einen Körper schwächten. Wahrscheinlich wusste Tru das genauso gut wie sie.
    Jenna ballte die Hände zu Fäusten. Sie wollte so gern dort hinauslaufen und nach ihm suchen. Ein stummer Schrei baute sich in ihrer Kehle auf. Glücklicherweise vertraute Tru ihr, so scharfsichtig er sonst auch sein mochte. Er konnte sich wenigstens für kurze Zeit besser fühlen.
    Er lächelte. »Ja, es war wirklich eine gewaltige Horde hinter dir her.«
    »Danke noch einmal. Ich schulde dir wirklich etwas.« Sie übertrieb nicht, damit er sich besser fühlte. »Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr vollgeblutet.«
    Tru zuckte die Schultern. »Es war komischer, dich nackt im Schnee zu finden.«
    Jenna zuckte zusammen und musste ihm beipflichten. »Na, was meinst du? Sollte ich an der Außentür ein Versteck einrichten oder vielleicht etwas Kleidung im Wald bereitlegen?«
    »Wenn es erst einmal Frühling ist, wird es einfacher.«
    Die Worte ließen ihr einen Stein vom Herzen fallen. Tru glaubte, dass sie es schaffen würden. Er glaubte, dass es einen Frühling, einen Sommer und einen neuen Herbst geben würde – Zeit genug für sie, die neuen Rituale und Fähigkeiten zu perfektionieren, die es ihnen gestatten würden zu überleben. Er glaubte, dass sie etwas aufbauen würden, was, wie Mason gesagt hatte, ihre Begabung war. Jenna dachte über diese Möglichkeit nach. Sie brauchten einen passenden Ort, an dem sie leben konnten, etwas, das für eine einfachere Zeit geplant war, mit Belüftung und einer anderen Kochstelle …
    Nur eine Sekunde lang erlaubte sie es sich, selbst daran zu glauben.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber sie blinzelte sie weg und zwang sich zu einem Lächeln. »Das hoffe ich. Wäre es in Ordnung, wenn ich dich in den Arm nehme?«
    Er zog die Schultern hoch. »Ich halte nicht so viel von dem Kram. Aber wenn du dich dann besser fühlen würdest …«
    »Das würde ich.«
    Mit unbehaglicher Miene trat der Junge vor, und Jenna schlang die Arme um ihn. Er fühlte sich zerbrechlicher an, als er war, nur Trotz und Knochen. Aber darunter schlug ein unglaublich starkes Herz. Jenna konnte nicht glauben, dass er ganz allein auf die Meute losgestürmt war, um ihren Arsch zu retten. Er war nicht

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