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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Wärme. Was ihr auch zwischen dem Tunnel und der Station zugestoßen war, sie war jetzt in Sicherheit. Die anderen würden sie verarzten. Statt sich von ihr zu verabschieden, schloss er die Tür, die ihre Seelen miteinander verband. Er wollte nicht, dass sie das hier mit ansah und mit empfand. Und er wollte nicht, dass sie herauskam, um ihn zu holen.
    Aber in der Stille in seinem Kopf flüsterte er: Lebewohl, meine Liebste.
    »Kalt«, sagte das Ding wieder.
    Dann warf es den Kopf in den Nacken und heulte. Die übrigen fielen in das Wehklagen ein, das Mason die Haare auf den Armen zu Berge stehen ließ.
    »Ja, klar, mir ist auch kalt, du Scheißkerl. Los.«
    Der Tiermensch schnappte nach ihm. Er sprang nach vorn und verlagerte sein Körpergewicht nach rechts. Mason duckte sich nach links und versetzte ihm zusätzlich einen Stoß. Das Monster stürzte und glitt über den Schnee. Es grunzte und schrie auf. Als der Kreis sabbernder Ungeheuer sich enger zog, um Mason zu erledigen, richtete der Tiermensch sich auf alle viere auf und knurrte, als wollte er sagen: Mein Kampf.
    Mason machte einen Schritt vorwärts und trat zu. Der Mann ächzte und rollte sich zusammen.
    »Das sind deine Nieren.« Mason trat wieder zu. »Das ist dein Brustbein.« Und wieder. »Und das ist dein Unterkiefer. Erinnerst du dich daran? Hm? An Sprache? Anatomie? Vielleicht hast du nie etwas davon verstanden, aber früher hattest du die Fähigkeit, so etwas zu lernen.«
    Der Mann spuckte Blut in den Schnee. Ein Zahn folgte. Er knurrte: »Hunger.«
    Die Unbeirrbarkeit seines Gegners reichte aus, Mason erschauern zu lassen. Sie würden niemals aufhören. Sie würden nicht nachgeben, weil sie nicht über ihre Erfolgsaussichten oder über die Angst nachdachten. Selbst wenn halbmenschliche Monstrositäten wie dieser Kerl imstande waren, sich ein paar Strategien einfallen zu lassen, würden sie nie höhere Ziele anstreben als Futter, Zuflucht und die Ausbreitung ihrer Verdorbenheit.
    Ein Dunkles Zeitalter, ohne Scheiß. Mitch, ich wünschte, du wärst hier.
    »Das ist also der Unterschied«, sagte Mason, ebenso sehr zu sich selbst wie zu seinem Gegner. Er spürte, wie die Hunde unruhig wurden. Ihre hektische Energie war gezügelt, als wären sie angeleint. Nur der Befehl ihres Anführers hielt sie in Schach. »Aber du wirst hier nicht gewinnen – selbst dann nicht, wenn ich hier sterbe.«
    Er ließ das Gewicht seines Knies auf das Brustbein des Mannes fallen, das mit einem entsetzlichen Knacken brach. Unnatürliche Klauen kratzten ihm die Unterarme auf, aber Mason schlang die tauben Hände um den Hals des Wesens. Eine kurze Drehung, und das Leben des Mannes endete mit einem knirschenden Geräusch.
    Mason sah zum Himmel empor und holte Atem. Dann fiel ihn die Meute von vorn, von hinten, von überall zugleich an, und sein Mund schmeckte nach Blut.

43
    Ihre Wunden waren nicht so schlimm, wie sie aussahen, nur ein Dutzend Risse, gepaart mit Erschöpfung und Kälte. Chris hatte den Schaden rasch mit straff angelegten Verbänden verarztet. Ein bisschen Suppe und heißer Tee trugen viel dazu bei, dass sie sich besser fühlte. Sie hatte Chris und Tru gedankt, bis ihr fast die Stimme versagt hatte. Jetzt war Jenna angezogen und wieder auf den Beinen. Nur die verbliebene Schwäche und ein paar stechende Schmerzen zeugten noch von ihrem Martyrium.
    Nur, dass es noch nicht vorbei war – das würde es nicht sein, bis er nach Hause kam.
    Seltsam, dass sie so etwas für den Mann empfinden konnte, der sie in den Kofferraum ihres eigenen Autos gesperrt hatte. Sie lief oben auf und ab, betrachtete den Schnee. Tote Bäume, totes Weiß. Abgesehen von den Strahlen des ersterbenden Sonnenlichts war es eine schwarzweiße Welt.
    Er hat die Verbindung zu mir gekappt.
    Angst hatte Besitz von ihr ergriffen. Ein dunkler Teil von ihr fragte sich, ob es daran lag, dass er nicht gewollt hatte, dass sie seinen Tod miterlebte. Sie wusste nicht, was es ihr angetan hätte zu spüren, wie das Leben ihres Gefährten endete. Nichts Gutes. Jenna legte die Stirn ans Fenster und sah zu, wie die Sonne unterging. Bald würde da draußen nichts mehr zu erkennen sein.
    Sie hörte jemanden den Flur entlangkommen. Während sie sich umdrehte, zwang sie sich zu einem halbwegs freundlichen Gesichtsausdruck. Tru schob sich als Erster herein, gefolgt von Chris und Penny. Es überraschte sie nicht mehr, Chris das kleine Mädchen tragen zu sehen, das Jenna aus traurigen blauen Augen ansah. Sie wollten alle

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