Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
– ich war – der Kotrainer beim Wabaugh-JV-Footballkurs. Bob Suleski.« Er rutschte etwas vor, als wollte er aufstehen, um Mason die Hand zu schütteln, aber Mason schlang die Finger um den Gewehrkolben. Robert sank zurück auf seinen Stuhl und neigte dann den Kopf. »Das hier ist Edna Cartwright, die Studienberaterin der Schule.«
Edna schob sich die Hornbrille hoch und brachte ein schwaches Lächeln zustande.
»Edna und ich fahren gemeinsam im Auto zur Schule«, setzte Bob hinzu.
Mason lächelte. »Wie umweltbewusst von euch«, sagte er, seine Stimme ein düsteres Grollen. »Und was ist mit dir, Junge?«
Der Goth schüttelte sich das tintenschwarze Haar aus den Augen. »Ich bin Midnight. Ich gehe in Wabaugh zur Schule. Oder … bin gegangen«, fügte er unbehaglich hinzu.
Er konnte nicht älter als fünfzehn sein, schlank auf knochige, jungenhafte Art. Seine Füße wirkten im Vergleich zum Rest riesig, sein Gesicht blass und hübsch. Jenna bezweifelte stark, dass seine Eltern ihn Midnight genannt hatten. Er war vielleicht Ed oder Steve, möglicherweise auch James, und er würde sich jetzt schnell am Riemen reißen müssen.
Seinem ungeduldigen Seufzen nach zu urteilen war Mason zu der gleichen Einschätzung gelangt wie sie. »Nicht deinen Spitznamen, Junge. Deinen Namen .«
»Tru.« Seine Haltung wurde trotzig. »Das ist mein echter Name, klar? Meine Mom hat mich nach Truman Capote benannt.«
»Und ich bin Angela Sheehan«, fügte die Rothaarige hinzu. »Meine Tochter heißt Penny.«
Edna, Bob, Angela, Penny und Tru. Jenna prägte sich die Namen ein. Ihr gefiel der Gedanke, damit zugleich die Vorstellung anzuerkennen, dass sie alle lange genug überleben würden, um Liebenswürdigkeit noch zu würdigen.
»Ich bin Jenna«, sagte sie von der Küchenzeile her, während sie den Auflauf in die Form füllte. »Und das ist Mason.«
Es war keine Überraschung, dass Mason ihren Versuch, höflich zu sein, beiseitewischte. »Ich frage euch noch einmal: Wie seid ihr hergekommen? Wie habt ihr uns gefunden?«
Jenna begriff, warum er sich so darauf versteifte. Wenn sie uns gefunden haben, könnte etwas anderes das auch. Ihr Magen zog sich zusammen.
»Ihr werdet mir das wahrscheinlich nicht glauben«, sagte Angela leise, »aber es war Penny. Wir sind in Bobs SUV geflohen, aber der Wagen hat versagt, genau wie die gesamte Elektrizität mit einem Schlag ausgefallen ist. Sobald das Auto stehen geblieben war, ist sie in den Wald gelaufen, also bin ich hinterhergerannt. Die anderen sind uns gefolgt. Sie hat uns hergeführt, als wüsste sie ganz genau, wo ihr sein würdet.«
Jenna warf einen Blick auf das Mädchen, das auf dem Teppich saß und sich einen weißen Teddybären an die Brust drückte. Ihre Augen wirkten in ihrem blassen Gesicht unfassbar groß, Teiche aus Dämmerblau, umrahmt von wirr abstehendem Maisgrannenhaar. Penny wusste etwas. Jenna sah es ihren verstörten Augen an, aber das kleine Mädchen steckte sich einen Daumen in den Mund und wandte sich ab.
»Sie sagt die Wahrheit«, murmelte Bob. »Ich dachte, es wäre verrückt, aber nach ein paar der Dinge, die ich in den letzten Tagen gesehen habe …« Die Stimme versagte ihm, und er zuckte die Schultern. »Alle anderen waren … Also … Mein Gott, da war einfach so viel Blut .« Er kniff die Augen zu. »Das ergibt alles keinen Sinn, aber es gibt einfach mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt.«
Tru rollte die Augen. »Ach, hör schon mit dem Shakespeare auf, Trainer!«
Beim Anblick des Jungen vermutete Jenna, dass er eine ganze Wagenladung Probleme hatte. Sie stellte sich unter seinem langen Ärmel eine Reihe ordentlicher Schnitte vor, die er sich selbst zugefügt hatte, und fragte sich dann, warum sie davon so überzeugt war. Es war kein Verdacht: Es war Wissen . Sie hatte das Gleiche draußen im Wald gespürt, als sie sich vorgestellt hatte, wie diese Dämonenhunde aussehen würden.
Okay. Was zur Hölle …?
Bobs Blick wurde stumpf und geistesabwesend. »Als dieses Ding Edna gebissen hat, habe ich es einfach getreten. Immer weiter getreten.«
»Ja, es sah irgendwie nicht mehr ganz so wie vorher aus, als er damit fertig war«, sagte Tru grinsend.
Jenna holte tief Atem. Sie wollte am liebsten alles aus ihnen herausprügeln. Was war geschehen? Was ist da draußen los gewesen? Aber ein Teil von ihr wollte es nicht wissen, weil das heißen würde, dass es wahr war – dass die Wirren im Osten am Ende doch noch
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