Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
Vom Netzwerk:
würde, dann … Na ja, das würde gut sein.
    Mason hob den Kopf. Vielleicht hatte er sie atmen hören. Sein Gesicht war hart und distanziert. Falten, die sich frisch eingegraben hatten, zeugten von den Schmerzen, die ihm seine Wunden bereiteten.
    Jenna zögerte, da sie sich selbst nicht traute. »Soll ich lieber gehen?«
    Seine Stimme kratzte wie Samt auf rostigem Metall. »Bleib. Geh. Tu, was du willst.«
    Das klang nicht vielversprechend, aber sie wollte auch nicht allein sein und bei jedem Schatten oder Geräusch zusammenzucken. Ange war unter der Dusche, und die anderen zankten sich immer noch darüber, dass kein Kadaver da war. Keine große Auswahl. Sie ging über den Boden und setzte sich knapp über einen Meter entfernt hin, mehr als eine Armlänge entfernt von ihm.
    »Es ist schön hier drinnen«, murmelte sie und hatte das Gefühl, dass ihr die Worte fehlten.
    Wie lächerlich banal.
    Hitze stieg ihr in die Wangen. Verdammt . Würde nach diesem Kuss alles seltsam werden? Das wollte sie nicht. So sollte es nicht sein. Nur eine Reaktion aus dem Bauch heraus, dieser ganze Lebensbejahungskram.
    Mason sah sie nicht an. »Ich dachte, du würdest noch mit Dr. Knarre plaudern. Du schuldest ihm einen Kuss dafür, dass er mich auf den Arsch befördert hat. Darauf warst du doch aus, oder? Schon seit ich dich in den Kofferraum geworfen habe?«
    »Das ist das Letzte , was ich wollte.«
    Er durchbohrte sie mit einem kalten, bösen Blick. »Wirklich? Ich habe dich gehört, Jenna. Ich war nicht die ganze Zeit über bewusstlos. Ich erinnere mich an einzelne Bruchstücke.«
    Hektisch versuchte sie, sich zurückzuerinnern. Was zur Hölle hatte sie in den verrückten Momenten gesagt, als sie seine Wunden verarztet hatten? Nichts, woran sie sich jetzt auch nur erinnern konnte, aber es schien Eindruck auf Mason gemacht zu haben.
    »Es kommt mir so vor, als ob ich Sie kenne«, äffte er sie in einem gekünstelten Falsett nach. »Wir hören Sie schon tagelang , Dr. Welsh. Wir sollten einen Fanclub für Sie gründen.«
    Jenna blinzelte. Sie hatte das Gespräch nur für albern und ironisch gehalten. Es war ja nicht so, dass Chris Welsh noch andere Hörer gehabt hätte. Sie verstand nicht, wieso Mason deshalb solch ein Theater machte.
    »Du glaubst, ich wollte, dass dir etwas zustößt?«
    »Das spielt keine Rolle«, blaffte er. »Tu mir bloß einen Gefallen. Hör auf mich , wenn ich etwas sage. Ich habe meine Gründe, und ich tue das hier verdammt viel länger als du.« Er lächelte und bleckte dabei die Zähne. »Wir haben hier erst die Oberfläche angekratzt, und ich habe die Absicht, auf dich aufzupassen.«
    »Weil du es Mitch versprochen hast«, sagte sie gekränkt.
    Schwarz wie Obsidian begegnete sein Blick ihrem. »Genau.«
    Gut, dass sie nicht zu ihm gekommen war, um Trost zu suchen. Vielleicht hatte sie irgendwo in ihrem Innersten auf etwas Weichheit gehofft, etwas Tröstliches, nachdem sie wider Erwarten noch einen Tag überlebt hatte. Wenn er sie nahe an sich herangezogen hätte, um sie für ein Weilchen seinem Herzschlag lauschen zu lassen, hätte sie nicht Nein gesagt, aber er wirkte ungefähr so einladend wie die Zementwand. Sein Brustkorb war, wie sie sich erinnerte, eindeutig genauso hart.
    Und das galt offenbar auch für sein Herz.
    Sie nickte ruhig. »Gut. Schon verstanden. Ich sehe jetzt nach Ange und Penny.«

14
    Mason registrierte ihre Abwesenheit wie das Ende eines Gewitters. In einem Moment war sein Verstand noch von der Interferenz vernebelt, die sie immer mit sich brachte, im nächsten … nichts. Eine Tür schlug zu. Das Geräusch hallte durch sein Gehirn und löste eine Reihe kleiner innerlicher Explosionen aus. Das Grün des Omegagartens wirbelte ihn in einen anderen, ferneren Wald.
    Morbide Neugier und tief greifendes Entsetzen ließen ihn erstarren. Er hatte seine Teamkollegen gar nicht ansehen wollen. Jeff war der jüngste, blond und gut aussehend. Er musste sich nicht öfter als einmal die Woche rasieren. Mason war der nächstältere. Thomas, wettergegerbt und in den Vierzigern, arbeitete am längsten mit Mitch zusammen. Ihn brachte so leicht nichts aus der Fassung, aber jetzt hielt er sein Gewehr mit beiden Händen umklammert, als ob er verbergen wollte, dass sie zitterten. Axel kannte sich mit seinen Schusswaffen so gut aus wie mit der Schweinemast, und auf ihn konnte man sich verlassen. Wenn sie kühlen Kopf bewahrten, würden sie vielleicht alle mit dem Leben davonkommen.
    Mason starrte die Leichen

Weitere Kostenlose Bücher