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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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verringerte den Abstand mit wenigen, unregelmäßigen Schritten. Ihr verletztes Hinterbein musste entsetzlich wehtun. Aber die Bestien wollten ihr Abendessen. Sie würden nicht zulassen, dass die beste Aussicht auf Fleisch seit Wochen einfach in die Station zurückspazierte. Es waren nur noch halb so viele Monster, aber sie waren alle dicker. Mehr Kannibalismus, um den Tod abzuwenden. Mitchs Gedanke – Das Böse ist anpassungsfähig, Überleben um jeden Preis – regte sich wieder. Mason fragte sich, wie viele Strafgefangene sich in diese Wälder geflüchtet hatten.
    Die Wölfin streifte ihn mit dem Schwanz. Sie knurrte die nahende Bedrohung an und duckte sich dann in angespannter Haltung. Kampfbereit. Mason behielt die Rucksäcke auf den Schultern. Scheiß drauf! Keiner von diesen Drecksäcken würde auch nur einen Bissen von ihm zu kosten bekommen. Sie hatten schon genug gefressen.
    »Tru? Halt dich links! Ich nehme die rechts. Ich will eine Schneise in der Mitte.«
    »Verstanden!«
    Ihre Gewehre streckten eine angreifende Bestie nach der anderen nieder. Nach ein paar Schüssen, um die nächsten Angreifer zu verschrecken, holte Mason tief Luft und sprintete zur Tür. Jedes Quäntchen Energie, Trauer und Zähigkeit ergoss sich in seine Gliedmaßen. Er ballte die Fäuste. Brüchige Luft brannte ihm in der wunden Lunge. Die Wölfin hielt mit ihm Schritt. Ihre Schnauze verzog sich zu diesem Beinahe-Lächeln.
    Knapp zwanzig Meter von der Station entfernt durchbrach eines der Monster Trus Linie und stürzte sich auf die Wölfin. Mason rannte weiter. Er zwängte sich an Tru vorbei bis unmittelbar hinter die Tür und warf die Rucksäcke auf den Betonboden. Dann wandte er sich wieder der Lichtung zu.
    Tru hob das Gewehr. »Was soll ich machen?«
    »Mach weiter wie gehabt. Halt sie mir einfach vom Leibe.« Er riss die Neun-Millimeter-Pistole aus dem Holster und marschierte unbelastet in den Schnee hinaus.
    Der Junge gab ihm Feuerdeckung, kaltblütig und tapfer, als wäre er für diese gewandelte Welt geboren worden. Und die Wölfin? Sie war unglaublich wagemutig, kämpfte mit Herz und Können. Aber die Verletzung an ihrem Hinterbein behinderte ihre Bewegungen. Sie würde es nicht schaffen, nicht ohne ihn. Ganz gleich, was sie war – keine normale Wölfin, da war er sich höllisch sicher –, er musste den Gefallen erwidern. Ein Leben für ein Leben.
    Eine Bestie grub die Reißzähne in ihr anderes Hinterbein. Sie wirbelte herum, stürzte und schlitterte auf der Flanke weiter. Ihre Pfoten scharrten über den glatten Schnee, fanden aber keinen Halt. Knurrend und mit gebleckten schwarzen Zähnen sprang der Hund sie an. Mason feuerte drei Schüsse in rascher Folge ab. Ein kaltes Lächeln huschte über sein Gesicht, als das tote, durchsiebte Monster krachend zu Boden stürzte.
    Auf der übrigen Lichtung wurde es ruhig. Trus Gewehr schwieg. Das bedeutete, dass der Kampf vorbei war. Für den Augenblick. Mason drehte sich nach der Wölfin um, aber sie war nicht mehr da.
    Stattdessen lag Jenna nackt auf dem eisigen Boden.

33
    Tru hatte in seinem Leben ja schon einigen Scheiß gesehen, aber das hier … Das hier …
    Sein Gehirn konnte das einfach nicht nachvollziehen. Er wusste, was er gesehen hatte, aber … Fleisch nahm keine neuen Formen an, zumindest nicht ohne das Opfer umzubringen. Reißzähne konnten nicht einfach verschwinden.
    Aber das hatten sie getan. Und es hatte ausgesehen, als ob es wehtat. Kein Wunder, dass Jenna das Bewusstsein verloren hatte.
    Sie anzustarren würde nichts ändern, sondern nur dafür sorgen, dass er wie ein Arschloch wirkte. Tru eilte Mason zu Hilfe, der Jenna auf den Armen trug. Sie nackt zu sehen sorgte dafür, dass er sich komisch vorkam, als hätte er vor der Dusche gelauert – was er nie tat. Aber das hier waren die ersten Titten, die er direkt vor Augen hatte, also konnte er gar nicht anders, als hinzuschauen.
    Gott sei Dank bemerkte Mason nichts. Er hätte Tru sonst sicher den Hintern versohlt.
    Nachdem der große Kerl die Forschungsstation betreten hatte, knallte Tru die Tür zu und legte mit tauben Händen das Vorhängeschloss vor. Drinnen war es unglaublich kalt. Es hatte noch nicht einmal gereicht, jeden Fetzen Kleidung übereinander zu tragen. Mehr als einmal hatte Tru sich gewünscht, er hätte jemanden, an den er sich kuscheln könnte. Chris und Ange hatten mindestens eine der langen, eiskalten Nächte aneinandergeschmiegt verbracht. Tru missgönnte niemandem ein bisschen Glück,

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