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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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aber er konnte auch einen Hauch Neid nicht unterdrücken.
    Mason schob einen der Rucksäcke zu Harvard hinüber. »Wir haben die Dichtungen. Geh den Generator reparieren. Sie erfriert.«
    Der Wissenschaftler schnappte sich die Rucksäcke und ging wortlos ins untere Kellergeschoss hinunter.
    »Wo ist Ange?«, knurrte Mason dann.
    »Hier«, sagte sie. »Ich hole den Verbandskasten.«
    »Oben. Wärmer.« Mason schien unfähig zu sein, in ganzen Sätzen zu sprechen, als wäre etwas in seinem Gehirn gerissen. Er drehte sich um und durchbohrte Tru mit einem Blick. »Decke.«
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Tru ihm eine freche Antwort gegeben, aber er sah ein, dass es nicht die passende Gelegenheit war, den großen Kerl herauszufordern. Er rannte die Treppe hinauf. Sogar die mildere Sonne des frühen Abends brannte ihm nach all der Zeit im Dunkeln in den Augen. Er ging Mason im Treppenhaus entgegen und reichte ihm die Wolldecke. Masons Gesichtsausdruck, als er Jenna darin einhüllte, ließ Trus Eingeweide zu Wasser werden. Zusammen stiegen sie hinauf in den Aufenthaltsraum, weil Wärme schließlich nach oben steigen sollte, aber es war schon seit Tagen nicht mehr geheizt worden.
    Ange kam mit einer Taschenlampe und Verbandszeug. Mason legte Jenna nicht hin, er hielt sie einfach auf dem Schoß. Tru hatte einmal eine Mutter so etwas tun sehen. Ihr Kind war auf die Straße gerannt, um einem Ball hinterherzulaufen, und von einem Auto zu Brei gefahren worden. Sie hatte auf dem Bürgersteig gekniet und die Leiche gewiegt, bis die Sanitäter sie davon weggezerrt hatten. Tru sah in Masons Gesicht die gleiche Art von Schädigung an und wusste nicht, was er damit anfangen sollte.
    Jenna war erschreckend blass.
    Tru legte das Gewehr hin. So viel zum Thema »Mason mit dem, was ich geleistet habe, beeindrucken«. Gott, wann würde er bloß aufhören, so dämlich zu sein?
    Er nahm an, dass es schwierig sein würde, Jenna im Dunkeln zusammenzuflicken, und das Licht, das durch die Fenster fiel, nahm ab. Wie zur Antwort gingen die Neonleuchten an. Die Wärme würde bald folgen.
    Er rieb die kalten Hände aneinander. »Ein Hoch auf Team Harvard.«
    »Wo ist sie verletzt?«, fragte Ange.
    »Oberschenkel.« Ja, Mason war ziemlich einsilbig geworden.
    Die Frau, die hier einer Krankenschwester noch am nächsten kam, zog die Decke von Jennas Körper und sog scharf die Luft ein. »Mason … das ist ein Biss.«
    Mason bleckte die zusammengebissenen Zähne zu etwas, das man nicht als Lächeln bezeichnen konnte. »Ja.«
    Ange sah aus, als hätte sie eine Rasierklinge verschluckt, aber sie ging daran, die Wunde mit sicheren Händen zu reinigen. Dann sah sie Mason unendlich traurig in die Augen. »Du weißt …«
    » Nein .«
    Sie senkte den Blick. »Ich suche ihr eben etwas zum Anziehen. Wenn Chris zurückkommt, kannst du uns erzählen, was passiert ist.«
    »Ja, Mann«, sagte Tru. »Was hast du ihr nur angetan?«
    Er hatte das scherzhaft gemeint. Aber Mason richtete leere Augen auf ihn und zog ihn in eines dieser postmodernen Gemälde hinein, auf denen alle Wege in die Hölle führten. »Ich habe bei ihr versagt.«
    Tru trat zurück und stieß mit seinen Beinen gegen einen Tisch. Er setzte sich hin und kam sich jung und dumm vor.
    Harvard kam nach oben, um ihnen nicht mehr von der Seite zu weichen. Ange brachte saubere Kleidung mit – und Penny, die sich über die Dunkelheit nicht aufgeregt hatte und sich, soweit Tru es beurteilen konnte, überhaupt nur über weniges aufregte. Er fragte sich, ob sie glaubten, was auch er dachte – dass ihr Verstand nie mehr nach Hause kommen würde.
    Mason nahm die Kleider, da er anscheinend niemand anderem genug vertraute, um ihn Jenna berühren zu lassen. Es war, als würde man einem Mann bei dem mühsamen Versuch zusehen, einem Sack Reis Kleidung überzustreifen. Tru wandte das Gesicht ab.
    Endlich legte Mason Jenna ausgestreckt auf die Couch. Ange zog die Decke über sie. »Möchtest du uns erzählen, was passiert ist?«
    Mason schüttelte den Kopf. »Ihr zuerst.«
    »Ich habe die Tür im Keller bewacht«, sagte Tru. »Es war arschkalt. Und wir hatten ein paar kritische Situationen. Ein paarmal dachte ich, sie würden die Tür aus den Angeln brechen, aber sie hat gehalten, wenn ich mich dagegen gelehnt habe.«
    Der große Kerl wirbelte zu Harvard herum. »Du hast ein Kind drei Tage lang da unten im Dunkeln sitzen lassen? Was für ein Arschloch bist du eigentlich?«
    »Ich bin kein Kind«, knirschte

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