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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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blinzelte. Die Nacht, die er damit zugebracht hatte, sie im Dunkeln im Arm zu halten, musste größeren Eindruck auf ihn gemacht haben, als er geglaubt hatte.
    »In der Stadt haben wir Leichen gesehen, halb Mensch, halb … anderes Tier«, sagte Mason.
    Chris zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Andere Tiere?«
    »Katzen, Schweine. Manche sahen wie Insekten aus, andere wie Reptilien.« Mason sah mit erbarmenswerter Miene zu Jenna hinüber. »Sie haben versucht, sich zu verwandeln. Haben es nicht geschafft.«
    »Ich nehme an, das waren normale Leute, keine Kriminellen.« Chris konnte nicht stillsitzen. Er begann, auf und ab zu gehen. Sein Gehirn erlitt einen Kurzschluss. Zu viele Variable. Keine Kontrollgruppen. »Sie hat sich nicht sofort verwandelt, oder?«
    »Nein«, sagte Mason. »Erst nach einigen Stunden.«
    »Unter welchen Umständen?«
    Die Anspannung in Masons Schultern ließ ihn wie ein sprungbereites Tier wirken, aber seine Stimme hatte nicht mehr diesen warnenden Unterton. »Stress, nehme ich an. Wir waren voneinander getrennt worden. Sie muss auf der Suche nach mir gewesen sein.«
    »Also wirkt ein Trauma möglicherweise als Katalysator einer erfolgreichen Verwandlung«, sagte Chris, obwohl es ihm nicht behagte, ohne Beweise Behauptungen aufzustellen. »Schmerz hat eine bemerkenswerte Auswirkung auf Enzyme. Er kristallisiert sich im Gehirn und …« Er sah sich um und bemerkte, dass sein Publikum ihm nicht mehr folgen konnte. »Nicht so wichtig. Fest steht …«
    »Fest steht, dass Jenna sterben könnte.« Masons dunkle Augen verengten sich. »Du kannst mir nichts anderes weismachen.«
    Chris erspähte Anges blasses, von Sommersprossen übersätes Gesicht und versuchte, über die Art zu lächeln, wie sie ihn ansah, ganz ruhig und stolz. Aber das Lächeln wollte nicht kommen. »Nein, das kann ich nicht.«
    Mason stand auf und wirkte seltsam demütig. »Was kannst du denn tun?«
    Na, das ist eine Überraschung. Er hatte bisher nie auch nur eine freundliche Bitte von Mason gehört, und schon gar keine, die auf Vertrauen in Chris’ Fähigkeiten hindeutete. »Ich kann Blut abnehmen. Jenna, einem Kadaver, uns allen. Mal sehen, was ich unter dem Mikroskop herausfinden kann. Es muss ganz einfach eine wissenschaftliche Erklärung für all das hier geben. Ich kann mich einfach nicht mit … na ja … Magie abfinden.«
    Mason schnaufte, als glaubte er, dass Chris dumm war, weil er sich an den Gedanken klammerte, dass die Welt einen Sinn ergab.
    »Was brauchst du?«, fragte Ange.
    »Einen Hundekadaver.« Er hob die Hände, als Mason zu einem Protest ansetzen wollte. »Gern ohne Kopf.«
    »Das weiß ich zu schätzen.« Seltsamerweise hatten die Haltung des Mannes und seine heisere Stimme beinahe einen entschuldigenden Beiklang. Die Welt war ein dunklerer Ort geworden, wenn ein Fausthieb das war, was einem ein wenig Höflichkeit sicherte.
    »Du beeilst dich besser«, sagte Tru, »bevor sie die Toten wegschleifen wie beim letzten Mal.«
    Chris musterte Jenna, deren Decke sich kaum hob und senkte. »Und was machst du mit ihr?«
    Masons Hand zitterte, als er ihre Stirn berührte. »Ich habe ihr etwas versprochen. Sie wollte nicht mit zurückkommen, wenn die Gefahr bestand, dass sie auch nur einem von euch – von uns – schaden könnte. Also werde ich Wache halten.«
    Wie immer war Angela die Angst um Penny an den aufgerissenen Augen abzulesen. »Du meinst … sie könnte uns etwas tun?«
    »Nein«, antwortete Mason. »Das lasse ich nicht zu. Aber ich lasse auch nicht zu, dass sie allein stirbt.«

34
    Nachdem er sich gegen die Kälte gewappnet hatte, stapfte Mason, eine Feueraxt in der Hand, in die Schneenacht hinaus. Obwohl es erst gegen acht Uhr abends war, schien es in der absoluten Dunkelheit des Winters schon viel später zu sein. Tru baute sich mit dem Gewehr in der Tür auf, und Welsh leuchtete mit einer Taschenlampe in jeder Hand hinaus.
    »Beeil dich«, sagte Tru. »Ich kann sie erst sehen, wenn sie sich schon auf uns stürzen.«
    »Der Doktor will Gedärme und Blut. Das kriegt er auch.«
    Kein Problem. Dreißig Sekunden, raus und rein.
    Mason fand die verwachsene Bestie, die er mit drei Kugeln aus der Neun-Millimeter-Pistole durchsiebt hatte, und hackte dem Ding den Kopf ab. Dann schlug er ein großes, fleischiges Stück aus seiner Mitte heraus. Er schulterte die Axt und sammelte die widerliche Probe auf. Die Kälte hatte den Kadaver schon steif werden lassen.
    Er streckte Welsh den Fleischbrocken

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