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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Fließende Eleganz durchströmte sie, als sie Sprung um Sprung machte und der menschlichen Duftspur folgte. Ihre Muskeln traten hervor, als sie zwischen den Bäumen hindurchsetzte. Der Wind fuhr durch ihren Pelz. Jagen. Ihr knurrte der Magen. Fleisch finden.
    Nein. Beschützen.
    Die Bäume stellten kein Hindernis dar. Sie schlängelte sich schnell und gekonnt zwischen ihnen hindurch. Im Wind erkannte sie den Geruch des Mannes. Er war wichtig. Sie konnte sich nicht daran erinnern, von menschlichen Händen berührt worden zu sein, aber sie wollte seine spüren. Er würde sie zwischen den Ohren kraulen und ihr mit starken Handflächen den Bauch reiben. Er würde ihr glänzendes Fell bewundern und ihre Fähigkeiten loben. Wärme wallte in ihren schnellen Muskeln auf. Retten. Ja.
    Sie fand ihn von einem Rudel Falsch-Hunde umringt. Sie hatten Blut auf ihrem verklebten Pelz und stanken nach toten Dingen.
    Der Mensch machte Lärm. Er musste stillhalten. Sie würden ihn als die größere Bedrohung betrachten. Aber sie mussten wissen, dass diese Wälder diesem Weibchen gehörten. Sie ließ ein warnendes Knurren ertönen, um den Falsch-Hunden mitzuteilen, dass sie in ihr Revier eingedrungen waren.
    Sie hielten in ihrem Angriff inne und ließen die schleimigen Schnauzen in ihre Richtung herumwirbeln. Einem von ihnen entschlüpfte ein verunsichertes Winseln. Trotz ihres Gestanks würde sie sie davonkommen lassen, wenn sie flohen. Sie würde nicht weggehen. Bewachen. Sie sträubte das Nackenfell und bleckte die Zähne, bis das Zahnfleisch zu sehen war. Wenn ihr bleibt, werdet ihr zur Beute.
    Aber sie waren zu hungrig. Die Falsch-Hunde zeigten sich unterwürfig, wandten mit leisem Winseln den Blick der gelben Augen ab, aber sie kehrten zu ihrem in die Enge getriebenen Futter zurück.
    Nein. Er gehört mir.
    Als der erste den Menschen anfiel, duckte sie sich tief und sprang.

32
    Mason rollte sich ab, sodass Himmel und Erdboden die Plätze tauschten, bis er sein Gewehr zu fassen bekam. Er schlang die Hände um den Kolben, richtete sich in die Hocke auf und zielte mit dem Lauf. Er traf einen Dämonenhund zwischen die Augen, sodass seine Hirnschale im Wind explodierte, feuerte noch einmal und ließ das Brustbein eines anderen implodieren.
    Dann tat er etwas, wovon er geglaubt hatte, dass er es niemals mitten in einem Angriff tun würde: Er senkte die Waffe.
    Die Brust tat ihm von den kalten, raschen Atemzügen weh, als er die Tiere anstarrte, die im Schnee miteinander kämpften. Die monströsen kannte er gut genug. Es waren noch drei von ihnen da. Ein viertes lag tot neben dem Gerangel. Höllisch unrein stanken sie nach feuchtem, verwesendem Fleisch. Blut und Laub vermengten sich in ihrem Fell. Sie waren schmutzige Seelen, die Überreste einer gewalttätigen Welt, die es nicht mehr gab, die aber einer noch tödlicheren gewichen war.
    Und sie kämpften gegen einen Wolf.
    Eine Wölfin, dachte er, nach ihrem schmalen, kompakten Körperbau und ihren schlanken Muskeln zu urteilen. Ihr Pelz war strahlend weiß und wies am Rücken silberne Haarspitzen auf. Sie bleckte glänzende Zähne vor ihren Gegnern. Ihre Schnauze war mit frischem Blut verschmiert. Sie versenkte die Reißzähne in den Nacken des nächstbesten Monsters und schüttelte dann den Kopf, bis ein Maulvoll Pelz und Haut sich löste. Ihr Opfer quiekte, winselte und duckte sich. Sie veränderte den Winkel ihres Halses und schloss die Kiefer zu einem tödlichen Biss.
    Das hier war keine stumpfsinnige Bestie, sondern ein richtiges Tier. Ein denkendes Tier.
    Sie wirbelte herum und bekam mit voller Wucht einen Angriffssprung ab. Sie fiel hintenüber, rollte sich ab und brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit. Er konnte ihren leuchtend grünen Augen ansehen, wie sie sich eine Strategie zurechtlegte, als sie die verbliebenen beiden Hunde mit düsterer Intensität musterte. Ihre Schultern und Flanken entspannten sich, wurden schlaffer und lockerer, als wären die Dämonenhunde nicht mehr als ein Ärgernis.
    Er stand auf. Die Wölfin behielt ihre Blickrichtung bei, aber ihre Haltung veränderte sich. Sie drehte sich langsam um und wandte Mason den Rücken zu. Die Monster umkreisten sie, bis die Wölfin knurrte und sich zum Kampf stellte.
    Was zur Hölle …?
    Er hatte es noch nie erlebt, dass ein wildes Tier einem Menschen den Rücken zuwandte, aber sie hatte sich mit Absicht zwischen ihm und den Monstern aufgebaut. Mason nutzte die Gelegenheit, den Lauf seines Gewehrs zu heben und zu

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