Die letzte Einheit: Roman (German Edition)
tauschen Wasser aus«, sagten alle, und mit feierlicher Geste drehten sie die Flaschen um und schütteten das Wasser auf das, was die Farnutianer anstelle von Füßen besaßen.
Die Farnutianer stießen hustende Laute aus, die Wilsons BrainPal als Wir tauschen Wasser aus übersetzte. Dann spuckten sie durch den Mund Meerwasser aus, das sie in der Ballaststoffblase ihres Körpers aufbewahrt hatten, genau ins Gesicht der menschlichen Diplomaten. Alle menschlichen Diplomaten wurden von salzigem Wasser mit farnutianischer Körpertemperatur überschüttet.
»Dafür danke ich dir«, sagte Wilson zu seinem Gegenüber in der Reihe der Farnutianer. Aber der Farnutianer hatte sich bereits abgewandt und sprach seinen Nachbar mit Lauten an, die wie Schluckauf klangen. Während sich ihre Reihe auflöste, übersetzte Wilsons BrainPal die Worte.
Gott sei Dank ist es vorbei , hatte er gesagt. Wann kriegen wir unser Mittagessen?
»Du bist ungewöhnlich still«, sagte Schmidt zu Wilson, als sie mit dem Shuttle zur Clarke zurückflogen.
»Ich sinne über mein Leben und mein Karma nach«, sagte Wilson. »Und über die Frage, was ich in einem früheren Leben getan haben könnte, um es verdient zu haben, im Rahmen einer diplomatischen Zeremonie von einer Alien-Spezies bespuckt zu werden.«
»Das liegt daran, dass die farnutianische Kultur aufs Engste mit dem Meer verbunden ist«, sagte Schmidt. »Der Austausch von Wasser aus der Heimatregion bringt symbolisch zum Ausdruck, dass das Schicksal der Beteiligten nun miteinander verwoben ist.«
»Außerdem ist es eine exzellente Methode, um die farnutianische Entsprechung von Pocken zu verbreiten«, sagte Wilson.
»Deshalb wurden wir vorher geimpft«, sagte Schmidt.
»Ich hätte meine Flasche gern über dem Kopf von jemandem ausgeschüttet«, sagte Wilson.
»Das wäre aber nicht sehr diplomatisch gewesen«, sagte Schmidt.
»Aber uns ins Gesicht zu spucken ist diplomatisch?«, erwiderte Wilson mit hörbarer Empörung.
»Ja, weil sie ihre Vereinbarungen auf diese Weise besiegeln«, sagte Schmidt. »Außerdem wissen sie, dass es für uns Menschen etwas ganz anderes bedeutet, wenn wir jemandem ins Gesicht spucken oder Wasser auf den Kopf schütten. Also haben wir uns gemeinsam etwas ausgedacht, das für beide Seiten symbolisch akzeptabel ist. Unsere diplomatische Vorhut hat drei Wochen gebraucht, um diese Zeremonie auszuarbeiten.«
»Sie hätten auch ein Protokoll ausarbeiten können, bei dem die Farnutianer lernen, Hände zu schütteln«, gab Wilson zu bedenken.
»Wir hätten es tun können«, stimmte Schmidt ihm zu. »Wenn da nicht das kleine Problem wäre, dass wir diese Handelsallianz etwas mehr brauchen als sie. Also müssen wir nach ihren Regeln spielen. Deshalb finden die Verhandlungen auf Farnut statt. Deshalb hat Botschafterin Abumwe einen Deal akzeptiert, bei dem wir den Kürzeren ziehen. Deshalb standen wir in einer Reihe, haben uns anspucken lassen und uns noch dafür bedankt.«
Wilson blickte zum vorderen Bereich des Shuttles, wo die Botschafterin mit ihren wichtigsten Assistenten saß. Schmidt zählte nicht dazu und Wilson erst recht nicht. Sie saßen ganz hinten auf den billigen Plätzen. »Sie hat ein schlechtes Geschäft abgeschlossen?«, fragte er.
»Ihr wurde gesagt, dass sie ein schlechtes Geschäft abschließen soll.« Schmidt blickte ebenfalls zur Botschafterin. »Die Verteidigungsschilde, an denen du diese Leute ausgebildet hast. Wir haben sie gegen landwirtschaftliche Produkte eingetauscht. Dafür bekommen wir Gemüse. Wir brauchen ihr Gemüse nicht. Wir können ihr Gemüse gar nicht essen. Wahrscheinlich werden wir am Ende alles, was sie uns geben, einkochen und etwas so Nützliches wie Ethanol daraus machen.«
»Und warum haben wir dann dieses Geschäft abgeschlossen?«, wollte Wilson wissen.
»Man hat uns gesagt, wir sollten es uns als ›Werbegeschenk‹ vorstellen«, sagte Schmidt. »Damit wir bei den Farnutianern einen Stein im Brett haben und später bessere Geschäfte machen können.«
»Fantastisch«, sagte Wilson. »Ich kann es gar nicht abwarten, noch einmal bespuckt zu werden.«
»Keine Sorge.« Schmidt lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Wir werden nicht hierher zurückkehren.«
»Ach ja, richtig«, sagte Wilson. »Wir kriegen nur die beschissenen diplomatischen Missionen, und wenn wir die Drecksarbeit erledigt haben, kommt jemand anders, um den Ruhm zu ernten.«
»Wenn du es so formulierst, klingt es sehr kritisch«, sagte Schmidt zu
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