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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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schon einmal so einen Shakespeare erlebt?«, fragte Robert. » Und so im Kusse gehe ich zu meiner tödlichen Braut! «
    » Jungfräulich in ihrer Keuschheit? «, zitierte Elizabeth. »Hat man so etwas schon gehört?«
    »Ich würde den dreifachen Preis zahlen, um diesen Moat als Hamlet zu sehen«, meinte Robert.
    Bei dieser Vorstellung musste Hayden lachen und zeigte auf seinen Kragen. »Stärken oder nicht stärken, das ist hier die Frage.«
    »Ich habe mich nur gewundert, dass sich Julia nicht gleich im ersten Akt erstochen hat«, sagte Henrietta.
    »Das hätte unseren Romeo auch nicht gestört. Durch nichts hätte er sich den zweistündigen Auftritt vor der Menge verderben lassen.«
    Hayden und Henrietta gingen ein wenig langsamer, damit sie sich ungestört unterhalten konnten. Henrietta hakte sich bei ihm unter und sagte: »Haben Sie mich kürzlich mit der Sonne verwechselt?«
    »Die Sonne ist bei Weitem zu gewöhnlich«, deklamierte Hayden mit gedämpfter Stimme, »die täglich wie ein Sklave aufgeht, um sich über den irdenen Himmel zu schleppen.«
    Henrietta lachte. »Bei Sklave und schleppen bin ich mir nicht sicher.«
    »Ich bin sicher, dass selbst Shakespeare seine Verse ein wenig überarbeitete.«
    »Was Moat wohl kaum getan hat!«, meinte sie, wurde dann aber ernster. »Ich mag keine Geschichten, in denen die Liebenden sterben. Selbst dieser Einfaltspinsel Moat konnte den Versen nicht den Stachel nehmen.«
    Hayden nickte.
    Sie zog ihn leicht am Arm. »Lass uns nicht in schlimmer Sterne Bann stehen. So etwas endet nie gut.«
    »Solange unsere Familien einander nicht ermorden wie die Capulets und Montagues, brauchen wir ein solches Schicksal nicht zu fürchten, denke ich.«
    Vor der Tür zu Lady Hertles Haus blieben sie stehen. Robert und Elizabeth waren schon vor ihnen hineingegangen. Einen Moment lang zögerten sie und warteten, bis zwei Fußgänger um die nächste Ecke verschwunden waren. Erst dann umarmten sie einander und küssten sich.
    »Müssen Sie morgen in See stechen?«, fragte sie so leise, dass er sie kaum verstand.
    »Wenn Wind und Gezeiten es erlauben – ja.«
    Henrietta schmiegte sich noch enger in seine Umarmung. »Ich finde keine Süße in meinem Kummer«, wisperte sie.
    »Ich auch nicht.«
    Eine Weile hielten sie einander umschlungen und trennten sich nur widerwillig. Als Henrietta den Türknauf umfasste, wollte sie Haydens Hand nicht freigeben. »Robert behauptet, dass Sie keine Angst kennen«, sagte sie schnell, »aber Charles – seien Sie bitte nicht zu wagemutig.«
    »Ich werde nicht wagemutiger als nötig sein.«
    Nach einer letzten, raschen Umarmung schlüpfte Henrietta ins Haus.
    Hayden verharrte auf der dunklen, menschenleeren Straße. Einen Augenblick blieb er noch stehen, ehe er leise flüsterte: »Und ich sage Adieu bis zum Morgen.« Dann löste er sich aus den Schatten von Lady Hertles Haus. Seine Schritte hallten durch die ins matte Mondlicht getauchte Straße. Immer noch glaubte er, Henriettas zärtliche Lippen auf seinen zu spüren.
    Lass uns nicht in schlimmer Sterne Bann stehen , hatte sie gesagt.
    »Ja«, murmelte er, »so weit wollen wir es nicht kommen lassen.«

K APITEL DREI
    »Das sieht dem Ärmelkanal ähnlich, wie?«, beklagte sich Barthe und deutete vage in Richtung der Wasser jenseits des Plymouth Sound. »Erst steht der Wind günstig, dann ist er zu stark. Dieser verdammte Sturm macht keine Anstalten, nachzulassen, Kapitän. Das geht noch einen Tag so weiter, da bin ich mir sicher.« Er durchquerte Haydens Kajüte, trat an die Galerie und schaute aus einem der Fenster in den Regen, der an der Scheibe herablief. »Aber wenn es sein muss, könnten wir es bis Torbay schaffen.«
    »Ich denke, da haben Sie recht, Mr Barthe. Allerdings setzen wir dann nicht nur das Rigg, sondern auch das Leben unserer Besatzung aufs Spiel. Nein, Pools Konvoi läuft bei diesem Sturm nicht aus. Wir warten noch.«
    Es war früh am Morgen. Der Himmel war grau und verhangen, es regnete in Strömen. Aus der Seitengalerie war ein rhythmisches »Pop-Plopp, Pop-Plopp« zu hören, während das Wasser in einen Blechbehälter unter einem Leck tropfte. Hayden hörte an der Beharrlichkeit der Tropfen, wie stark es regnete.
    »Was war das für eine Auseinandersetzung oben an Deck gegen acht Glasen?«
    »Leute von irgendeinem Händlerboot, Sir. Wie es scheint, hat Saint-Denis noch beträchtliche Schulden bei den Männern und wartet seit Tagen vergebens auf Geld von seiner Familie.«
    »Sagen Sie

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