Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
eine alte gesetzliche Bestimmung – die Testakte ...«
    Gold nickte schnell. »Das ist mir bekannt, Sir. Aber Sie wissen ja vielleicht, dass meine Frau Christin ist. Mein Sohn ist bereit, zu konvertieren.«
    »Aber ist er auch bereit, das Abendmahl zu nehmen? Denn die Navy könnte es von ihm verlangen.«
    »Ich glaube, er wäre dazu bereit, Sir.«
    »Glauben Sie es nur, oder wissen Sie es?«
    »Ich bin sicher, dass er es tut, Kapitän Hayden. In Ihrer Besatzung befinden sich auch Juden.« Offenbar suchte Gold nun nach Beweisen, die für sein Anliegen sprachen. »Und die Schombergs sind eine jüdische Familie – obwohl die Söhne zur Kirche Englands konvertiert sind. Ich hatte schon oft die Ehre, Kapitän Isaac Schomberg einen Gefallen zu erweisen.«
    »Ja, Mr Gold, all das ist unbestreitbar, aber wahr ist auch, dass das Offizierskorps eine Bastion der Anglikanischen Kirche ist. Mein Vater war Vollkapitän, ein Posten, der für viele Offiziersanwärter erstrebenswert ist. Aber meine Mutter ist Französin und katholisch, und daher bin ich seit meinem Eintritt in die Navy Opfer der Bigotterie. Für Ihren Sohn bedeutet das, dass er einen steinigen Weg vor sich haben wird. Falls er es überhaupt lange durchhält. Ich bitte Sie, über meine Worte nachzudenken.« Hayden sah seinem Gegenüber die Enttäuschung an. »Warum wollen Sie Ihrem Sohn ein solches Leben zumuten, Mr Gold? Der Dienst in der Navy ist gefährlich, selten angenehm und stellt hohe Anforderungen an die Offiziere.«
    Ein trauriges Lächeln huschte über Golds Gesicht. »Zur See zu fahren ist sein Herzenswunsch, Sir. Er möchte Offizier in der Navy Seiner Majestät werden und kein Mann auf einem Händlerboot – wie sein Vater.«
    »Wir spielen alle unsere Rolle, Mr Gold.«
    »Einige Rollen genießen ein höheres Ansehen als andere, Sir.« Der Mann knetete seine Hutkrempe mit beiden Händen. »Sie werden ihn also nicht nehmen?«, fragte er leise.
    Hayden wurde von einer eigenartigen Hilflosigkeit befallen, die ihn in seinen Bewegungen zu lähmen schien. Er wusste, dass dem Jungen ein schweres Leben bevorstehen würde – er wäre stets ein Außenseiter. Doch ihm stand auch lebhaft vor Augen, wie wild entschlossen er selbst gewesen war, Offiziersanwärter zu werden. Er wäre zu Tode betrübt gewesen, wenn man ihn abgelehnt hätte. »Ich kann ihn nicht vor Gefahren schützen, Mr Gold – das müssen Sie verstehen.«
    »Das verstehe ich, Sir.« Gold verbeugte sich. »Ich danke Ihnen, Sir. Ich sorge dafür, dass er so schnell wie möglich an Bord kommt. Noch an diesem Morgen verlässt er mein Haus.«
    »Da wäre noch eine Sache, Mr Gold. Ich bin nur stellvertretender Kapitän. Sobald der Themis ein Vollkapitän zugeteilt wird, werden bestimmt alle Midshipmen, die unter mir segeln, entlassen. Und dann wäre die Zukunft dieser Jungen ebenso ungewiss wie meine eigene.«
    Aber Haydens Bedenken schienen die Vorfreude des Kaufmanns nicht trüben zu können. Im Gegenteil, noch nie hatte Hayden den Mann so glücklich gesehen.
    »Ich glaube, Ihnen ist noch eine große Zukunft beschieden, Mr Hayden. Da bin ich mir ganz sicher. Mein Benjamin könnte nicht in besseren Händen sein. Das weiß ich.«
    Unmittelbar nachdem Gold gegangen war, bereute Hayden seine Entscheidung bereits. »Wenn das nicht böse endet«, murmelte er vor sich hin.
    Drei Stunden später war Hayden damit beschäftigt, seine wenigen Habseligkeiten in der großen Kajüte unterzubringen. Der Raum war riesig im Vergleich zu der kleinen Kabine, die er als Erster Leutnant bezogen hatte. Ein Klopfen unterbrach ihn in seinen Gedanken. Der Wachposten steckte den Kopf durch den Türspalt und kündete Leutnant Archer an.
    »Ein Midshipman bittet vorsprechen zu dürfen, Kapitän«, teilte ihm Archer mit. »Ich glaube, er hat ein Schreiben seines Vaters bei sich.«
    »Ach, ist er schon da? Dann schicken Sie ihn zu mir, Mr Archer. Später werden Sie ihm seine Unterkunft im Raum der Midshipmen zeigen.«
    »Aye, Sir.«
    Kurz darauf ging die Tür erneut auf. Hayden schaute von seiner Tätigkeit auf und sah Arthur Wickham auf der Schwelle stehen. Der junge Mann grinste ein wenig unsicher.
    »Wickham!«
    »Kapitän Hayden«, grüßte der Junge und vollführte eine übertriebene Verbeugung. Dann hielt er Hayden das Schreiben hin. »Mein Vater hat mich gebeten, Ihnen das zu geben. Er bittet Sie, mir eine Koje in der Unterkunft der Midshipmen zuzuweisen. Denn als mir zu Ohren kam, dass Sie ein Schiff haben, war ich fest

Weitere Kostenlose Bücher