Die letzte Eskorte: Roman
Anführer der korsischen Revolte, dass sich die jungen, fähigen Männer seit Jahrzehnten in ihren Ambitionen behindert sahen.
»Wir hörten nach der Evakuierung von Toulon«, sagte Moore, »dass der General der Franzosen ein Korse war.«
»Bonaparte.« Di Borgo sagte diesen Namen, als speie er Dreck aus.
»Sie haben von ihm gehört?«
»Er ist hier gut bekannt. Einst war er Oberst der Korsischen Freiwilligen, aber seine Unmäßigkeit und Arroganz führten beinahe zu einem Aufstand in Ajaccio. Bonapartes Vater war früher der Sekretär von General Paoli. Der General machte ihn mit jener Frau bekannt, die dann die Gemahlin des alten Bonaparte wurde – Letitia. Aber die Brüder Bonaparte – sie werden Intrigen spinnen, so lange sie atmen können. Es ist kein Geheimnis, dass der General Napoleon Bonaparte für gewissenlos und ehrgeizig hält. General Paoli hat Korsika stets vor die eigenen Bestrebungen gestellt, und daher sucht er nach Männern, die so handeln wie er. Da sich Bonaparte hier zurückgesetzt fühlte, bot er den Jakobinern seine Dienste an. Jetzt gilt er in Paris als der Mann, den die Franzosen womöglich entsenden, um unsere Insel zu erobern und den General festzunehmen. Ich finde es beschämend, dass die Bonapartes hier Unterstützer haben, aber die Menschen, die Korsika lieben, wissen, wie die Bonapartes sind – eine Familie von Opportunisten.«
Sie waren vielleicht drei Meilen geritten, als auf den Hügeln in der Nähe Musketenfeuer zu hören war. Di Borgo versuchte, seine Gäste zur Umkehr anzutreiben, aber als Rufe wie »Die Franzosen! Die Franzosen!« und »Jakobiner!« zu hören waren, sprangen sowohl Moore als auch Kochler von ihren Maultieren und arbeiteten sich, die Musketen in der Hand, die Anhöhe hinauf. Hayden griff ebenfalls zur Waffe und folgte seinen Begleitern.
Die Anhöhe war übersät von Felsblöcken, Geröll und Dornengestrüpp, wodurch das Vorwärtskommen schwierig wurde. Da die beiden Armeeoffiziere nicht monatelang auf einem Schiff ausharren mussten, waren sie nicht so schnell erschöpft und hatten sich rasch von Hayden abgesetzt. Als Hayden dann endlich die Spitze der Anhöhe erreichte, fürchtete er schon, das Scharmützel sei vorbei, doch je höher er kletterte, desto schärfer wurde der Schusswechsel.
Oben angekommen, stieß Hayden auf die Offiziere, die hinter einem riesigen Felsblock in Deckung gegangen waren und ihre Musketen nachluden. Um sie herum feuerten die Korsen in unregelmäßigen Abständen auf die Gegner.
»Nett von Ihnen, dass Sie auch kommen«, bemerkte Kochler und erntete einen dunklen Blick von Moore.
Unter den gegebenen Umständen zog Hayden es vor, nicht weiter auf die Bemerkung einzugehen, doch die spitze Zunge des Majors ärgerte ihn mehr, als ihm lieb war. Weiter unten, in einem schmalen Talabschnitt, kämpften sich einige französische Soldaten Fels für Fels vor. Die disziplinierten Salven kamen zunächst von rechts, damit die Kameraden links vorstoßen konnten, dann begann der Feuerschutz für die andere Gruppe.
Die verstreuten korsischen Milizmänner hingegen feuerten aufs Geratewohl, und dabei oft nicht auf die heranrückenden Feinde, sondern auf die, die bereits zu Boden gegangen waren.
»So geht das nicht!«, beklagte sich Moore. Schnell ließ er sich ein paar Schritte am Abhang hinabgleiten, bis er aus der Schusslinie war, und begann dann, die Korsen zu ermahnen, sich beim Schießen besser zu konzentrieren.
Augenblicke später konnten die Korsen unter der Anleitung von Moore die Franzosen den Abhang hinunter zurückdrängen. Die Korsen wollten schon aufspringen und hinter den Gegnern herjagen – einige waren sogar schon losgelaufen –, aber Moore gelang es, die Männer aufzuhalten. Stattdessen befehligte er die Kämpfer in geordneten Reihen die Böschung hinunter, damit die schnelleren unter ihnen nicht zu weit vorliefen und sich dadurch unnötig von ihren Kameraden entfernten.
Fast eine Stunde lang trieben sie die Franzosen hinunter ins Tal, bis sich die Feinde schließlich weit von der Miliz abgesetzt hatten. Die Korsen hatten nur einen Verwundeten zu beklagen, die Engländer waren unverletzt geblieben, abgesehen von Kratzern und Prellungen, die sie sich als Ortsunkundige in der rauen Landschaft Korsikas zugezogen hatten.
Moore betrachtete gerade eine blutige Risswunde auf seinem Handrücken, als Hayden sich zu ihm gesellte.
»Die Einheimischen scheinen ja nicht so gelitten zu haben wie wir«, stellte Hayden fest und
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