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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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zeigte auf eine Stelle. »Ist das dort der Old Pivot?«, fragte er und spielte mit diesem Spitznamen auf Dundas an. Er richtete sein Glas in die Ferne.
    Eine Abteilung korsischer und britischer Soldaten eilte über genau den Pfad, auf dem Hayden die Geschütze transportiert hatte. Hayden war regelrecht erstaunt, wie schnell die Männer ohne die Last der Kanonen vorankamen.
    Moore bestätigte, dass es sich um den Kommandanten handelte, und daher machten die drei Offiziere sich auf den Weg, um Dundas zu empfangen, der gewiss auf Moores Bitte hin gekommen war. Da es keinen direkten Weg von der Bergspitze nach unten gab, grenzte es an Zufall, dass jemand aus Dundas’ Truppe die drei Männer bemerkte.
    Eine Stunde später kämpften sie sich wieder bergauf, mit Generalleutnant David Dundas im Schlepptau. Mit seinen knapp sechzig Jahren bot Dundas einen sorgenvollen und ergrauten Anblick, doch er stieg die Anhöhen langsam hinauf, bis er die Spitze erreichte. Oben angekommen, brauchte er eine Weile, bis er wieder zu Atem gekommen war, und folgte den anderen dann zu dem besten Aussichtspunkt. Moore erklärte dem General die neue Situation rund um Fornali.
    Hayden hatte den Eindruck, dass der General krank aussah, während er durch sein Glas jede Schießscharte und Batterie absuchte. Nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte, starrte Dundas auf die französischen Befestigungen und sagte vorerst kein Wort. Seine beiden ranghohen Offiziere warteten indes auf eine Einschätzung ihres Vorgesetzten.
    »Vielleicht können wir sie von der See aus beschießen?«, schlug er letzten Endes vor, doch in der Frage lag wenig Überzeugung.
    »Wir sind uns mit Kapitän Hayden einig, dass die Batterien auf der Seeseite alle gut befestigt sind und Breitseiten standhalten werden, während die Franzosen ungehindert das Gegenfeuer eröffnen können. Wir haben ja erlebt, wie stark die Fortitude und die Juno gestern beschädigt wurden.«
    Dundas nickte. Sein Vorschlag war zumindest ein Versuch gewesen, in der vagen Hoffnung, die Offiziere würden sich seiner Meinung anschließen. Doch Hayden spürte, dass Moore und Kochler immer weniger bereit waren, der Einschätzung ihres Vorgesetzten beizupflichten.
    »Wir haben auf den Anhöhen zwei ausgezeichnete Stellungen ausfindig gemacht, auf denen sich Geschützbatterien errichten ließen«, erklärte Moore.
    »Vielleicht ist mir das bisher entgangen, Oberst Moore, aber gibt es denn auch einen Weg, auf dem Sie Ihre Kanonen transportieren könnten?«
    »Nein, einen Weg gibt es leider nicht, Sir, aber Kapitän Hayden glaubt, dass es uns dennoch gelingen könnte, die Geschütze bis ganz nach oben zu bringen.« Moore schaute kurz in Haydens Richtung und schien etwas verlegen zu sein, weil er Haydens Ansicht übertrieben zuversichtlich dargestellt zu haben schien. Hayden bezweifelte nicht, dass Dundas erst dann dem Versuch zustimmen würde, wenn er auch von dem Erfolg überzeugt wäre.
    Der General blickte weiterhin zur Küste, wo die Trikolore in der leichten Brise flatterte. Hayden dachte in diesem Moment, dass Moore den Vorschlag noch einmal wiederholen sollte – hatte Dundas womöglich gar nicht zugehört? –, als der General nickte. »Dann schauen wir uns diese Stellungen einmal an.«
    Zum zweiten Mal an diesem Tag gingen sie über die Anhöhen und machten an der ersten potentiellen Stellung Halt. »Ohne Zweifel eine exzellente Position«, räumte Dundas ein, »aber Achtzehnpfünder ...« Seine Zweifel an der Machbarkeit dieser Idee waren nicht zu überhören.
    Anschließend zeigten sie dem General den Weg, über den sie die Geschütze bis zur Anhöhe ziehen lassen wollten. Doch dieser Vorschlag schien Dundas nicht zu behagen. »Ich wurde schon in einigen Feldzügen Zeuge von Versuchen, Geschütze dieses Kalibers bergauf zu transportieren – oft war das Gelände günstiger als diese Felslandschaft hier. Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass sämtliche Versuche fehlschlugen.« Er wandte sich seinen Offizieren zu. »Das ist schlichtweg nicht möglich, Moore – und das ist auch der Grund, warum die Franzosen diese Felsen hier nicht für sich beanspruchen. Geschütze können hier nicht in Stellung gebracht werden.«
    »Sir«, sagte Moore in verbindlichem Ton, »Sie haben die verstärkten französischen Stellungen mit eigenen Augen gesehen. Ein Sturmangriff kostet vielen unserer Soldaten das Leben, und der Erfolg wäre nicht garantiert. Zugegeben, es könnte uns misslingen, die Geschütze bis

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