Die letzte Eskorte: Roman
zu.
»Ich wollte Ihnen noch etwas sagen, Kapitän«, fuhr Moore fort, der den Blick nun von dem Turm wendete und sich auf Hayden konzentrierte. »Dass Kochler allein die Navy für den Erfolg oder Misserfolg unseres Unternehmens verantwortlich machen will, war für mich eine ebenso große Überraschung wie für Sie, und ich bedaure die Einschätzung des Majors.«
Der Oberst sagte dies mit einem so aufrichtigen Bedauern, dass Hayden ihm glaubte.
»Es war nie meine Absicht, die Ressourcen der Navy Seiner Majestät für dieses Unternehmen in Aussicht zu stellen«, stellte Hayden klar, »denn das obliegt allein Lord Hood. Ich wollte eigentlich nur andeuten, dass ich bereit wäre, den Versuch zu wagen. Wenn Dundas meine Bereitschaft schon als verbindliches Angebot auffasst, dann komme ich bei meinem Kommandanten in Erklärungsnot.«
»Ich werde mit dem General sprechen und ihm Ihre Situation verdeutlichen. Es ist absolut ungebührlich, den Erfolg unseres Unternehmens allein auf Ihre Schultern zu laden. Wir alle müssen die Verantwortung übernehmen.«
»Ich danke Ihnen, Moore.«
K APITEL SECHZEHN
Zwei weitere Tage wurden vergeudet, weil sich Dundas nicht auf eine Vorgehensweise festlegen mochte. In seiner Enttäuschung schrieb Moore dem General abermals einen Brief und bat ihn, er möge ihm gestatten, den Versuch zu unternehmen, die Kanonen auf die vorgesehene Höhe zu transportieren. Schlussendlich willigte der General ein und gab seine Erlaubnis. Ob Hood inzwischen über dieses Vorhaben informiert worden war, vermochte Hayden nicht zu sagen, und da er keinerlei Anweisungen vonseiten der Navy erhielt, erklärte er sich bereit, die Aufgabe in Angriff zu nehmen. Denn die ursprüngliche Order lautete, dass Hayden die Armee bei dem Unternehmen unterstützen sollte. Der Transport der Geschütze bereitete ihm jedoch Unbehagen.
Allerdings gab es jetzt im Gegensatz zum ersten Versuch einen Vorteil: Die Geschütze konnten an einem Strandabschnitt an Land gebracht werden, der sehr viel näher am endgültigen Bestimmungsort lag. Möglich geworden war dies durch den Fall des Turms von Kap Mortella, dessen Geschütze zuvor den Strand in südlicher Richtung beherrscht hatten.
Die Landung war für die Nacht vorgesehen, da die Batterien von Fornali nah genug waren, um den Strand mit Feuer zu bestreichen, doch sobald die Kanonen weiter im Inland ständen, wären sie vor jedem feindlichen Beschuss sicher.
Vier Achtzehnpfünder, ein Zehn-Zoll-Mörser und eine Acht-Zoll-Haubitze wurden tagsüber von einem Schiff in Barkassen verladen und für die Landung vorbereitet. Sobald dies erledigt war, stattete Hayden dem steinernen Turm auf der Landspitze von Mortella einen Besuch ab.
Ein Berater von General Dundas hielt sich bereits dort auf, zeichnete einen Plan der Festung und trug die Maße in seine Skizze ein. Er zeigte Hayden, warum der Turm so stark gequalmt hatte – die Brustwehr war bis zu einer Tiefe von fünf Fuß mit Lindenbast versehen worden, und dieses Füllmaterial hatte unter dem Beschuss der erhitzten britischen Kugeln Feuer gefangen. Im Turm selbst hatte es nur eine Kanone und einen kleinen Ofen zum Erhitzen der Kugeln gegeben.
Das Mauerwerk war dick – vielleicht vierzehn Fuß, und der einzige Einstieg befand sich hoch oben in der Mauer. Der Schwachpunkt des Festungsturms war indes der Umstand, dass man nicht in alle Richtungen feuern konnte, sondern nur auf die See oder den nahe gelegenen Strand. Die im Inland errichtete Batterie hatte währenddessen die Kanonade gnadenlos aufrechterhalten können. »Dieser Turm eignet sich ausgezeichnet zur Küstenverteidigung«, merkte Hayden an. »Haben die Korsen ihn erbaut?«
»Das glaube ich nicht. Aber ob es nun die Genueser oder andere waren, weiß ich nicht.«
Als sich der Tag dem Ende neigte, ließ Hayden sich zu dem Schiff rudern, auf das die Geschütze verladen worden waren, und sobald sich die Dunkelheit über das Wasser gelegt hatte, kehrte er mit der Ladung zurück an Land. Bei dem Strandabschnitt handelte es sich genau um die Stelle, die Kochler und Moore von der Anhöhe aus ins Auge gefasst hatten – vom Inland reichte eine Lagune mit Süßwasser bis zum Strand.
Hayden beabsichtigte, die Geschütze auf die herkömmliche Weise abzuladen, und zwar mit tragbaren Lastkränen. Danach sollten sie auf Schlitten verladen und bis zur Lagune gezogen werden. Dort würde man die Kanonen erneut auf die Boote verladen, die über den Sand gezogen werden mussten. Nach dem
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