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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Es dauerte eine Weile, bis sie eine halbe Meile hinter sich gelassen hatten. Schließlich erreichten sie einen Felsvorsprung aus braun-grauem Stein, der wie geschaffen für eine Geschützbatterie war.
    »Das wäre perfekt«, sagte Moore halblaut.
    Seit dem Transport der kleineren Geschütze über den Pfad jenseits des Grats wusste Hayden aus eigener Erfahrung, dass die landwärts gelegenen Hänge dieser Hügel steil waren. Schon ein Mann ohne Gepäck musste sich auf einen anstrengenden Aufstieg gefasst machen, wie sollte man da Geschütze nach oben transportieren, von denen jedes 4000 Pfund wog? Fest stand allerdings auch, dass die Franzosen gewiss recht schnell sowohl die Konventsschanze als auch die Batterie von Fornali aufgeben würden, sobald man die feindlichen Stellungen von diesem Felsvorsprung aus unter Dauerbeschuss nähme. Die feindlichen Geschütze würden sich kaum auf die Achtzehnpfünder einstellen können, doch selbst wenn dies gelingen sollte, wäre die Feuerkraft der britischen Kanonen verheerend.
    Moore beobachtete die Schanze durch sein Fernrohr. »Achthundert Yards«, verkündete er. »Sind Sie da mit mir einer Meinung, Hayden?«
    »Auf eine halbe Kabellänge, ja.«
    Hayden wendete den Blick von der Bucht von San Fiorenzo und schritt einige Yards über den Bergkamm. Nachdem er ein wenig in Richtung Norden gegangen war, erreichte er einen Felssporn, von dem aus er den größeren Teil des Bergrückens überschauen konnte. Die Landschaft auf dieser Seite der Bucht hatte ein einheitliches Gepräge – grau-brauner, von Flechten überzogener Fels, so weit das Auge reichte, hier und da aus dem Berghang gebrochen, sodass überall Blöcke verstreut lagen. Die spärliche Flora bestand aus niedrig wachsenden Myrten und verkrüppelten Erdbeerbäumen.
    Es war nicht verwunderlich, dass die Franzosen, und die Genuesen vor ihnen, sich fast ganz aus der inneren Bergwelt und der Westküste zurückgezogen und sie den Einheimischen überlassen hatten, die sich fortan selbst regierten. Truppen durch so ein schwieriges Terrain zu schicken war fast undenkbar, zumal man überall in einen Hinterhalt geraten konnte.
    In gewisser Hinsicht wäre es besser gewesen, wenn die Hänge steiler gewesen wären. Denn dann hätte man die Geschütze an starken Trossen nach oben hieven können, wie es die Seeleute tags zuvor an einem kleinen Felsvorsprung demonstriert hatten. Doch dieser Felshang ließ das nicht zu, da die Trossen immer durchhängen würden und keine Zugkraft aufbauten.
    »Was denken Sie, Hayden?«, fragte Moore und trat ebenfalls auf den Felssporn, auf dem Hayden in der Hocke saß.
    Hayden deutete vage nach unten. »Dort, weiter nach links, ist eine breite Schlucht, die nicht sehr tief ist. Können Sie sie sehen? Vielleicht ist Schlucht nicht die richtige Bezeichnung. Jedenfalls ist es die einzige Stelle, die nicht unüberwindbar aussieht. Ich werde einmal nach unten steigen und mir das anschauen.« Er drehte sich zu Moore um. »Kann man es auch ohne Kanonen schaffen?«
    Moore sah nachdenklich aus. »Haben Sie schon einmal gesehen, welche Wirkung Traubengeschosse auf kurze Distanz haben?«
    »Gewiss.«
    »Dann wissen Sie ja auch, wie hoch die Verluste wären. Selbst dann bin ich mir nicht sicher, ob wir die französischen Stellungen einnehmen könnten.«
    Hayden nickte. »Lassen Sie mich nach unten klettern. Wenn es sich mit Menschenkraft bewerkstelligen lässt, dann werde ich es versuchen.«
    Moore deutete eine kleine Verbeugung an. »Ich danke Ihnen, Kapitän. Lord Hood hat mit Ihnen eine gute Wahl getroffen. Ich werde mit dem General sprechen.«
    Nun auf sich gestellt, kletterte Hayden den Abhang hinab. Zu seiner Rechten und Linken war das Terrain unpassierbar. Es stand außer Frage, eine 4000 Pfund schwere Kanone zu transportieren. Die Kraft der Männer würde nicht ausreichen, zumal immer die Gefahr bestand, dass das Geschütz wegrutschte.
    Er kletterte den Hang der Schlucht hinunter und untersuchte das Gelände. Die Senke mochte dreißig Yards breit sein – und obwohl sie spärlich bewachsen war, hielt er sie nicht für unpassierbarer als andere Stellen Korsikas, die er gesehen hatte. Obwohl Hayden nicht wusste, wie das Gestein hieß, aus dem diese Berge bestanden, war es über die Jahrhunderte hinweg erodiert und wies scharfe Kanten auf. Einen Moment lang stand er da und schaute hinauf zu dem Abhang. Ihm sank das Herz.
    »Verflucht seien diese Berge«, schimpfte er. »Warum müssen diese Armeeleute auch auf

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