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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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auf diese Höhe zu bringen, aber wir würden keine Männer verlieren. Außerdem würden wir nur wenige Tage brauchen, daher denke ich, dass die Navy einen Versuch unternehmen sollte.«
    Dundas schien immer noch nicht zufrieden zu sein und wandte sich an Kochler. »Ich habe Ihre Einschätzung noch nicht gehört, Major«, sagte er, doch Hayden glaubte, dass der General die eigene Entscheidung nur unnötig hinauszögern wollte.
    Kochler hielt sich zunächst bedeckt. Hayden dachte, der Mann würde sich Dundas’ Ansicht anschließen, denn der General schien der Navy nicht zuzutrauen, die Sache zum Abschluss zu bringen.
    »Ich bin der Meinung, dass wir der Navy die Gelegenheit geben sollten, den Versuch zu wagen«, erklärte Kochler. »Aber für Erfolg oder Versagen bei diesem Unternehmen wird sich allein die Navy verantworten müssen. Das muss man Admiral Hood begreiflich machen.«
    Haydens Erstaunen wich alsbald Ablehnung und Wut. Einen Moment lang fragte er sich, ob Moore mit Kochler unter einer Decke steckte, aber das traute er dem Oberst nicht zu. Tatsächlich hatte Hayden die Navy für diese schier unlösbare Aufgabe ins Spiel gebracht, und von nun an hing der Erfolg der Operationen in der Bucht von San Fiorenzo davon ab, ob die Seeleute es schaffen würden, die Geschütze auf die Anhöhen zu bringen. Wenn das Vorhaben indes fehlschlug, würde sich die Armee immer darauf berufen, dass die französischen Stellungen nicht ohne die Batterien gestürmt werden könnten – und wieder würde man der Navy die Schuld für das Versagen geben, und auch Haydens Name würde fallen. Die hohe Meinung, die Hood von ihm hatte, wäre in Gefahr.
    Dundas’ Miene hellte sich bei diesen Worten auf. »Wenn sich die Navy bereit erklärt, die Verantwortung zu übernehmen.« Aber selbst jetzt wollte sich der General nicht aus Überzeugung zu dem Einsatz bekennen.
    »Vielleicht sollten wir es Kapitän Hayden überlassen, die Möglichkeiten abzuwägen, um dann die Umstände in kleinem Kreis zu diskutieren«, schlug Moore vor.
    Die Armeeoffiziere zogen sich in Moores Lager zurück, sodass Hayden allein und kochend vor Wut auf der Anhöhe stand. In seiner Verzweiflung machte er sich erneut auf den Weg, um noch einmal die Böschung zu untersuchen, über die die Geschütze gezogen werden sollten.
    »So sieht es nun also aus«, murmelte er vor sich hin. Wenn er versagte, konnte er alle Hoffnungen auf eine Position als Vollkapitän begraben, denn selbst Hood würde ihn fallen lassen.
    Im selben Moment ging ihm durch den Kopf, ob er nun bald auch zu den Männern gehören würde, die den Erfolg in der Karriere über alles stellten. Was würde aus Korsika und den Hoffnungen eines Mannes wie Paoli? Inzwischen hatte die Armee eine Situation heraufbeschworen, in der Hayden eigentlich nur versagen konnte und dadurch die Hoffnungen aller Beteiligten zerschlug – die der Briten wie auch der Korsen gleichermaßen.
    »Verflucht seien die beiden«, wisperte er und richtete seine ohnmächtige Wut auf Männer wie Kochler und Dundas.
    Langsam ging er zurück in Richtung Lager, in der vagen Hoffnung, der General werde dem Vorhaben vielleicht nicht zustimmen. Gleichzeitig fragte er sich, ob sein neuer »Freund« Moore ihn nicht womöglich auf ganz gerissene Weise verraten hatte.
    Noch ehe er den Abstieg richtig begonnen hatte, hörte die Kanonade, die während des ganzen Tages unaufhörlich angedauert hatte, plötzlich auf. Die nachfolgende Stille hatte etwas Unheimliches. Rasch hatte Hayden sein Fernrohr auf den Turm in der Ferne ausgerichtet. Eine große Feder aus dichtem Rauch quoll auf in den blauen Himmel.
    »Der Turm ist aus Stein«, murmelte er. »Wie kann er dann brennen?«
    Aber für diese gewaltige Rauchentwicklung konnte es eigentlich keine andere Erklärung geben. Die Besatzung des Festungsturms müsste sich nun entweder ergeben oder elendig ersticken. Als er sich umdrehte, um den Hügel nach unten zu steigen, stieß er auf Moore, der ihm entgegeneilte.
    »Sie haben das Feuer eingestellt!«, rief Moore, doch es klang fast wie eine Frage.
    »Ja«, erwiderte Hayden gereizt, fügte dann aber freundlicher hinzu: »Mir scheint, in dem Turm ist Feuer ausgebrochen.« Hayden zeigte in Richtung der Rauchschwaden, die über die Kuppe des Berges hinweg zu sehen waren.
    »Sieht ganz so aus, als wäre der Turm voller Stroh gewesen«, sagte Moore. »Sonst kann ich mir diese Rauchentwicklung nicht erklären.«
    Hayden nickte zustimmend, doch sein Groll nahm

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