Die letzte Eskorte: Roman
Anhöhe. Von diesem Punkt aus beobachteten sie den Fortgang des Kanonentransports und tauschten sich untereinander aus.
Sofort schoss es Hayden durch den Kopf, dies könnten die Männer sein, die von Barthe und Ransome in eine Wette gelockt worden waren. Es war also denkbar, dass Haydens Ruf im Kreise eben dieser Männer Schaden genommen hatte, da Ransome aus reiner Profitgier Gerüchte in Umlauf gebracht hatte – ein Gedanke, der in Hayden schwärte.
Ganz bewusst versuchte er, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, doch immer wieder musste er feststellen, dass seine Gedanken zu Ransome zurückwanderten, was ihn aufs Neue ärgerte.
Der Tag verging, ungewöhnlich warm für die Jahreszeit, nur eine leichte Brise wehte aus Südwest heran – nicht erwähnenswert für einen Seemann.
Das Freiräumen eines Pfades auf der Böschung gestaltete sich mühsamer, als die Männer gedacht hatten, und zog sich bis in den Nachmittag hin. Hayden stieg die Böschung mehrmals hinauf und wieder hinunter, bis ihm die Beine wehtaten, und beaufsichtigte die Männer, die sich zwischen all den Felsen abmühten.
Obwohl Wickham und der Leutnant bewiesen hatten, dass Geschütze in der Weise nach oben befördert werden konnten, die Hayden vorgesehen hatte, war die Böschung hier wesentlich steiler und schroffer. Zudem musste eine größere Höhe überwunden werden. Ob das Vorhaben überhaupt gelingen würde, ließ sich nicht mit Sicherheit sagen.
Vielleicht wäre es anderen Offizieren vernünftiger erschienen, zunächst eine der Geschützlafetten oder zumindest die Haubitze nach oben zu transportieren. Aber Hayden war der Ansicht, dass Lafette und Haubitze nutzlos wären, wenn sich der Achtzehnpfünder nicht bis ganz nach oben ziehen ließe. Daher beschloss er, es gleich mit einer der großen Kanonen zu versuchen und alles auf eine Karte zu setzen. Doch auf dem Spiel stand ein Gewicht von viertausend Pfund.
Bei einem der zahllosen Aufstiege an diesem Tag traf Hayden oben auf Oberst Moore, der die Arbeit der Seeleute mit anerkennenden Blicken verfolgte.
»Wie ich sehe, ist eine der Kanonen schon vertäut und kann nach oben gezogen werden«, meinte Moore.
»Stimmt, aber sind wir auch schon bereit?«
»Daran habe ich keinen Zweifel, Hayden.«
Die beiden Offiziere gingen nun zu der Stelle, die die Ingenieure für die Batterie vorgesehen hatten, und blickten hinab auf die Franzosen. Hayden vermutete, dass Moore sich nichts sehnlicher wünschte als Kanonen auf der Anhöhe, da die weiter im Inland liegende Geschützbatterie nach wie vor nicht ihre volle Wirkung erzielen konnte. Bislang war es unwahrscheinlich, dass britische Kanonen die Stellungen bei dem Turm oberhalb der Fornali-Bucht bestreichen konnten. Standen jedoch einmal Geschütze hier oben, waren sämtliche französischen Stellungen in Gefahr.
Die beiden feindlichen Fregatten, die zwischen dem Turm von Fornali und der Konventsschanze in der kleinen Bucht lagen, erregten Haydens Aufmerksamkeit, und zwar nicht zum ersten Mal.
»Mir ist aufgefallen, Kapitän, dass die französischen Schiffe Sie beschäftigen«, merkte Moore an.
»Ja. Ich befürchte, dass sie schweren Schaden nehmen, sobald wir hier fertig sind.«
»Wäre das nicht besser, als dass sie entkommen?«
»Sie haben recht, aber wir brauchen im Mittelmeer dringend Fregatten.«
»Können wir sie erobern?«, fragte Moore. Er hob sein Fernrohr an sein rechtes Auge und richtete die Linse auf die beiden Schiffe aus.
»Nicht ohne Weiteres. Sie haben Enternetze entlang des Schanzkleids gezogen und gewiss sämtliche Geschütze mit Kartätschen geladen. Wir müssten sie in der Nacht angreifen. Idealerweise exakt zu dem Zeitpunkt, wenn die Geschütze in Stellung sind. Ich glaube nicht, dass die Franzosen so wertvolle Schiffe verbrennen werden, es sei denn, es ist ersichtlich, dass ihnen keine andere Wahl bleibt.«
Moore ließ sein Glas sinken und schob nachdenklich die Unterlippe vor. »Hat Lord Hood schon erkennen lassen, was er von diesem Vorhaben hält?«
»Nein, hat er nicht. Ich erwäge, ihn um Erlaubnis zu bitten, meiner Crew freie Hand zu geben, um die Fregatten zu entern.«
»Nach meinem Dafürhalten ein ausgezeichnetes Unterfangen.«
Als Moore und Hayden zu der Stelle zurückkehrten, an der die schweren Blöcke an den Felsen befestigt wurden, schleppten die Seeleute den Läufer bereits bergab. Hayden rief zwei Mann von der Themis zu sich, trug einem auf, sich unten ein Fernrohr zu besorgen, und befahl beiden
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