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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Männern, die französischen Fregatten im Auge zu behalten.
    »Ich würde gern wissen, ob die beiden Schiffe über die volle Besatzung verfügen«, sagte er zu seinen Männern, »oder ob sie Vorbereitungen treffen, die Schiffe in Brand zu setzen. Lassen Sie die Franzosen nicht aus den Augen.«
    Die Männer waren begeistert, dass ihnen die Schinderei mit den Kanonen vorerst erspart blieb, und daher war Hayden sicher, dass sie ihre Aufgabe gut machen würden – denn wer wollte freiwillig zurück an die Trossen?
    Hayden wandte sich Moore zu. »Der Augenblick der Wahrheit«, verkündete er. »Vielleicht sollte ich besser sagen, die Stunden der Wahrheit.« Er blickte hinauf zur Sonne. Das Tageslicht schien schneller abzunehmen als sonst.
    »Wir werden es schaffen, Hayden, glauben Sie mir.« Moore sah mit einem Mal sehr ernst aus. »Ein Punkt ist mir noch ganz wichtig. Wenn Sie die Achtzehnpfünder auf den Berg schaffen, dann muss sich Major Kochler bei Ihnen für sein ungebührliches Benehmen entschuldigen und in Zukunft seine Ansichten über die Navy revidieren.«
    »Und wenn ich versage?«
    »Nun, viel schlechter als bisher kann er Sie wohl kaum behandeln.«
    Hayden musste lachen. »Da kann ich nicht widersprechen.«
    Auf seinem Weg den Abhang hinunter blieb Hayden bei den Männern an der großen Trosse stehen, erkundigte sich nach dem Befinden der Seeleute und vergewisserte sich, dass alle genug zu essen und zu trinken hatten. Es war warm, zwar nicht heiß, aber die Plackerei war hart, und selbst an einem milden Tag wie diesem würde sich alsbald Wassermangel bemerkbar machen.
    Die Sonne lag tief über den westlichen Anhöhen und warf ihr dünnes Winterlicht auf die See und die staubig-grüne Insel. Eine Stunde noch, dann lag Korsika in tiefer Dämmerung. Hayden ordnete an, die Fackeln und Laternen bereitzuhalten.
    Nun sah er selbst nach dem Achtzehnpfünder, um sicherzugehen, dass er kein Spiel hatte. Zufrieden wandte er sich an den Bootsmann. »Sie können jetzt beginnen.«
    »Aye, Sir. Läufer bemannen!«, rief er laut. »Zieht an!« Die Trosse knarrte in den Blöcken. »Hievt, Männer, los!«
    Das Tau schien sich schier endlos zu spannen. Doch nach weiteren Sekunden bangen Wartens ging ein Ruck durch Schlitten und Kanone. Der Schlitten bewegte sich langsam über den felsigen Untergrund, blieb wieder stehen, ehe er sich Stück für Stück die Böschung hinaufquälte.
    Hayden blieb neben der Schlittenkonstruktion und richtete sie mit einer Spake neu aus, wann immer sie die Spur zu verlassen drohte. Obwohl dieser Einsatz Gefahren barg, packte Hayden selbst mit an, ahnte er doch, dass die Mannschaft es ihm insgeheim verübeln würde, wenn er sich nun zurückhielt. Unter Kapitän Bourne hatte er gelernt, dass die Offiziere stets den Gefahren ins Auge zu sehen hatten, denen die Crew ausgesetzt war, um sich Respekt zu verschaffen. Zwar tat Hayden dies nicht immer ohne Zweifel oder gar böser Vorahnung, doch jedes Mal zwang er sich, allen Widrigkeiten die Stirn zu bieten.
    Wegen des ungeheuren Gewichts der Kanone blieb der Schlitten oft an der kleinsten Kante hängen, sodass die Männer mit den Spaken und Brecheisen dauernd damit beschäftigt waren, die Fracht freizuhebeln. Einer wie der andere waren die Seeleute konzentriert bei der Sache, mussten sie doch befürchten, dass bei einem abrupten Stopp des Schlittens die Spleiße der Taue rissen.
    Als wieder ein größeres Hindernis in Sicht kam, rief Hayden seinem Bootsmann zu: »Mr Jinks! In fünf Yards anhalten!«
    »Aye, Sir!«
    Ein langer, mehr als ein Yard hoher Felsblock mit steil abfallenden Kanten stand ihnen im Weg. Das Vorwärtskommen geriet ins Stocken, während Hayden das Gelände inspizierte.
    »Leutnant!«, rief er kurz darauf. »Ich denke, wir können den Schlitten nach backbord stemmen und den Fels umrunden.«
    Zwei Holzbalken legte man quer zur Böschung auf den Boden und verkeilte sie mit Steinen.
    »Die müssen das Gewicht eines Achtzehnpfünders aushalten«, wies Hayden die Matrosen an. »Sie dürfen kein Spiel haben.«
    Mit Brecheisen und anderen Hebewerkzeugen bewegte man den Schlitten zur Seite, bis er auf den beiden Balken ruhte, die ungefähr sechs Fuß auseinander lagen. Schnell hatten die Männer die Holzoberfläche eingefettet. Hayden griff nach einer der Spaken und reihte sich bei den Männern ein.
    »Bei drei stemmen wir. Eins, zwei – drei! Und noch mal!«
    Der Schlitten bewegte sich zwei Zoll, dann weitere zwei. Hayden tropfte schon bald der

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