Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
Formation und hielten auf das Schiff zu, das einmal Haydens hätte sein sollen. Eine lang gestreckte hohe Grunddünung erreichte sie aus Südwesten, und das Geräusch der Themis , die sich hebend und senkend die Wellenberge und Wellentäler durchpflügte, hätte Haydens Herz erfreut, wenn die Dünung nicht schlechtes Wetter angekündigt hätte. Obendrein kam sie aus einer ungünstigen Himmelsrichtung.
    Hayden stellte sein Fernglas auf die französische Fregatte ein und beobachtete, wie sie etwas Abstand gewann – vielleicht aufgrund der Annahme, die Themis würde ihr entgegengeschickt, um sie herauszufordern.
    »Die Fregatte hält Abstand, Kapitän«, bemerkte Hawthorne. »Ich würde sagen, ihre Leute haben doch etwas Scheu vor uns, obwohl sie sich der beträchtlichen Anzahl von sechsunddreißig Geschützen gegenüber unseren zweiunddreißig rühmen können.«
    »Ihr Kapitän verhält sich nur klug, Mr Hawthorne, denn er befürchtet sicher, dass die vierundsiebzig Kanonen von Kapitän Pool eingreifen könnten«, erklärte Hayden und rief dann nach Wickham.
    »Sir?«, meldete Wickham sich sogleich, wobei er auf das Quarterdeck eilte und an seinen Hut tippte.
    »Wie sicher waren Sie, dass sich dieses Segel nordwärts bewegte?«, fragte Hayden den jungen Mann. Wickham spähte erneut in die Richtung, aus der er das Segel gesehen hatte, so als ob er diese Erscheinung jetzt noch einmal beobachten könnte. »Ganz sicher, Sir. Ein Schoner mit, wie ich glaube, Kurs auf Brest.«
    Hayden nickte. »Ich werde Kapitän Pool eine Nachricht zukommen lassen. Das wird seine Stimmung nicht gerade heben, aber wenn wir bald von einem französischen Geschwader gejagt werden, sollte er das wissen. Ich will Pool eine kurze Nachricht schreiben. Signalisieren Sie McIntosh, dass ich einen Brief für Kapitän Pool habe.«
    Ehe Hayden nach unten zu seinem Schreibtisch gehen konnte, erschien Dr. Worthing an Deck. Sein Gesicht war rot angelaufen, und er war offensichtlich übel gelaunt, denn er blickte verärgert um sich, entdeckte Hayden und stapfte schwerfällig über das Deck schnurstracks auf ihn zu.
    »Mr Hayden, nicht nur bin ich von Ihrem Arzt beleidigt worden, sondern man hindert mich auch daran, meinen Amtspflichten nachzukommen! Ich verlange, dass Sie diesen Mann unverzüglich zur Ordnung rufen!«
    Smosh folgte ihm fast demütig, aber Hayden hatte den Eindruck, als sähe er in seinem pausbäckigen Gesicht eine Andeutung von Belustigung.
    »Was meinen Sie damit, Dr. Worthing?«, fragte Hayden. »Welche Amtspflichten?«
    »Mr Griffiths will mir nicht gestatten, sein Lazarett zu besuchen. Ich hatte vor, den Kranken und Verletzten dort Trost zuzusprechen.«
    »Aha«, erwiderte Hayden. »Hat Dr. Griffiths Ihnen nicht erklärt, dass die Seeleute glauben, ein Geistlicher, der das Lazarett besucht, sei ein sicheres Zeichen dafür, dass einer von ihnen sterben wird?«
    »Sollen wir etwa die Arbeit auf unserem Schiff auf Aberglauben gründen?«, gab Worthing mit donnernder Stimme zur Antwort. »Es ist kein Wunder, dass Sie kein richtiger Kapitän sind.«
    Hayden spürte den plötzlichen Drang, diesen aufgeblasenen Esel ins Meer zu werfen. Er trat einen Schritt zurück und schloss die Hände hinter dem Rücken fest zusammen, um dieser Versuchung zu widerstehen.
    »Ich lasse Aberglauben nicht zu, soweit es die Leitung meines Schiffes angeht, Dr. Worthing, aber in diesem Fall gibt es keine Wahl. Die Männer gehen nicht zum Schiffsarzt, wenn einem Geistlichen erlaubt wird, sie zu besuchen. Und dann kann sich so manche Krankheit ausbreiten, ehe Dr. Griffiths überhaupt davon Kenntnis hat. Daher tut es mir leid, dass ich darauf bestehen muss, dass Sie – beide – das Lazarett nicht betreten.«
    Aber Worthing war nicht bereit, in diesem Punkt nachzugeben, und wurde nur noch wütender. »Was für entsetzliche Heiden diese Leute doch sind, dass sie sich von dem Gott der Christen abwenden, wenn sie krank sind.«
    Obwohl Haydens Zorn immer stärker wurde, gelang es ihm, ruhig zu sprechen. »Nehmen Sie es mir nicht übel, Dr. Worthing, aber ich glaube nicht, dass Sie der Gott der Christen sind.«
    Smosh wandte sich ab. An den Bewegungen seiner Schultern sah man, dass er leise in sich hinein lachte.
    Worthing richtete sich zu voller Höhe auf. »Ich habe nie behauptet, dass ich das bin. Es ist Ihnen sicher bekannt, Mr Hayden, dass der Lord Admiral persönlich um meine Anwesenheit in der Mittelmeerflotte nachgesucht hat.«
    »Das ist gewiss eine sehr

Weitere Kostenlose Bücher