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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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bringen, wenn ich gegessen habe? Und auch Childers und Dryden, wenn Saint-Denis die beiden entbehren kann.«
    »Aye, Sir.«
    Als Hayden das üppige Mahl beendet hatte, marschierten Childers und Dryden in die Kajüte, gefolgt von einer dritten Person mit einem seltsam geformten Gesicht, umrahmt von sprödem, kohlschwarzem Haar. Seine Augen waren erstaunlich dunkel und ungewöhnlich groß, als litte er unter Fieber. Seine Haut war blass und glänzte leicht, das Kinn war schmal, die Wangenknochen traten deutlich hervor. Hayden hoffte, dass der Mann nicht krank war, da er wahrlich nicht gesund aussah.
    Hayden erhob sich von seinem Stuhl. »Ist dies der Mann, der dieses ausgezeichnete Mahl zubereitet hat?«
    »Ja, Sir«, antwortete Childers. »Spricht zwar nicht viel Englisch, dafür dürften Sie sein Französisch erstklassig finden.«
    »Apropos finden: Wo haben Sie ihn gefunden?«
    Childers und Dryden tauschten Blicke und schienen sich nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. »In Plymouth, Sir.«
    »Dann ist er also ein émigré?« Hayden wandte sich nun an den Koch. »Vous êtes un émigré, n’est-ce pas? «
    Der Mann sah verdutzt aus. »Non, Monsieur – le ponton.«
    Haydens Lächeln erstarb. »Eine Hulk ...«
    Der Franzose nickte. »Oui, eine ’ulk.«
    Hayden sah wieder Childers und Dryden an. »Doch wohl keine Gefängnis-Hulk ...?«
    Dryden hob verzweifelt die Hände und sah Childers erschrocken an. »Wir dachten, er streift so durch Plymouth, auf der Suche nach einer Stellung. So sagte man uns jedenfalls.«
    »Und wer sagte Ihnen das?«
    Sowohl Childers als auch Dryden sahen nun hilflos aus. »Nun, Sir, so ein Mann, äh – ich weiß jetzt nicht genau, wie er hieß.«
    »Monsieur – Worth«, schaltete sich Rosseau ein. Er schien Englisch besser zu verstehen, als die beiden es dargestellt hatten. »Monsieur Worth«, wiederholte er und nickte hoffnungsvoll.
    »Worth ...« Hayden traute seinen Ohren nicht. »Unser Worth? Na los, ich höre?«
    »Aye, Kapitän«, gab Childers zu.
    Hayden wandte sich wieder an Rosseau. »Wie sind Sie nach England gekommen?«, fragte er auf Französisch.
    »Ich war der Koch des Kapitäns, Monsieur, an Bord der Dragoon.«
    »Der Dragoon!«
    Das Nicken des Mannes war ein merkwürdiges Wippen des kleinen Kopfes.
    Hayden sah wieder seinen Bootssteuerer und den Maat des Masters an, die beide stocksteif dastanden und den Blick geradeaus hielten. »Und Worth hat ihn von einer Hulk geholt? Verdammt, hat denn niemand seinen Verstand benutzt? Die Behörden suchen diesen Mann!«
    »Die werden die Suche nach ein paar Tagen einstellen – oder nicht?«, erwiderte Dryden mit leiser Stimme.
    »Wir dachten bloß, dass Sie vielleicht gern einen französischen Koch hätten, Sir, weil wir doch wissen, wie gern Sie diese Sachen essen«, plapperte Childers drauflos.
    »Und ich hätte es auch gut geheißen, Childers«, entgegnete Hayden, »wenn dieser Mann hier nicht ein Kriegsgefangener wäre!« Aufgebracht durchmaß Hayden die Kajüte. Worth hatte also seine Finger mit im Spiel – jener Mann, der auf Haydens Bitte hin Kopf und Kragen riskiert hatte, um Barthes Logbuch zurückzuholen. Hayden stand tief in seiner Schuld – und was hatte dieser Mann jetzt angerichtet? »Nun, jetzt können wir ohnehin nichts tun. Er kann nicht nach Plymouth schwimmen, und wir alle wären in Schwierigkeiten, wenn wir ihn auslieferten.« Hayden blieb stehen und fixierte seine Männer mit strengem Blick. Childers und Dryden schauten beschämt zu Boden. »Uns bleibt im Augenblick nichts anderes übrig, als ihn hier an Bord zu behalten.«
    »Soll er weiterhin für Sie kochen, Sir? Er ist im Verzeichnis aufgeführt, Sir.«
    »Was soll er denn sonst tun? Gegen die Franzosen kämpfen?«
    »Ich glaube nicht, dass er einen guten Kämpfer abgeben würde, Kapitän«, antwortete Dryden kleinlaut.
    Die Situation war so absurd, Hayden hätte laut lachen können. »Nein, das ist er bestimmt nicht. An die Arbeit, Männer.«
    Dryden drehte sich auf der Türschwelle noch einmal um. »Steckt Worth jetzt in Schwierigkeiten, Sir?«
    »Sie stecken alle in Schwierigkeiten, Mr Dryden. Ich weiß nur nicht, welches Strafmaß ich für Männer festsetzen soll, die mir bloß einen Gefallen tun wollten. Ab jetzt unterlassen Sie Unfug dieser Art, Mr Dryden. Haben Sie mich verstanden? Und sagen Sie das auch Worth.«
    »Aye, Sir.«
    Hayden nickte dem Koch zum Abschied zu, der sich sehr über diese seltsamen Engländer zu wundern schien. »Ein ausgezeichnetes

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