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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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machen. Sehen Sie zu, dass Sie keinen Schuss umsonst abgeben.«
    Saint-Denis’ kreidebleiches Gesicht war ganz von Schießpulver bedeckt, aber obwohl er sich noch immer etwas linkisch und steif benahm, mangelte es ihm nicht an Entschlossenheit. Hayden wurde überraschend bewusst, dass ihn das sogar enttäuschte, denn es wäre einfacher, Saint-Denis nicht zu mögen, wenn er auch noch furchtsam und zögerlich wäre.
    Saint-Denis ging gerade aufgerichtet eine Stufe hoch und sah von dort aus nicht weit vom Bug backbords das Heck des französischen Schiffes. Der Wind wurde von Minute zu Minute stärker, und die Themis durchpflügte die immer unruhiger werdende See. Hayden sah, wie achtern auf dem französischen Schiff Männer Musketen zur Heckreling zusammentrugen.
    Schnell ging er zur Gangway und rief nach Hawthorne. Aber der Leutnant der Seesoldaten hatte die Bedeutung der Situation sofort erkannt und war schon dabei, mit einer Gruppe von Seesoldaten in roten Jacken, die ihre Musketen mit Riemen auf dem Rücken trugen, aufzuentern.
    Hayden eilte nach vorn und fand Mr Barthe und Wickham auf dem Vordeck. Das Krachen von Musketenfeuer erfüllte die Luft, und die Bleikugeln aus den Waffenläufen trafen das Deck, wo sie stecken blieben. Bei der Auf- und Abwärtsbewegung der beiden Schiffe konnte man kaum stehen, ohne sich festzuhalten, sodass es Glückssache gewesen wäre, wenn man dabei irgendein Ziel getroffen hätte. Plötzlich brach der Stückmeister der vorderen Karronade auf dem Deck zusammen und wurde von zwei Matrosen fortgetragen.
    Zu Haydens Überraschung beorderte Wickham den jungen Gould an dessen Platz. Der Junge kam beherzt heran und ergriff die ihm hingehaltene Abzugsleine. Barthe brüllte Befehle an Franks und seine Maate, die versuchten, den geringen Schaden zu beheben, den die Heckgeschütze der französischen Fregatte angerichtet hatten.
    Einer der französischen Musketiere wurde von Hawthornes Seesoldaten getroffen und stürzte über die Reling ins Meer. Und dann war ein schrecklicher dumpfer Aufprall zu hören: Einer der Seesoldaten lag zerschmettert auf dem Deck, getötet nicht durch feindliches Feuer, sondern durch den Sturz aus großer Höhe.
    Dann ereignete sich einer der ganz seltenen perfekten Zufälle auf See: Durch eine unberechenbare Welle wurde die Themis hoch emporgehoben, während das französische Schiff in ein tiefes Wellental stürzte. Hayden starrte plötzlich auf das Oberdeck des feindlichen Schiffes, wo die überraschten Musketiere keine dreißig Fuß entfernt auf Augenhöhe standen. Gould riss an der Abzugsleine, noch ehe Hayden etwas sagen konnte. Die ganze Reihe der französischen Schützen wurde von der Reling weggerissen, und ihre zerfetzten Leiber bedeckten das Quarterdeck, als wären sie von einer Sense niedergemäht worden. Die Kanone war mit Kartätschen geladen gewesen.
    Dann stürzte die Themis in ein Wellental. Die nächste Kanone feuerte nicht, wie sie sollte, denn die Männer standen alle vor Entsetzen wie gelähmt. Hayden zwängte sich an den Männern vorbei zur nächsten Kanone, packte die Abzugsleine und zog sie mit einem kräftigen Ruck, während das Schiff wieder nach oben getragen wurde. Dann eilte er nach achtern und hinunter auf das Batteriedeck, wo das kalte Wasser knöchelhoch stand.
    Archer, die Lippen grimmig zusammengepresst, blickte voller Sorge zu ihm hinüber. »Ich bin nicht sicher, dass wir die Stückpforten offen halten können, Mr Hayden.«
    »Feuern Sie diese Breitseite ab und schließen Sie danach die Stückpforten. Wir brauchen dann alle Mann, um über Stag zu gehen. Danach jagen wir die Fregatte wieder.«
    Die Geschütze feuerten, eins nach dem anderen. Dann schlossen sich lautstark die Stückpforten, die Kanonenrohre wurden angehoben und festgezurrt. Das Schiff rollte jetzt wieder stark, und grünes Wasser spülte über die Stückpfortendrempel und ergoss sich dann über das ganze Deck. Was sie jetzt taten, war ungeheuer gefährlich, aber Hayden war überzeugt, dass sie keine andere Wahl hatten. In der Vergangenheit war eine Situation wie diese immer wieder einmal aufgetreten, und jeder Seemann an Bord kannte sie. Wenn sich eine Kanone löste, dann würde es bei einer so großen Anzahl von Männern Verletzungen und möglicherweise auch Todesfälle geben.
    Die letzte der Karronaden achtern feuerte. Hayden eilte dorthin und beobachtete, wie die Schiffe bei anhaltendem Kanonenfeuer nach Süden abzogen. Barthe kam über den Steuerbordlaufsteg herunter

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