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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Pulverkammern trocken sind, Kapitän«, rief Barthe, umklammerte die Reling und zog den Hut tiefer in die Stirn.
    »Es gibt keine Alternative, Mr Barthe. Wir werden sie aber bis zum letzten Augenblick verschlossen halten.« Hayden wandte sich dann um, auf der Suche nach Saint-Denis. Der Leutnant stand am Gangspill und schien unentschlossen, was er als Nächstes tun sollte. Hayden gab dem Profos das Steuerrad wieder, ging die paar Yards zu dem Leutnant hinüber und legte die Hand auf dessen Arm. Dabei beugte er sich nahe zu ihm, um sich bei dem Kanonendonner verständlich zu machen. »Bemannen Sie die Geschütze an Backbord, Leutnant. Und öffnen Sie die Stückpforten erst auf meinen persönlichen Befehl. Dann werden wir unverzüglich die Geschütze ausrennen und die nächstliegende Fregatte mit Feuer bestreichen. Danach segeln wir bei Pool achtern vorbei, beschießen den französischen Zweidecker, gehen dann über Stag und befeuern sie schließlich von Steuerbord aus. Lassen Sie die Stückmeister – Tull, Brown und Windfield – auf das Ruder des Vierundsiebzigers zielen! Haben Sie verstanden?«
    Saint-Denis nickte. Hayden beobachtete ihn auf dem Weg zum Niedergang und sah, wie der Mann das Gleichgewicht verlor und fast hinfiel, ehe er dort ankam. Schließlich ging er offensichtlich mit Mühe nach unten. Hayden war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass der Mann einen so schwachen Charakter hatte, dass er im entscheidenden Augenblick, so fürchtete Hayden, die Nerven verlieren würde. Aber man konnte es nicht sicher wissen. Auf jeden Fall konnte man den Mut eines Mannes nicht einschätzen, ehe er sich bewährt hatte.
    Hayden blieb in der Nähe des Steuermanns, während sie sich auf die feuernden Schiffe zu bewegten, wobei sie sicherstellen wollten, dass sie weder zu nahe noch zu weit entfernt an ihnen vorbeisegelten. Jeder Schuss von Haydens Schiff würde treffen müssen, wenn Pool aus seiner jetzigen Situation befreit werden sollte. Auf zu großer Distanz wären seine Kanonen wirkungslos, bei zu großer Nähe könnte die Themis auf der falschen Seite einer Dünung an der Fregatte vorbeiziehen und wäre dann nicht in der Lage zu feuern.
    Rauch von den Karronaden hüllte alle an Deck dunkel und gespenstisch ein. Auf der Majestic schwankte eine Marsstenge, hing einen Augenblick in der Takelage und stürzte dann in das Meer.
    Als sie näher herankamen, während sich das Schiff auf der zunehmenden Dünung abwechselnd hob und senkte, wurden die blassen Gesichter der Offiziere erkennbar. Hayden stand an der nach Luv gelegenen Reling und ergriff mit der linken Hand eine der Wanten des Besanmasts. Das Tauwerk war rutschig von der Nässe und vom Teer verhärtet. Die Entfernung zwischen der Themis und ihren Gegnern schien unüberbrückbar, so viel sie sich auch bemühten, näher zu kommen. Hayden arbeitete sich nach vorn zum Laufsteg zwischen Quarterdeck und Vordeck und hielt bei den Finknetzen inne. Gould war Haydens Bote. Der Junge stand da und starrte auf die kämpfenden Schiffe. Sein Gesicht war zerfurcht und kreidebleich, als ob er vor Haydens Augen gealtert wäre.
    Hayden beugte sich zu ihm vor und sagte: »Laufen Sie nach vorn und sagen Sie Madison, dass er die Fregatte mit seinen Karronaden beschießen soll, sobald er es für angebracht hält.« Dabei klopfte er dem Jungen aufmunternd auf die Schulter. Er erinnerte sich sehr wohl an seinen ersten Kampfeinsatz auf See und wusste durchaus, was der Junge jetzt empfand. Es war ein ernüchternder Augenblick, weil er einem klarmachte, dass das Leben innerhalb der nächsten Stunde vorbei sein könnte.
    »Jawohl, Sir«, antwortete Gould, und seine Stimme klang ganz dünn vor banger Erwartung.
    Hayden beobachtete, wie der Junge forteilte. Er hatte Angst, es gelang ihm aber, sie zu überwinden – ein gutes Zeichen.
    Hawthorne trat an Haydens Seite.
    »Mr Hawthorne – es ist wieder so weit.«
    »Ja, und ich dachte, der Dienst in einem Geleitzug wäre langweilig. Ich hätte wissen müssen, dass wir unter Ihrem Kommando bald in Kampfhandlungen verwickelt würden.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das auffassen soll«, gab Hayden mit einem Augenzwinkern zurück.
    »Natürlich als Kompliment«, versicherte Hawthorne ihm. »Es scheint, als ob Sie unbedingt jeden zweiten Tag gegen die Franzosen kämpfen müssten, was ich von Herzen begrüße. Es ist Dienstag, und die Franzosen sind wie auf Abruf da.«
    Hayden musste lächeln.
    Hawthorne fuhr fort: »Dienstags, donnerstags und

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