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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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verletzt war, und das zum zweiten Mal. Er antwortete recht laut: »Meine – meine Ohren dröhnen furchtbar!«
    »Sie bluten, Sir!«, antwortete Dryden in derselben Lautstärke. »Es scheint von dem einen Ohr zu kommen – nicht dieses, das andere, Sir.«
    Hayden führte seine Hand zu dem Ohr und spürte, dass das Ohrläppchen feucht war. Als er seine Hand betrachtete, sah er, dass die Fingerspitzen rot waren. Aber es schien ihm in diesem Augenblick, als ob es jemand anders war, dem all das zustieß. Dass Blut aus einem Ohr floss, kümmerte ihn nicht im Geringsten.
    Hayden ging zu der nach Luv gelegenen Reling und hielt sich an den Wanten fest. Von dort blickte er über die unruhige See. Heftiger Wind, der aber kaum ein Geräusch verursachte, blies ihm ins Gesicht.
    In diesem Augenblick segelten Pool und der französische Vierundsiebziger fast nebeneinander her, kamen am Heck der Themis vorbei und nahmen die gegenseitige Beschießung wieder auf, die kurzzeitig durch die Explosion der Fregatte unterbrochen worden war. Einen Augenblick lang beobachtete Hayden, wie sie vorbeizogen, bis der Regen und der Nebel sie seinen Blicken entzog. Nur die grellen Blitze ihrer Geschütze waren in dem trüben Wetter sichtbar.
    »Wohin soll ich steuern, Kapitän?«, fragte Dryden.
    »Wir werden Bradley zu Hilfe kommen.« Dabei hob Hayden eine Hand und deutete voraus, wo man die Hecks der beiden Fregatten sehen konnte. »Wir werden das Backbord der französischen Fregatte ansteuern und dann das Feuer eröffnen.«
    Hayden blickte über das Deck und sah, wie Smosh dem Master auf die Beine half. Barthe wurde ohnmächtig und wäre beinahe gefallen, wenn Smosh ihn nicht gestützt hätte. Er nahm Barthe ohne jede Hilfe auf, überquerte das sich neigende Deck und trug ihn nach unten. Obwohl Hayden noch immer etwas benommen war, machte er sich bewusst, dass das, was Smosh soeben geleistet hatte, keine leichte Sache war, denn Barthe war ein kräftiger Mann.
    Archer kam an Deck und sah Hayden prüfend an. »Sind Sie verletzt, Kapitän Hayden? Sie kommen mir etwas – abwesend vor, Sir.«
    In seiner Antwort bemühte Hayden sich, präzise und deutlich zu sprechen: »Wie wir alle, die an Deck waren, als die Fregatte explodierte.« Dabei blickte er nach oben und sah einen Seesoldaten auf einer Marsplattform, der entweder tot oder bewusstlos war. In die Richtung deutend, sagte er: »Schicken Sie einige Männer nach oben und veranlassen Sie, dass der Seesoldat nach unten gebracht wird. Alle seine Kameraden wurden aus den Marsen ins Meer geschleudert. Ich würde ja gern zurücksegeln, aber wir würden die Männer nie finden, selbst wenn sie noch lebten, und Bradley braucht uns. Ich habe einen solchen Zorn, mehr als ich sagen kann, dass wir unsere eigenen Leute im Stich lassen müssen, um Bradley zu retten. Bradley hätte im Konvoidienst von vornherein nie dem Prisengeld nachjagen dürfen.«
    Dann blickte er wieder nach oben. »Suchen Sie Mr Franks. Wir müssen unsere Ersatzmarssegel festmachen. Wie viele Leute haben wir, die Aufgaben auf dem Schiff verrichten können?«
    »Alle Männer auf dem Batteriedeck sind unverletzt, Sir. Aber die Männer, die an Deck waren, sind entweder verletzt oder – bewusstlos, Sir.«
    »Ja, hoffen wir, dass wir uns alle recht bald wieder erholen. Mir geht es besser, Mr Archer, machen Sie sich keine Sorgen. Sie brauchen Saint-Denis nicht zu bitten, mich zu vertreten. Wir müssen unsere Takelage in Ordnung bringen und die Segel festmachen.«
    Archer nickte. Er war offensichtlich erleichtert darüber, dass Hayden noch Herr seiner Sinne war, und trommelte die Männer zusammen, die in die Masten aufentern sollten. In den Topps gab es sehr viel zu tun, denn die Explosion und der nachfolgende Trümmerregen hatten dem Schiff arg zugesetzt. Man konnte jetzt Franks sehen, wie er hin und her eilte, Befehle gab und darauf achtete, dass die Taue richtig fielen. Chettle und seine Maate liefen mit ihren Werkzeugkästen geschäftig umher, reparierten hier etwas und halfen dort aus. Es war so, als ob die Mannschaft lange geschlafen hätte und nun aufgewacht war und entdeckte, dass es sehr viel zu tun gab.
    Hayden war über das Deck geschleudert worden und spürte nun ein heftiges schmerzhaftes Pochen in einer Schulter und im Kopf. Er hob den Arm und bewegte ihn im Kreise, was nicht ohne Schmerzen möglich war. Den Kopf konnte er, ohne dass es sehr wehtat, überhaupt nicht drehen. All das war aber ein vergleichsweise kleiner Tribut an die

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