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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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zu Hayden auf das Quarterdeck. »Soll ich das Steuer nach backbord drehen, Sir?«, fragte der Steuermann.
    »Noch nicht«, erwiderte Hayden, »ich will den Vierundsiebziger noch einmal von vorn bis hinten beharken, und wir brauchen Manövrierraum, um nach Luv durchzukommen. Halten Sie Kurs.«
    Hayden gab den Befehl zur Wende und verlangte sein Glas. Da trat Gould neben ihn, und sein Gesicht war kreidebleich.
    »Wie kommen Sie zurecht, Mr Gould?«
    »Haben Sie gesehen, was ich – was ich getan habe, Kapitän?«, brachte der Junge stockend heraus, und seine Stimme war vor Entsetzen ganz rau. »Ein Dutzend Männer wurde regelrecht zerfetzt. Es war wie im Schlachthaus, Sir, wie im Schlacht ...!«
    Der Junge sackte etwas in sich zusammen, und Hayden hielt ihn an einem Arm, während Mr Barthe den anderen Arm packte. Dann traten sie etwas hinter Gould zurück, um ihn zu stützen und ihn den Blicken der anderen zu entziehen. Die Männer an den nächstliegenden Kanonen schauten zur Seite.
    »Es wird Ihnen gleich wieder besser gehen«, sagte Barthe aufmunternd. »Atmen Sie gleichmäßig. Wenn Sie sich übergeben müssen, dann halten Sie den Kopf über die Reling.«
    Der Junge nickte und rang nach Luft. Hayden spürte, dass Gould wieder etwas sicherer auf den Beinen stand. Mit den Händen, die vorher schlaff herabhingen, erfasste er die Reling.
    »Es geht mir wieder besser, Sir«, sagte Gould, aber seine Stimme war immer noch schwach.
    »Wir halten Sie noch einen Augenblick fest«, antwortete Hayden.
    Kurz darauf aber merkte Hayden, dass der Junge wieder sicher und fest auf den Beinen stand, und ließ ihn los. Darauf ging er zum Steuer.
    »Alles klar machen zur Wende, Mr Barthe.«
    »Über Stag gehen!«, rief Barthe in sein Sprachrohr.
    Wind kam auf und blies über das Heck. Die Rahen wurden schnell gebrasst, und einen Augenblick lang schwankte das Schiff hin und her. Dann aber stabilisierte es sich und begann, Fahrt aufzunehmen. Die angegriffenen feindlichen Schiffe waren in einiger Entfernung, aber unter dem Druck der windgeschwellten Segel näherte sich die Themis ihnen rasch.
    Die zertrümmerten Fenster an der Heckgalerie des französischen Vierundsiebzigers wurden zunehmend deutlicher sichtbar, je näher sie kamen. Die Achtzehnpfünder hatten tatsächlich mehr Schaden angerichtet, als Hayden zu hoffen gewagt hatte. Hinter dem Franzosen sah Hayden die Majestic . Die Takelage und die Segel waren zerfetzt, die Marsstengen weggeschossen.
    Der französische Vierundsiebziger hatte Windvorteil, konnte aber die Pforten am unteren Batteriedeck nicht öffnen, weil sich das Schiff infolge des zunehmenden Windes immer mehr zur Seite neigte. Pools Seesoldaten schossen auf alle, die nach oben beordert waren, um Segel zu streichen, und hielten damit ihren Gegner in Schach. Der französische Skipper seinerseits fierte die Schoten, und einige seiner Segel zerrissen dabei.
    Auf Pools Leeseite aber wartete die französische Fregatte mit ihren Breitseiten auf das Eintreten von Wellenkämmen, wodurch das britische Schiff jeweils in ein Wellental geriet und große Verluste auf seinen Decks erlitt.
    »Mr Gould!«, rief Hayden.
    Der Junge eilte zu ihm herüber und nahm seinen ganzen Mannesmut zusammen, um den Eindruck zu erwecken, dass das Geschehen ihn unberührt gelassen hatte.
    »Gehen Sie hinunter zu Saint-Denis und teilen Sie ihm mit, dass wir uns sofort die französische Fregatte vornehmen und den Vierundsiebziger Pool überlassen werden. Ich will sie einmal von vorn bis hinten beharken, dann längsseits gehen und eine Steuerbordbreitseite auf sie abfeuern.«
    Der Junge berührte mit der Hand seinen Hut. »Jawohl, Sir. Geradewegs auf die französische Fregatte los, Sir.« Dann stapfte er mit schweren Schritten über das Deck und den Niedergang hinunter.
    In dem Regen und Nebel entdeckte Hayden hinter der Majestic Bradley, der nach einer Halse vor der französischen Fregatte floh, da seine sechsundzwanzig Zwölfpfünder den sechsunddreißig Achtzehnpfündern nicht gewachsen waren. Der französische Kommandant war dabei, über Stag zu gehen, um Bradley zu jagen. Durch den Rauch hindurch und in dem ganzen Chaos konnte Hayden kaum die nächsten Schiffe des Konvois ausmachen, die mühevoll mit der zunehmenden schweren See zu kämpfen hatten.
    Die Themis segelte in einiger Entfernung an dem französischen Zweidecker vorbei, und Hayden bereitete die Beschießung sorgfältig vor. Die Versuche seiner Kanoniere, das Ruder des Franzosen außer

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