Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
wenn es recht ist.«
    »Gewiss, Mr Smosh, ich danke Ihnen.«
    Der kleine Pfarrer lächelte, verbeugte sich erneut und verließ die Kajüte.
    »Bemerkenswert«, murmelte Hayden vor sich hin, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. Wie es schien, hatte sich Hawthorne geirrt, und Griffiths lag, was diesen Smosh anbelangte, mit seiner Einschätzung richtig. Bestimmt hatte Smosh ausgerechnet Gould vorgeschlagen, um der Crew zu demonstrieren, dass der Junge wirklich praktizierender Christ war. Blieb zu hoffen, dass Smoshs Vorhaben auch Erfolg hatte.
    Binnen einer Stunde begab sich Hayden auf das untere Deck – in Richtung Lazarett –, weil er wissen wollte, wie der Doktor vorankam. Griffiths untersuchte derweil die Männer der achten Backschaft. Mithilfe eines kleinen Zylinders horchte er die Besatzungsmitglieder an Brust und Rücken ab, sah ihnen dann in die Augen und Ohren, stellte zahlreiche Fragen – hauptsächlich ob und wie lange sie sich in der Nähe der Erkrankten aufgehalten hatten –, aber besonders gewissenhaft legte er ihnen eine Hand auf die Stirn, um zu prüfen, ob sie Fieber hatten. Zuletzt maß er den Puls der Männer.
    Da Griffiths Hayden bemerkte, stand er auf und folgte dem Kapitän bis zur Unterkunft der Midshipmen, um dort ungestört sprechen zu können.
    »Wie beurteilen Sie die Lage, Dr. Griffiths?«
    »Ich bin noch nicht ganz fertig, Kapitän, aber bislang habe ich den Eindruck, dass wir fast zu leicht davonkommen. Allerdings fürchte ich, dass wir es in den nächsten Tagen mit weiteren Fällen zu tun bekommen werden. An Bord der Agnus ist die Hälfte der Mannschaft betroffen, aber wir haben nur sechs Mann mit Fieber.«
    »Dann sind wir vielleicht in der Lage, die Krankheit einzudämmen.« Hayden wusste nicht, ob er bereits erleichtert sein durfte. Dafür war es womöglich noch zu früh.
    »Fieber dieser Art breiten sich oft rasch aus, Kapitän«, dämpfte Griffiths seine Hoffnungen. »Meiner Erfahrung nach erreicht man bei den Kranken meistens mehr mit leichter Kost als mit allen anderen Maßnahmen. Außerdem werde ich die Männer, falls nötig, zur Ader lassen. Die Arzneien werden die Nerven und den Pulsschlag beruhigen, doch ich denke, wir kommen nicht umhin, mit dem Arzt der Syren zu sprechen. Mein Vorrat an entzündungshemmenden Mitteln ist begrenzt – Jalapenharz habe ich noch reichlich, aber Kaliumpermanganat ist fast erschöpft, und Mercurius dulcis habe ich nur noch in geringer Menge.«
    »Sobald McIntosh zurückkommt, schicke ich ihn zu Cole, um die erforderlichen Arzneien zu holen – wenn Sie mir eine Liste anfertigen könnten?«
    »Sobald ich Tinte und Feder habe.« Griffiths deutete unauffällig mit dem Kopf in Richtung der dicht zusammengedrängt sitzenden Männer.
    »Ich lasse Sie jetzt Ihre Arbeit tun, Doktor.«
    Hayden stieg die Leiter empor zum Batteriedeck, wo einige Pulverjungen – die gerade keine Wache hatten – so taten, als feuerten sie einen Achtzehnpfünder ab. Sie zogen an imaginären Zugseilen, führten nacheinander den Wurm und dann den Wischer ins Rohr, rannten die Kanone aus und ließen ein lautes »BOOM!« ertönen.
    »Den hat’s erwischt!«, rief einer der Jungen, der sich offenbar selbst zum Geschützführer ernannt hatte. Dann spähte er durch den Ritz der geschlossenen Stückpforte auf das feindliche französische Schiff. »Sie sinkt, Jungs!«
    »Nein! Sie darf nicht sinken!«, meinte einer der Burschen entsetzt. »Was wird dann aus unserem Prisengeld?«
    Der Geschützführer spähte ein weiteres Mal hinaus auf die See. »Wartet! Nein, sie geht nicht unter. Kommt, wir entern sie!«
    Einer der echten Ladekanoniere, der sich ganz in der Nähe aufhielt und gerade ein Steinschloss reparierte, sah nun plötzlich den Kapitän und sprang erschrocken auf. »He, ihr Lümmel!«, rief er den Jungen zu. »Was macht ihr da? Verschwindet und treibt eure Späße woanders!«
    Die Jungen setzten zum Protest an, doch als einer von ihnen Hayden entdeckte, flüsterte er: »Der Kapitän!«
    Schon eilten die Jungen davon, und das gefürchtete Wort »Kapitän« hallte von den Bordwänden wider.
    Der Ladekanonier stand unschlüssig und mit verkniffenem Mund da. Schließlich sog er die Luft ein und senkte den Blick. »Bitte um Nachsicht, Kapitän. Sie haben nichts angestellt, Sir, aber ich weiß, dass ich sie nicht an den Geschützen spielen lassen darf.«
    »Das sollten Sie gewiss nicht zulassen. Geben Sie in Zukunft mehr acht, auch wenn die Mündungspfropfen in den Läufen

Weitere Kostenlose Bücher