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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Nierenberg
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sogenannten Hauptreihe. – Wenn nun allerdings eine dieser beiden Komponenten, der Gravitationsdruck der Sternmasse auf den Kern oder aber der nukleare Strahlungsdruck, der gegen die äußeren Schichten wirkt und diese somit nach außen drückt, schwächer werden oder vielleicht auch ganz ausfallen würde, so hätte dies auf jeden Fall katastrophale Folgen auf den Gesamtzustand des Sterns überhaupt! – Sollte also ein Stern in seinem Inneren aufhören zu brennen, zum Beispiel weil sein gesamter Energievorrat endgültig aufgebraucht ist und somit keine weiteren Kernreaktionen mehr erfolgen können, so beginnt dieser schließlich zu schrumpfen und in sich zusammenzufallen, weil ja der enorme Gravitationsdruck seiner Masse diese zum Zentrum hinzieht. – Wenn es hingegen zu einem Verlust von Masse kommt, wie es bei unserer Sonne derzeit der Fall ist, so geschieht genau das blanke Gegenteil! Der Stern expandiert und dehnt sich dabei immer weiter aus, weil der Strahlungsdruck, der von seinem Inneren ausgeht, im Verhältnis zu seiner ständig abnehmenden Masse immer stärker wird und die äußeren Plasmahüllen demzufolge immer weiter nach außen drückt. – Und so ist in kürzester Zeit aus unserer bläulich-weiß strahlenden Sonne ein gelblich strahlender sogenannter ‚Gelber Riese‘ geworden!
    Was aus dem Weißen Zwerg eines Tages eventuell mal werden wird, das können unsere Wissenschaftler auf der Croma und auch wir hier auf der ‚Omikron‘ noch nicht mit absoluter Bestimmtheit voraussagen. Eines ist jedoch sicher! Er hat seine Kernfusion durch den Zufluss enormer Wasserstoffplasmamengen aus unserer Sonne, Alpha Aurigae mit katalogisiertem Namen, wieder aufgenommen und wird als zweite Sonne einen neuen Massenschwerpunkt mit unserer eigentlichen alten Sonne bilden und beide werden sich dabei als neu entstandenes Doppelsternsystem gegenseitig umkreisen.“
    Es blieb natürlich nicht aus, dass sich Vitary erneut die Tränen aus den Augen reiben und die tropfende Nase putzen musste. Nach dieser kurzen Unterbrechung ging es dann aber ohne Umschweife weiter.
    „Und, meine lieben Freunde und Astronauten, was das Schlimmste und Traurigste daran ist und den eigentlichen Horror an diesem gesamten Szenario im Prinzip ausmacht, ist, dass danach unser komplettes bisheriges Sonnensystem nie mehr so sein wird wie vorher! Nach und nach werden alle Planeten, die jetzt noch übrig sind, entweder von einer der beiden Sonnen verschlungen, oder sie werden durch die völlig verschobenen und aus dem über vier Milliarden Jahre unserer Zeitrechnung währenden Gleichgewicht der Schwerkraftverhältnisse unseres Planetensystems aus diesem einfach hinaus katapultiert! – Unser Heimatplanet Croma wird dabei leider das Erstere der beiden möglichen und unfassbar schrecklichen Schicksale erleiden und in vermutlich maximal siebzehn Tagen in der neuen, der zweiten Sonne, welche wir nun mit ‚Alpha Aurigae B‘ bezeichnen werden müssen, restlos und für immer verglühen!“
    Nach diesen, fast schon prophetisch anmutenden Worten Vitarys, ergriff eine alles lähmende Stille den völlig überfüllten Konferenzsaal. Die über dieses wahrhaft kosmische Drama soeben ausführlich informierten Besatzungsmitglieder der „Omikron“ hüllten sich augenblicklich in fassungsloses Schweigen und wurden außerdem, wie sollte es auch anders sein, von einer Art hilflosester Traurigkeit übermannt. Vielen Anwesenden liefen unendlich viele Tränen über ihre Wangen und etliche begannen auch, wie hilflose Kleinkinder zu weinen oder wenigstens nur zu schluchzen. Die absolute Hilflosigkeit, mit der die cromatinische Zivilisation dieser unbegreiflichen Katastrophe entgegen sah und der sie auch ausgeliefert war, bewies all diesen gestandenen Astronauten wieder nur einmal mehr, wie unerbittlich und zerstörerisch das sie umgebende Weltall sein konnte! Es war imstande, jederzeit und überall Leben zu erschaffen und auch jederzeit und überall Leben zu vernichten – und, wenn es denn sein musste, sogar ganze Zivilisationen mit einem Schlage auszulöschen!
    Um diese Versammlung hier nicht in eine unglaubliche große Trauerfeier zu verwandeln und um seine Besatzungsmitglieder schnell wieder auf etwas andere Gedanken zu bringen, erhob sich Satury schließlich von seinem Stuhl und ergriff noch einmal, nachdem Vitary an ihn abgab, das Wort, denn seine Augen blickten inzwischen wieder ein bisschen klarer als vorhin und er hatte auch seinen etwas angeknacksten

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