Die letzte Fahrt des Tramp Steamer
aufeinander folgende Unfälle eines unserer Öltanker beim Anlegen in Aruba zu erstellen. Die Versicherungsgesellschaft hatte ihn dazu bestimmt, bei der nachfolgenden Untersuchung ihre Interessen zu vertreten. Er musste zur Raffinerie reisen, weil man ihm nur dort bestimmte Angaben über den Brennstofftransport in fugendichten Abteilen machen konnte. Nun fuhr er zurück, um sich von einem belgischen Frachter zum Golf von Aden bringen zu lassen. Dort erwartete ihn eine Ersatzstelle als Kapitän auf einem kleinen Schiff, das in den Golfländern mit dem Transport von tiefgefrorenen Lebensmitteln den Küstendienst versah. Der festangestellte Kapitän hatte einen diabetischen Schock erlitten und würde für lange Zeit ausfallen. Unsere Reise zum Meerhafen sollte über zehn Tage dauern. Unterwegs musste der Schlepper mehrmals Halt machen, um einige Lastkähne zurückzulassen und leere mitzunehmen, die zu den Molen der Gesellschaft in der Versorgungsanlage des großen Hafens gebracht werden mussten. Keiner von uns hatte es eilig anzukommen. »Ich hätte mit dem Flugzeug reisen können«, erklärte Iturri, »aber ich fand es interessanter und geruhsamer, auf dem Fluss hinunterzufahren. Immer schon hatte ich den Wunsch, eine solche Reise zu machen. Von den Flüssen kenne ich nur einige Deltas. Das der Scheide beispielsweise oder das der Themse und der Seine bei Le Havre. Nicht alle sind so gut schiffbar und so sicher. Nicht alle.« In den Worten, mit denen er den Satz beendete, spürte ich etwas wie eine Schwierigkeit, sie auszusprechen, eine Trockenheit in der Kehle – fast möchte ich sagen, ein leises Brummen hatte sie ihm unerwartet zugeschnürt. Längere Zeit sagte er nichts mehr, und dann sprachen wir von etwas anderem.
Dank des Wodkas mit Birne wurde die Reiseroutine behaglich; wir hatten beschlossen, ihn auf Katalanisch ›vodka amb pera‹ zu taufen, zu Ehren unserer gemeinsamen Treue zu den Bars von Barcelona, insbesondere zur ›Boadas‹ und der des ›Savoy‹, wo die spirituose Wissenschaft eine kaum zu überbietende Vollkommenheit erreicht. Viele unserer Erfahrungen in der gräflichen Stadt glichen sich erstaunlich. Dieselben Orte, identische Begegnungen, die gleiche Schwäche für bestimmte Ecken der Stadt, eine gemeinsame Verehrung des griechischen Hafens von Ampurias und den Seeteufel, der im Segelklub von Escala serviert wird. So war es nicht erstaunlich, dass unsere Gesprächsthemen trotz der Zurückhaltung seines baskischen Charakters und meines Bemühens, sie zu respektieren, im Verlauf der Tage persönlicher, intimer wurden. Die vertraulichen Mitteilungen ergaben sich ganz von selbst, und allabendlich drangen wir nach dem dritten ›vodka amb pera‹ in Bereiche eines behutsamen Gefühlsvertrauens vor, das wir ganz vorsichtig handhabten, um strikt die selbstgefällige Entblößung oder den Gemeinplatz zu vermeiden, der nichts zur wahren Erkenntnis dieser geheimen Herzenskatastrophen beiträgt, die man nur bei so seltenen Gelegenheiten teilen kann, dass man sie schließlich für unvorstellbar hält.
Eines Abends, als die Hitze kaum noch auszuhalten war, blieben wir in unseren Stühlen liegen und schauten dem langsamen Vorbeiziehen des Vollmonds an einem fast wolkenlosen Himmel zu, in dieser Gegend eine seltene Erscheinung. Der Effekt des Lichts auf dem Wasser und den Lichtungen des Urwalds am Ufer hatte etwas von einer maeterlinckschen Szenerie. Ganz natürlich kamen wir auf das Thema Flandern, auf seine Städte, seine Menschen, seine Küche. Es konnte nicht ausbleiben, dass wir zum Schluss von Antwerpen sprachen. Diese mir aus mancherlei Gründen sehr liebe Stadt hat meines Erachtens den reizvollsten Hafen mit den harmonischsten Bewegungen, da der Verkehr auf der Schelde eine heikle Operation ist, bei der sich alles ganz langsam abspielt und mit Manövern, die aus der Ein- und Ausfahrt der Schiffe eine Art Ballett machen. Wie ich schon sagte, hatten wir die Barriere des Vertrauens durchbrochen, und nun war es Iturri, der mir etwas erzählte, was sogleich mein besonderes Interesse weckte.
»In Antwerpen«, sagte er, »traf ich zum ersten Mal auf die Leute, die mein Leben vollständig ändern sollten. Nämlich ein Libanese, halb Reeder, halb Kaufmann, gewandt und liebenswürdig wie viele seiner Landsleute, und sein Teilhaber und Freund, ein Mann unbestimmter Nationalität, der damals gerade das Mittelmeer befuhr, in Geschäften unterschiedlichster Natur, die sich nicht immer mit der herkömmlichen
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