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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gefiltertes Wasser und Kaffee - oder was sich so nennt. Vielleicht hättest du auch gern einen Schluck von Graces Cola. Hier in der Stadt hergestellt.«
    »Cadillac City Cola.« Thandie grinste Grace im Versuch an, sie einzubeziehen, doch das Mädchen wandte den Blick ab. »Im Tank hab ich was davon probiert. Wusstet ihr, dass sie in Denver immer noch Cola, Pepsi und solches Zeug produzieren? Gott segne Amerika! Danke, ich nehme Wasser.«
    »Tja, unser wiederaufbereiteter Urin sprudelt mehr als dieses Zeug. Gib mir deinen Rucksack und setz dich …«
    Während Michael sich umständlich zu schaffen machte, ging Thandie zu Grace, die sich ein Schulterklopfen gefallen ließ. »Wow, du bist ja gewachsen.«
    »Du hast also meine Mum gekannt.« Grace hatte einen amerikanischen Akzent mit einem kräftigen Schuss Texanisch, das sie im Lager aufgeschnappt hatte; aber auch Michaels britische Korrektheit war herauszuhören. Und unter alledem lag ein leichter Singsang, ein Überbleibsel ihrer Zeit bei den Saudis.
    »Ich bin ihr nur online begegnet. Tut mir sehr leid, was passiert ist.«

    »Ich kann mich nicht an sie erinnern.« Grace sah Gary an. »Ich muss meine Hausaufgaben machen. Darf ich zu Karen rüber?«
    Michael runzelte die Stirn, während er Thandie eine Tasse Wasser brachte. »Das sind schlechte Manieren. Musst du denn sofort weglaufen?«
    Thandie lächelte und machte Grace den Weg frei. »Geh nur, Mädchen. Wir haben sowieso einige geschäftliche Dinge zu bereden. Mach lieber deine Hausaufgaben.«
    »Danke«, sagte Grace. Sie drückte den Handheld an ihre Brust, eilte hinaus und zog dabei die Zeltklappe hinter sich zu.
     
    Die Erwachsenen nahmen auf leichten Klappstühlen Platz. Thandie nippte an ihrem Wasser, und Gary ließ sich von Michael eine Tasse Kaffee geben. Thandie sah sich im Zelt um, betrachtete den Seminolen-Teppich, der auf der dicken Bodenplane lag, die Plastikkoffer und Schränke, das aufgerollte Bettzeug, die Küchenecke mit dem Elektroherd und dem Grill und das kleine Kruzifix, das Michael an der zentralen Zeltstange hängen hatte, ein Symbol seines zaghaft wiederentdeckten Katholizismus.
    »Also, willkommen in unserer Jurte«, sagte Michael auf seine trockene englische Art.
    »Ich hab schon weitaus Schlimmeres gesehen.«
    »Das glaube ich gern. Natürlich hilft es, dass wir so viele Jahre nicht umziehen mussten. Man schlägt Wurzeln.«
    Thandie grinste. »Und nun tragt ihr Hemd und Krawatte und geht jeden Tag zur Arbeit, wie’s scheint.«
    »Lone Elk hat’s gern ein bisschen formell. Er regiert hier
eine Stadt. Glücklicherweise besteht er aber nicht auf Jacketts. Ich habe mich in eine ziemlich hochrangige Stellung in unserem Bürgermeisteramt hinaufgearbeitet, wenn man es so nennen will.«
    »Hochrangig?«
    Michael lächelte. »Nur Seminolen über mir. Das gilt hier als hochrangig.«
    »Und ich bin ein kleiner Techniker«, sagte Gary. »Meistens bin ich beim Holzsammeln und bei den Recyclingprogrammen eingeteilt. Aber ich kann meine Fähigkeiten einsetzen. Ich betreibe so eine Art Wetterdienst für die Stadt.«
    Thandie musterte ihn. Gary fühlte sich ein wenig unbehaglich. Vielleicht hatte er zu ernst geklungen. Sie nippte an ihrem Wasser. »Jedenfalls bin ich froh, dass ich Grace kennenlernen konnte.«
    »Es ist natürlich ein bisschen schwierig für sie«, sagte Michael. »Bis zum Alter von fünf Jahren ist sie in der Familie ihres Vaters aufgewachsen, oder vielmehr bei einem Zweig dieser Familie. Einer obendrein auch noch extrem reichen Familie. Sie hatte Kinder- und Dienstmädchen. Die haben sie völlig verzogen. Und dann haben Gary und ich sie aufgenommen. Ich schätze, wir sind ein ziemlich komisches Paar.«
    »Kann man so sagen«, erwiderte Thandie. »Aber ich bin beeindruckt.«
    »Beeindruckt?«
    Sie sah Gary an. »Weißt du, Boyle, bevor ich hergekommen bin, hab ich nie kapiert, weshalb du hiergeblieben bist. Da draußen gibt’s so viel wissenschaftliche Arbeit zu erledigen. Aber jetzt verstehe ich. Du bist wegen Grace geblieben.«
    Gary nickte. Seine Abwehrhaltung löste sich auf. »Ich war dabei, als sie geboren wurde, in diesem Keller. Ich will nirgends anders sein als bei ihr. Will nichts anderes tun, als sie aufwachsen zu sehen.«
    »Du hast die richtige Entscheidung getroffen, Kumpel.«
    Draußen ertönte ein schroffes Räuspern - ein Signal, das in dieser Zeltstadt an die Stelle eines Klopfens an der Tür getreten war.
    Gary stand auf. »Wir bekommen Besuch.«

53
    Lone Elk

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