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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Als wir zu unserer Wanderung aufgebrochen sind, hab ich eine Weile gebraucht, um eine Sucht loszuwerden, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte. Ist wahrscheinlich keine gute Idee, jetzt wieder damit anzufangen.«
    Thandie und Elena kamen in den Lagerbereich und nahmen im Schneidersitz nebeneinander Platz. »Wir wollen uns nicht aufdrängen«, sagte Thandie. »Wir sehen ja, wie’s bei euch aussieht. Aber wir bleiben heute Nacht hier, wenn’s euch recht ist. Wir haben unsere eigenen Sachen in Gordos Jeep mitgebracht. Ein Zelt und anderen Kram. Ich nehme einen Tee, Gary, aber später sollt ihr unsere Gäste sein.«
    »Geht auf meine Rechnung.« Gordo hob erneut den Flachmann. »Und auf die von Uncle Sam.«

    Thandie wandte sich an Grace. »Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst, Schätzchen. Du musst so ungefähr zehn gewesen sein, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    Grace wandte betont gleichgültig den Blick ab. Gary kannte den Ausdruck. Sie fühlte sich immer unwohl, wenn Relikte der Vergangenheit auftauchten. Sie zog es vor, in der Gegenwart zu leben, in dieser staubigen Welt der Lager und des Wanderns, der Latrinengräben und Banditen - der einzigen Welt, die sie kannte, abgesehen von jenen seltsamen frühen Jahren, als sie die Geisel einer saudischen Königsfamilie gewesen war.
    Elena stand auf und sah sich Thurley, der unter seiner Decke schlief, genauer an. »Dieser Mann …«
    »Das ist Michael Thurley«, sagte Gary. »Ein ehemaliger Regierungsbeamter des Vereinigten Königreichs, der versucht hat, Helen und Grace zu helfen.«
    »Er ist verletzt.« Elena hob die Decke vorsichtig hoch und inspizierte Michaels Wunde.
    »Wir hatten einen Zusammenstoß mit Banditen. Vor ein paar Tagen und ein paar Dutzend Kilometern. Wir kamen gerade aus der Prärie, aus den Nebraska Sandhills.«
    »Die scheinen auf irgendwas ziemlich scharf gewesen zu sein«, sagte Gordo.
    Gary rang sich ein Lächeln ab. »Auf seine Stiefel. Das ist alles. Aber er hat sich gewehrt.«
    »Und gesiegt«, ergänzte Grace.
    »Stimmt. Doch er ist dabei verletzt worden.«
    Das Messer des Banditen war nicht tief in Michaels Bauch eingedrungen; es war eher ein Schnitt als ein womöglich tödlicher Stich gewesen. Die Wunde war sauber, aber lang,
und Michael hatte mehr Blut verloren, als er es sich in seinem geschwächten Zustand erlauben konnte.
    Da es Gary nicht gelungen war, einen Arzt aufzutreiben, hatten er und Grace sich der Sache selbst annehmen müssen. Gary hatte die zerschnittenen Hautlappen zusammengedrückt, während Grace sie mit einem Stück Angelschnur vernäht hatte, kostbarem Material, das sie in einem aufgebrochenen Sportgeschäft mehrere Hundert Kilometer hinter ihnen hatten mitgehen lassen. Dank ihrer dünneren Finger und ihrer besseren Augen kam sie mit derartigen Tätigkeiten besser zurecht als Gary; es war immer Grace, die ihre Kleider flickte. Sie hatten kein Betäubungsmittel gehabt, kein Desinfektionsmittel außer heißem Wasser, das von hrem Spiegelkocher erhitzt worden war. Aber sie hatten es geschafft.
    Elena nickte ernst. »Ja, das war nötig. Gute Arbeit. Aber schließlich leben wir auch in einer Welt, in der es alltäglich ist, dass ein sechzehnjähriges Mädchen lebensrettende chirurgische Operationen an einem Verwundeten durchführt.«
    »Wir tun, was wir können«, sagte Gary abweisend. Er hatte das Gefühl, kritisiert zu werden.
    Grace stand abrupt auf. »Ich gehe mal meine Freunde suchen, Gary.«
    »Klar, Schatz, wenn du willst. Aber du musst nicht weggehen …«
    »Doch, muss ich. Dann könnt ihr alle nach Herzenslust über mich reden. Ich sehe doch, dass ihr das wollt.« Und sie marschierte steifbeinig davon, an der Linie der Kolonne entlang, weg von der Straßensperre.

    »Tut mir leid«, sagte Gary. »Ich glaube, das hat sie bei deinem letzten Besuch auch getan.«
    »Entschuldige dich nicht«, erwiderte Thandie. »Sie hat Mumm. Warum, zum Teufel, sollte sie uns alte Scheintote nicht sitzen lassen? Hey, Gordo, könntest du nicht einen Arzt von der Army dazu bringen, herzukommen und sich Michael anzusehen?«
    »Nee.« Gordo schüttelte den Kopf. »Ist absolut gegen die Vorschriften, verletzte oder kranke Flüchtlinge zu behandeln.«
    Elena seufzte. »Die Soldaten kriegen die beste medizinische Behandlung. Genau wie zu Zeiten der alten Römer. Und das beste Essen.«
    »Ja, ja.«
    »Ach, komm, Großer«, drängte Thandie. »Was bringt’s, ein Astronaut zu

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