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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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strategischen Überlegungen. Kriegsplanungen, Machtdemonstrationen. Aber wenn das Meer weiter steigt …« Es war dieselbe Frage, die Klimatologen einander in ihren Kaminrunden seit fünfzehn Jahren stellten.
    Da der Flutpegel mittlerweile eine Höhe von vierhundert Metern erreicht hatte, waren nun rund vierzig Prozent der ehemaligen Landfläche verloren, eine Zerstörung des Lebensraums von mindestens siebzig Prozent der menschlichen Bevölkerung - vier Milliarden Menschen. Und inmitten der von der Flut ausgelösten Völkerwanderungen gab es einen permanenten Karneval tektonischer Ereignisse - Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis -, weil gewaltige Wassermassen auf dem versunkenen Land lasteten.
    »Dazu kommen die klimatischen Veränderungen«, sagte Thandie. »Rückkopplungsprozesse bewirken, dass Kohlendioxid und andere Treibhausgase in die Luft geblasen werden, und die Mechanismen zu ihrer Reduktion versagen noch immer. Selbst wenn der Meeresspiegel ab morgen nicht mehr stiege, gingen diese Veränderungen weiter. Wir wissen ehrlich gesagt nicht, wie der Endzustand aussehen wird. Mit Sicherheit wird er keinerlei Ähnlichkeit mit irgendetwas haben, das wir kennen.«
    »Aber der Meeresspiegel wird weiter steigen.«
    »Ja. Es wird zweifelsohne noch mehr Kriege wie diesen geben. Weitere Streitigkeiten um hoch gelegenes Gelände.
Wir werden uns alle entscheiden müssen, wo wir den Kampf aufnehmen.« Thandie ließ den Blick über die lagernde Stadt schweifen. »Eine Gruppe von dieser Größe wird nicht mehr lange überlebensfähig sein.«
    »Das weiß ich.«
    »Hast du schon eine Entscheidung getroffen, wohin ihr gehen wollt, du und Grace?«
    Er sah sie an. »Und wohin willst du?«
    »Nach Westen«, sagte sie prompt. »Nach Denver. Die höchstgelegene Hauptstadt eines Bundesstaates, der Regierungssitz der USA, wahrscheinlich die stärkste Enklave der Hochtechnologie-Zivilisation, die es irgendwo auf der Welt gibt. Das ist der Ort, wo man sein sollte, glaube ich.«
    »Der Ort, woher die Lösung all dieser Probleme kommen wird.«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht mehr an ›Lösungen‹. Ich will nur irgendwo sein, wo ich noch so lange wie möglich heiß duschen kann. Und wie steht’s bei dir?«
    Er zögerte. »Ich hatte hin und wieder Kontakt mit Lily Brooke. Sie sagt, wir seien jederzeit willkommen in Lammocksons Festung in den Anden.«
    »Project City.« Thandie grinste.
    »Ja. Sieh mal, ich weiß, dass Lammockson irgendwie durchgeknallt ist, aber er ist auch ein zäher, einfallsreicher Bursche, der sich verpflichtet fühlt, uns zu beschützen, ich meine, unsere Gruppe von Geiseln. Er hat jetzt fünfzehn Jahre lang daran festgehalten, und Lily und Piers stehen ihm ziemlich nahe. Ich werde versuchen, zu ihnen zu gelangen, denke ich.«
    Sie runzelte die Stirn. »Das heißt, ihr geht nach Süden. Durch Mexiko, Panama …«

    »Ich mache mir keine Illusionen, dass es leicht sein wird. Aber was ist heutzutage schon leicht?«
    »Da hast du recht. Komm, helfen wir diesen beiden Stümpern, das Zelt aufzubauen.«
     
    Schließlich stand das Zelt. Gordo ließ Gary sein Handy an einer Batterie im Jeep aufladen. Und ein Arzt der Army kam vorbei, um sich Michaels Wunde anzusehen; er säuberte sie und ersetzte die Naht durch einen Plastikkleber, erklärte Grace jedoch, sie habe gute Arbeit geleistet. Michael kam während der ganzen Prozedur kein einziges Mal zu sich.
    Als sich die Nacht herabsenkte, stellte Gordo einen Campingkocher auf, und sie bereiteten Hühnchen, Schwein und kurz gebratenes Gemüse aus Militärvorräten zu; so gut hatte Gary seit Jahren nicht mehr gegessen.
    Grace kam mit einer Freundin zurück. Sie hörten Musik über Kopfhörer, die an einen kleinen, fremdenergiefreien Detektorenempfänger angeschlossen waren. Die Mädchen sangen das Lied mit: »I love you more than my phone/You’re my Angel, you’re my TV/I love you more than my phone …«
    Die Regierung in Denver sendete Musik über das verbliebene Satellitennetz, aber niemand nahm mehr Musik auf, man hörte nichts Neueres als fünfzehn oder zwanzig Jahre alte Songs. Gary vermisste das sehr. Er war schon immer ein großer Musikfan gewesen, und als er aus den Kellern von Barcelona herausgekommen war, hatte er viel Zeit damit verbracht, sich über die inzwischen erschienenen Alben seiner Lieblingsbands zu informieren, und das Beste von dem neuen Zeug gierig verschlungen. Jetzt ging das nicht mehr. Gary fragte sich, wie viel die Mädchen von den

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