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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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aussetzte. Und so weiter. Die animierte Karte der Wetterfee zeigte den Sturm als milchigen Wolkenstrudel, der südwärts zog.
    »Ist das ungewöhnlich schlimm?«, fragte Lily. »Ist London in Gefahr, wenn er weiter nach Süden kommt?«
    »Das haben sie nicht gesagt. Ich glaube nicht mal, dass es ein besonders schwerer Sturm ist. Doch wenn er sich mit dem ganzen abfließenden Flusswasser oder einem Tidehochwasser verbindet, könnte es problematisch werden. Aber ich weiß es nicht. Es scheint sich einiges geändert zu haben, was die klimatischen Wechselwirkungen anbelangt.«
    »Kristie, meine Nichte, hat gesagt, der Meeresspiegel sei um einen Meter gestiegen.«
    Gary hob die Augenbrauen. »Um einen Meter ? Woher, zum Teufel, hat sie das denn? Ein Anstieg um einen Meter war in den alten Modellen zum Klimawandel höchstens bis zum Ende des Jahrhunderts vorgesehen, und auch das nur im schlimmstmöglichen Fall.«
    »Ich würde nicht alles glauben, was Kristie sagt. Durchaus möglich, dass sie Meter und Zentimeter verwechselt hat.«
    »Tja, wenn sie aber recht hat, würde das alles komplett durcheinanderbringen … Ich weiß es einfach nicht, Lily. Ich bin seit drei Jahren nicht mehr im Geschäft, und Großbritannien ist sowieso nicht mein Gebiet.« Er warf ihr einen Blick zu. »Bisschen gestresst, deine Schwester.«

    »War sie schon immer. Dumm ist sie aber nicht. Sie hat Jura studiert und ihren Abschluss gemacht. Aber dann ist sie im Eventbereich gelandet, wo sie mit Menschen zu tun hat statt mit Fällen. Entspricht ihrem Wesen, schätze ich. Fröhlich, quirlig, gewinnend. Ein bisschen zerbrechlich. Andererseits ziehen weder du noch ich zwei Kinder groß.«
    »Das stimmt.«
    Nach ihren gemeinsamen Jahren wusste Gary auch alles andere: dass Lily nie geheiratet hatte, dass ihre letzte Beziehung, die länger als sechs Monate gehalten hatte, schon viele Jahre zurücklag. Irgendwann hatte sie den Männern gänzlich abgeschworen. Der Kommandant eines Stützpunkts hatte sie angemacht und, als sie nicht darauf eingegangen war, ihr gedroht, sie zum Wachdienst einzuteilen: eine auf drei verschiedene Hubschrauber qualifizierte Pilotin, die am Boden festsaß. Der Kerl war später wegen Vergewaltigung Untergebener aus dem Dienst entlassen worden. Aber da hatte Lilys Fähigkeit, Beziehungen einzugehen, schon dauerhaften Schaden genommen. Sie hatte nie die Absicht gehabt, mit vierzig noch allein zu sein, aber so war es nun mal gekommen.
    Auf dem Bildschirm des Handheld erschien eine neue Vorhersage der BBC, die zeigte, dass der Sturm im späteren Tagesverlauf möglicherweise in die Themsemündung einschwenken würde.
    Und dann kam eine aktuelle Meldung aus Sydney, Australien. Postkartenbilder der Wahrzeichen der Stadt, der Harbour Bridge und des Opernhauses, wechselten sich mit Szenen aus Darling Harbour, Sydney Cove und Farm Cove ab, in denen man das steigende Wasser sah. Es schwappte bereits über die
Uferböschungen beim Opernhaus und ergoss sich auf den gekrümmten, mit Kopfsteinpflaster ausgelegten Fußweg. Momentan war das noch etwas Neues - Touristen filmten den Vorfall mit ihren Handys und sprangen kreischend vor dem Wasser zurück, ein Abenteuer, das ihren Urlaub unvergesslich machte. Aber in den Royal Botanic Gardens südlich der Oper strömte Wasser aus geborstenen Abflussrohren und bildete Teiche auf dem Gras. Und draußen am Bondi Beach blickten die Surfer auf einen Strand, der vollständig unter heranrollenden Brechern verschwunden war.
    Lily fiel es schwer, diese Neuigkeiten zu verarbeiten, als würden sie von den bedrückenden Bildern aus Großbritannien verdrängt. Überschwemmungen in Sydney? Wie war das möglich?
    Gary blickte nachdenklich und verwirrt drein.
    Eine weitere Schlagzeile blinkte auf, erheischte ihre Aufmerksamkeit. Das Cricket-Testspiel zwischen England und Indien, das im Oval stattfinden sollte, war um einen weiteren Tag verschoben worden.
    Der Wagen kam.

8
    Der City Airport lag östlich von Greenwich und der Isle of Dogs. Sie standen eine weitere Stop-and-go-Fahrt über die A13 nördlich des Flusses durch, blickten durch den Regen auf die Hochhäuser in der Umgebung von Canary Wharf. Als sie am Flughafen eintrafen, gab es den Nachrichten in Garys Handheld zufolge die ersten Toten beim Hochwasser in King’s Lynn und Hunstanton im Bereich des Wash, und der Sturm hatte sich an der Ostküste bis Great Yarmouth und Lowestoft vorgearbeitet.
    Der Flughafen war klein. Auf den windgepeitschten Pisten stand

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