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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie dem britischen Militär übergeben, anschließend hat sie das britische Außenministerium in die Hände bekommen, und dann … Überall, wo ich anrufe, lassen sie mich warten oder verweisen mich an einen Berater.«
    »Sie ist bestimmt in Sicherheit«, sagte Gary. »Die würden ihr nichts tun …«
    »Darum geht es nicht«, fuhr Helen ihn an. »Sie ist nicht bei mir . Ist mir egal, ob sie das uneheliche Kind eines saudischen Prinzen ist oder nicht. Ich bin ihre Mutter.«
    »Wir stehen alle genauso vor einem Rätsel wie Sie«, sagte George Camden. »Und wir fühlen mit Ihnen, Helen. Wirklich. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen.«
    »Das stimmt, das stimmt voll und ganz. Ich schließe mich im Namen von AxysCorp allem an, was George gesagt hat.« Die neue Stimme war dröhnend und gebieterisch; instinktiv drehten sie sich alle gleichzeitig um.
    Nathan Lammockson kam auf sie zu.

9
    Lammockson war ein kleiner, stämmiger Mann. Das Jackett seines Anzugs war eine Spur zu eng, so dass sein Bauch das Hemd herausdrückte. Er trug das grau melierte Haar ganz kurz, und sein Doppelkinn und seine fleischige Nase waren schweißfeucht. Ein Schwarm von Nachrichtenteams folgte ihm auf dem Fuße. Er gab jedem der vier, die er aus den Fängen der spanischen Extremisten gerettet hatte, die Hand und murmelte dabei irgendetwas Belangloses. Scheinwerfer strahlten grell, Mikrofongalgen hingen in der Luft. Für Lammockson war diese Begegnung eindeutig die Krönung der imposanten Veranstaltung.
    Seit ihrer Rückkehr nach England hatte Lily in ihrer freien Zeit Nachforschungen über ihren Retter angestellt. Der fünfundvierzigjährige Nathan Lammockson war ein Einwanderer der dritten Generation aus Uganda. Seine Großeltern waren vor Idi Amin geflohen. Vom Äußeren her wirkte er irgendwie ostmediterran; er behauptete, nichts über seine ethnische Herkunft zu wissen. Schon mit vierzig Jahren war er einer der reichsten Männer Großbritanniens gewesen. Soweit Lily es verstand, hatte er seinen Reichtum hauptsächlich dadurch vergrößert, dass er Großunternehmen aufkaufte, die dazu erforderlichen Kredite mit deren Vermögenswerten absicherte und sie dann mit enormen Profiten weiterverkaufte.

    Als die Kameras mit ihnen fertig waren, trat Piers Michaelmas höflich beiseite, den Blick auf ein Gerät gerichtet, das für Lily wie ein futuristischer Pager aussah. »Sie geben gerade die ersten Hochwasserwarnungen für London heraus«, sagte er zu Lily.
    »Dieser Nordseesturm?«
    »Ja. Das Sperrwerk ist schon geschlossen, aber … Hallo? Ja, hier ist Michaelmas …« Piers schlenderte davon, in die Luft redend.
    »Na«, sagte Lammockson überschwänglich, »wie finden Sie die Party?«
    Gary, ein wenig beschwipst, erwiderte: »Ich find’s immer gut, neue Worte zu lernen.«
    »Zum Beispiel?«
    »›Hedgie‹.«
    Lammockson lachte dröhnend. »Der Manager eines Hedgefonds. Wahrscheinlich der korrekte Begriff für zwanzig Prozent der Anwesenden.«
    »Aber nicht für Sie«, riet Lily.
    »Die Financial Times hat mich mal als ›Private-Equity-Magnat‹ bezeichnet. Ich mag das Wort, Sie nicht? ›Magnat‹. Klingt nach einem reichen Byzantiner. Allerdings sind wir heutzutage so viele, dass wir eine eigene gesellschaftliche Klasse bilden. London, Gott sei Dank bin ich hier geboren! Die Stadt ist so liberal, dass sie für Leute wie mich geradezu ein Steuerparadies ist.«
    »Und ›Hydrometropole‹?«, fragte Gary.
    »Ah. Das ist schon interessanter.« Groteskerweise sprang Lammockson ein paarmal hoch und landete jedes Mal dank seines nicht gerade geringen Gewichts mit einem dumpfen
Laut wieder auf dem Boden. »Wir schwimmen. Diese ganze Villa. Sie haben das bestimmt aus der Luft gesehen. Wir liegen auf dem Wasser, obwohl ich einen Swimmingpool, ein Kino, eine Sporthalle und einfach unglaubliche Küchen habe - sogar ein schwimmendes Treibhaus. Ich bin der Amphibienmann! Der ultimative Schutz vor dem Hochwasser, nicht? Man reitet die Welle einfach ab … Das hier ist eine schwimmende Stadt, eine holländische Konstruktion. Die Holländer kämpfen schon seit Jahrhunderten gegen das Meer - zum Teufel, ihre Vorfahren haben’s zweitausend Jahre lang getan. Ich will Ihnen mal was sagen. Die Dämme in New Orleans, die bei Katrina versagt haben, waren für ein Wetterextrem ausgelegt, wie es einmal alle dreißig Jahre auftritt. Das Themse-Sperrwerk hält einem Extremereignis stand, mit dem man nur einmal alle tausend Jahre rechnet.

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